Gegenantrag

Der Vorstand der Adidas AG kommt nicht hinreichend seiner Verantwortung nach, wirksamere Maßnahmen für den Klimaschutz umzusetzen und für die Einhaltung sozialer Standards in den eigenen Lieferketten zu sorgen.

Reputationsschaden durch zunächst ausgesetzte Mietzahlungen

Der Vorstand ist verantwortlich für einen massiven Reputationsschaden und Verlust des gesellschaftlichen Ansehens des Konzerns. Zu Beginn der Corona-Krise entschied Adidas, die Stundung für April-Mieten 2020 zu verlangen, und gleichzeitig keine Änderung an der zuvor geplanten Dividende vorzunehmen.
Dies war eine wenig verantwortungsvolle, unsensible und schon kurzfristig ineffektive Reaktion auf die Krise, zu deren Bewältigung zuerst eigene Mittel genutzt werden sollten. Es wirft ein fragwürdiges Bild auf die Führungsfähigkeiten des Vorstands, wenn dieser nicht erkennen kann, wann das Auslagern von Risiken und Verlusten den Schaden für das Unternehmen sogar noch vergrößern kann. Die zentrale Bedeutung der Reputation der eigenen Marke sollte die Entscheidungen des Vorstands gerade auch in Krisensituationen maßgeblich beeinflussen.
Erst nach massiver Kritik sowie Boykottaufrufen entschuldigte sich Adidas und zahlte die Mieten. Dass Adidas mehr denn je auf das Verständnis, die Solidarität und Unterstützung von Staat und Gesellschaft angewiesen ist, zeigt der nun erhaltende Milliardenkredit von der staatseigenen Förderbank KfW.

Soziale Standards in Lieferketten müssen Wirklichkeit werden

Selbst beim Engagement für nachhaltigere Lieferketten wird derzeit Adidas gegenüber Rücksicht genommen. Innerhalb des Bündnisses für nachhaltige Textilien wurde die Berichtspflicht für 2020 ausgesetzt. Erst im April 2021 muss Adidas nun die aktuelle Roadmap für eine nachhaltigere Produktion vorlegen. Der Vorstand weiß um die Probleme der oft untragbaren Arbeitsbedingungen bei eigenen Zulieferern. Auf Seite 97 im aktuellen Geschäftsbericht werden die Mängel deutlich, die 2019 bei immerhin 1.191 Audits von Zulieferern festgestellt wurden. Hauptsächlich werden Defizite bei der Einhaltung von grundlegenden Regeln bei Arbeitszeiten, Löhnen und Überstunden, aber auch dem Feuerschutz bemängelt, die eigentlich soziale bzw. arbeitsrechtliche Mindeststandards darstellen.

China Cables: Zwangsarbeit bei Zulieferer aus Xinjiang?

Die unter dem Namen „China Cables“ öffentlich gewordenen, zuvor geheimen Dokumente der chinesischen Regierung belegen die systematische Verfolgung und Unterdrückung der Uigurinnen und Uiguren in Umerziehungslagern in Xinjiang, China. Mehr als 80.000 Menschen der muslimischen Minderheit sollen dort für Zulieferer internationaler Marken arbeiten, womöglich auch unter Zwangsarbeit.In dem Bericht „Uyghurs for sale“ des Australian Strategic Policy Institute (Aspi) wird Adidas als eines von 83 Unternehmen genannt, die direkt oder indirekt vom Einsatz uigurischer Arbeiter:innen durch potenziell missbräuchliche Arbeitsvermittlungsprogramme profitieren: https://www.aspi.org.au/report/uyghurs-sale.

So gibt es laut dem Bericht Hinweise darauf, dass uigurische Arbeiter:innen direkt aus einem der „Umerziehungslager“ von Xinjiang in einen Zulieferbetrieb von Adidas transferiert wurden, namentlich Haoyuanpeng Clothing Manufacturing Co. Ltd (HYP), dessen Fabrik in Xinjiang eine große Adidas-Plakatwand an der Fassade hatte.Adidas habe nach eigener Aussage zwar keine direkten vertraglichen Beziehungen zu den in die Arbeitsprogramme involvierten Lieferanten, könne aber auch nicht ausschließen, dass es entsprechende Verbindungen in der weiteren Lieferkette gäbe. Dies alles verdeutlicht die Notwendigkeit, die bisherigen Maßnahmen von Adidas zur Identifizierung, Bewertung und Minimierung von Menschenrechtsrisiken in den eigenen Lieferketten schnellstmöglich zu verbessern, damit auch substantielle Verbesserungen eintreten können.

Klimaziele müssen mit dem Pariser Klimaschutzabkommen kompatibel werden

Der Vorstand muss viel mehr dafür tun, damit das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens erreicht werden kann. Nur diese Begrenzung würde die Risiken und Folgen des Klimawandels deutlich mindern, die von zukünftigen Generationen und vor allem von den Menschen und Ökosystemen im Globalen Süden er- und getragen werden müssen.
Wenn alle Konzerne bis 2050 eine Klimabilanz wie Adidas hätten, würde sich das Klima um ganze 3,4 Grad Celsius erwärmen. Das zeigt ein Bericht des Beratungsunternehmens Right von Ende 2019: https://www.right-basedonscience.de/

Es braucht nun verbindliche Ziele und Vorgaben für die Emissionsreduzierung innerhalb der Lieferketten (Scope 3), denn durch die Auslagerung der Produktion fällt der Großteil der Treibhausgasemissionen gar nicht direkt bei den eigenen Betrieben an. Nur über maßgebliche Reduktionen im Scope 3 würde Adidas der eigenen Verantwortung für den Klimaschutz gerecht werden.

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