Ausschluss fossiler Energien, ESG-Framwork und Betriebsschließungsversicherungen während der Corona-Pandemie: Unsere Fragen an den Vorstand der Allianz

Fragen zu Investitionen und Versicherungen im Bereich fossiler Energien

  • Das Pariser Klimaschutzabkommen beinhaltet das Ziel, den Anstieg der Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, um die Risiken und Folgen des Klimawandels zu mindern. In 1,5°C Klimaszenarien, die kein oder wenig CO2-Overshoot vorsehen, ist kein Platz für neue Öl- und Gasprojekte. Auch der UNEP-„Production Gap Report“ legt dar, dass Öl- und Gasproduktion jährlich um 3 Prozent bzw. 4 Prozent abnehmen müssen, wenn das 1,5°C-Limit gehalten werden soll. Zieht die Allianz als Unternehmen, das sich dem 1,5°C-Limit verschrieben hat, daraus Konsequenzen für Investitionen in und Versicherung von neuen Öl- und Gasprojekten und Unternehmen, die diese planen?
  • Im Nachhaltigkeitsbericht berichtet die Allianz, dass sich bis 2025 die Hälfte der gehaltenen Öl- und Gasunternehmen „Net-Zero-2050“-Ziele gesetzt haben sollen. Verlangt die Allianz dabei von den gehaltenen Firmen, dass diese auch klare Kurzfristziele setzen, um die Treibhausgasemissionen zu senken?
  • Plant die Allianz-Tochter Pimco den Kohleausschluss der Allianz zu übernehmen, oder einen eigenen zu entwickeln?

Fragen zu fragwürdigem Nutzen von CO2-Kompensationsprojekten

  • Wie bewertet die Allianz Untersuchungen, wonach insbesondere Waldkompensationsprojekte häufig die angeblichen Emissionseinsparungen überschätzen?
  • Die Allianz wirbt damit, seit 2012 klimaneutral zu sein. Untersuchungen haben gezeigt, dass auch Zertifizierung etliche Fehleinschätzungen bei CO2-Kompensationsprojekten der angeblich erbrachten Emissionsminderungen nicht verhindert. Wie stellen Sie sicher, dass die Allianz als Käuferin von Emissionsgutschriften aus Waldprojekten (Kassigau Corridor REDD in Kenia, Projekte in Kambodscha, DR Kongo, Indonesien) nicht Gefahr läuft, dass eine Kompensation der eigenen Emissionen nur auf dem Papier stattgefunden hat – der Klimaschaden also nicht ausgeglichen wurde, obwohl die Allianz das so kommuniziert?
  • Wieviel hat die Allianz im Schnitt (sowie maximaler und minimaler Preis) pro Tonne CO2/ pro Emissionsgutschrift für den Kauf von Emissionsgutschriften aus Waldprojekten ausgegeben?
  • Wie bewertet die Allianz das Risiko für Landraub in großem Umfang, wenn neben der Allianz nun auch zahlreiche DAX Konzerne, Ölfirmen, Tech-Konzerne, Nahrungsmittelkonzerne Wald und Aufforstung als Kohlenstoffspeicher für die eigenen Emissionen beanspruchen?
  • Shell geht von einer zu beanspruchenden Fläche von 700.000 Mio. ha aus, der Größe von Brasilien (bis 2100, und plus Land für Waldschutz, Referenz ist Sky 1.5 – Shell Modellierung, um 1.5 Grad Ziel zu erreichen, ohne aus fossilen Energieträgern auszusteigen). Auf den existierenden Flächen, von denen etwa die Allianz bisher Emissionsgutschriften eingekauft hat, wurde die kleinbäuerliche und Subsistenznutzung eingeschränkt. Ist das aus Ihrer Sicht nicht neo-kolonialer Landraub?
  • Ergibt sich bei wachsender Nachfrage nach solchen Kompensationsgutschriften nicht eine Gefahr für Ernährungssouveränität, gar Ernährungssicherung und damit auch ein Risiko für Ihr Versicherungsgeschäft?
  • Wie passen 30-40 Jahre Laufzeit von solchen Projekten zusammen mit der Notwendigkeit, den Kohlenstoff im Wald über hunderte Jahre zu speichern, wenn ein Klimaeffekt sichergestellt werden soll? Der fossile Kohlenstoff beeinträchtigt das Klima ja nicht nur für die 30- bis 40-jährige Laufzeit der Projekte.
  • Wo ist da die in Ihrer Werbebroschüre postulierte „Verantwortung für eine lebenswerte, sichere Zukunft“? Beziehen Sie da auch die Zukunft der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ein, die das Land nicht mehr nutzen können, von dem die Allianz seit Jahren Emissionsgutschriften kauft?

