Deutsche Bank lässt Goldprojekt fallen
Vorstandschef Rolf Bräuer ließ die Bombe möglichst leise platzen. Erst nachdem Henry Mathews vom Dachverband der Kritischen Aktionäre dem
Vorstand ausführlich den geplanten Kredit für das extrem umweltschädliche Goldgewinnungs-Projekts nahe der griechischen Gemeinde Olympiada vorgeworfen hatte, gab Breuer bekannt: “Unser Mandat zur Finanzierung des
Projekts ist ausgelaufen. Wir haben keine Beziehung zu TVX mehr.”
Noch wenige Tage zuvor hatte die Deutsche Bank mehrfache Anfragen des Zweiten Deutschen Fernsehens zum Stand der Kreditvergabe
kommentarlos nicht beantwortet. Auf die schriftlich eingereichten Gegenanträge des Dachverbands zum Thema hatte der Vorstand noch wenige Wochen vor der Hauptversammlung mit der Behauptung reagiert, das Projekt sei
umweltverträglich und es spreche nichts gegen die Kredit- vergabe. Für die 3.000 Aktionärinnen und Aktionäre, die sich am 17. Mai 2001 in der Frankfurter Festhalle versammelt hatten, war die Überraschung perfekt.
Der kanadische Bergbaukonzern TVX will in Olympiada ein ganzes Tal zu einem Auffangbecken für hochgiftigen Schlamm umfunktionieren, der
Zyanid und Arsen enthält und dort dauerhaft gelegart bleiben soll. Das Vorhaben hat in den vergangenen zwei Jahren zu heftigen Protesten der Anwohner geführt und war auch schon Thema in der Hauptversammlung der Deutschen Bank im Vorjahr.
Oberstes Gericht widerruft Genehmigungen
Mitte April 2001 wurde durch Berichte griechischer Medien und internationaler Nach- richtenagenturen bekannt, dass das oberste
griechische Verwaltungsgericht (“Staats- rat”) am 11. April mit großer Mehrheit der Richterstimmen beschlossen hat, sämtliche Genehmigungen für das umstrittene Projekt zu widerrufen, weil Belange des Umwelt- und
Gesundheitsschutzes nicht angemessen berücksichtigt worden seien. Das offizielle Urteil wird im Juni erwartet.
Dachverbands-Sprecher Mathews bezeichnete diese Entscheidung in der Hauptver- sammlung als “Schlag ins Gesicht des Vorstands der
Deutschen Bank, der bis vor kurzem behauptet hat, das Projekt sein umweltverträglich.” Er warf den Managern des Geldhauses vor, bis zum Schluß an dessen Finanzierung festgehalten zu haben, und folgerte: “erst das
nun bekannt gewordene Urteil des Staatsrats hat Ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht.”
Proteste hatten Erfolg
Vorstandschef Breuer konkretisierte daraufhin seine Aussage. Das Mandat zur Finan- zierung sei am 31. März 2001 ausgelaufen. Das Urteil
sei aber erst um den 14. April bekannt geworden. Beobachter werten dies als klaren Beleg dafür, dass die Deutsche Bank wegen der Proteste tausender Menschen in Griechenland und der Kritischen Aktionäre in
Deutschland um ihr Ansehen fürchten musste, und das TVX-Projekt deshalb fallengelassen hat.
“Die hervorragende Zusammenarbeit der Menschen vor Ort und unserer kleinen Initiative hier hat die größte Bank Europas in die Flucht
geschlagen”, resümiert auch Henry Mathews. “In Zukunft werden sich die Herren des Geldes ihre Kreditzusagen für umweltfeindliche Projekt zweimal überlegen.”
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