Fragen zu Betriebsschließungsversicherungen während der Corona-Pandemie

  • Für wie viele Betriebe haben Sie keinen Versicherungsschutz gewährt, wenn diese während der Corona-Pandemie schließen mussten, obwohl diese eine bei Ihnen eine Betriebsschließungsversicherung abgeschlossen hatten?
  • Finden Sie es kundenfreundlich, wenn Sie in der Corona-Pandemie keinen Versicherungsschutz für jene Betriebe und Geschäfte bieten, nur weil der Name des Coronavirus nicht explizit in den abgeschlosseneren Verträgen genannt wurde?
  • Wie hoch wäre die finanzielle Belastung für die Allianz, würden Sie auch das Coronavirus und dessen Folgen als zulässigen Grund für Versicherungsschutz bei abgeschlossenen Betriebsschließungsversicherungen gelten lassen?
  • Wie hoch sind die Gerichtskosten und die Kosten durch Vergleiche, die bisher durch Rechtsstreitigkeiten entstanden sind, da sie keinen Versicherungsschutz bei Betriebsschließungsversicherungen und Corona-bedingten Schließungen gewähren wollen? Mit welchen Kosten rechnen Sie in Zukunft insgesamt?
  • Mit wie vielen Betrieben, die bei Ihnen eine Betriebsschließungsversicherung abgeschlossen hatte, haben Sie die Verträge gekündigt und wie viele davon neue Verträge angeboten, die nun explizit keine Pandemiefolgen abdecken?
  • Der Vorstandsvorsitzende Oliver Bäte setzt sich für einen europäischen „Notfallfonds“ für die Lasten der Corona-Pandemie und ähnlicher Ereignisse ein, in den Staaten und Versicherer gleichermaßen einzahlen sollen. Wie hoch schätzt die Allianz die eigenen finanzielle Risiken von Pandemien und ihrer Folgen ein?
  • Finden Sie den Ruf nach Staatshilfe bei eigenen Geschäftsrisiken gerechtfertigt, wenn Sie gleichzeitig die Rekord-Dividende vom Vorjahr erneut ausschütten wollen, aber Ihren Kundinnen und Kunden keinen Versicherungsschutz bei Betriebsschließungsversicherungen gewähren wollen?

Fragen zu menschenrechtlicher Sorgfaltspflicht

  • Können Sie bereits sicherstellen, dass die Allianz die absehbaren Anforderungen des geplanten und bereits vom Bundeskabinett beschlossenen Sorgfaltspflichtengesetzes an ein Risikomanagement zur Identifizierung und proaktiven Reduzierung von Menschenrechtsrisiken in den eigenen Lieferketten erfüllt?
  • Ihr überarbeitetes ESG-Framework ist seit mittlerweile fünf Jahren in Kraft. Welche konkreten Erfahrungen haben Sie in Bezug auf Menschenrechte gemacht?
  • Ist es aufgrund des neuen ESG-Frameworks zu konkreten Projektausschlüssen oder -beendigungen gekommen? Wenn ja, welche genau?
  • In Ihrem Framework sind auch die sog. FPIC-Prinzipien genannt, die freie, vorherige und informierte Zustimmung betroffener, insbesondere indigener Gruppen. Welche konkreten Erfahrungen haben Sie dazu gemacht?
  • Deutschland hat nun die ILO-Konvention 169 zu indigenen Rechten ratifiziert. Inwieweit sehen Sie dazu Auswirkungen allgemein und speziell auf Ihr ESG-Framework, auch wenn die ILO 169 in erster Linie Nationalstaaten betrifft?
  • In Brasilien kam es verheerenden Dammbrüchen; 2015 bei Mariana und 2019 bei Brumadinho. Hat die Allianz bisher in diesem Zusammenhängen Entschädigungen gezahlt? Falls ja, in welcher Höhe und für welche Bereiche?
  • Hält die Allianz Aktien der Unternehmen Vale, Anglo American und JBS S.A und wenn ja, wie viele?

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