Moralisch fragwürdige Dividende und klimaschädliche Investitionen: Unsere Gegenanträge

Zu Tagesordnungspunkt 2: Verwendung des Bilanzgewinns

Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre beantragt, die von der Verwaltung vorgeschlagene Verwendung des Bilanzgewinns abzulehnen.

Begründung:
Die Dividende sollte deutlich niedriger ausfallen, damit mehr Mittel zur Bewältigung der Coronakrise und ähnlicher Risiken bereitgestellt werden können. So können auch die Aktionär:innen der Allianz dazu beitragen, dass die ökonomischen und sozialen Folgekosten der Corona-Pandemie nicht nur vergesellschaftet, während die wenigen Gewinne privatisiert werden. Es ist mehr als nur ein bitterer Beigeschmack, wenn der Bilanzgewinn auch zum Nachteil jener Betriebe zustande gekommen ist, die sich gegen verordnete Betriebsschließungen versichert hatten, denen die Allianz nun aber keinen Versicherungsschutz gewährt.

Betriebsschließungsversicherungen der Allianz sollten auch bei Corona greifen
Aufgrund der Corona-Pandemie und des Infektionsschutzes durften viele Betriebe und Geschäfte nicht öffnen – gut für jene, die eine Betriebsschließungsversicherung haben, sollte man meinen. Nicht so bei der Allianz: Da das Coronavirus nicht explizit in entsprechenden Versicherungsverträgen genannt werde, bestünde kein Versicherungsschutz, so das spitzfindige Argument. Unbekannte Erreger hat die Allianz aber selbst nicht explizit ausgeschlossen, sodass sich nun Gerichte mit der Sache befassen. Längst nicht alle Betroffenen können es sich jedoch leisten, ihr Recht einzuklagen. Statt sich also mit unverschuldet in Not geratenen Gastwirten vor Gericht zu streiten, sollte sich die Allianz kundenfreundlich und kulant zeigen, nicht zuletzt aus Eigeninteresse. Denn nun folgen aber nicht nur teure Vergleiche und Gerichtskosten, sondern auch ein nicht zu unterschätzender Reputationsschaden.

Pandemie-Risiken nicht vergesellschaften
Der Vorstandsvorsitzende Oliver Bäte setzt sich für einen europäischen „Notfallfonds“ für die Lasten der Corona-Pandemie und ähnlicher Ereignisse ein, in den Staaten und Versicherer einzahlen sollen. Anscheinend sieht die Allianz doch erhebliche finanzielle Risiken in Pandemien, doch diese müssen nicht gleich der Gesellschaft aufgebürdet werden – zumindest dann nicht, wenn es eigene Geschäftsrisiken sind. Der Ruf nach Staatshilfe passt nicht, wenn gleichzeitig die Rekord-Dividende vom Vorjahr erneut ausgeschüttet werden soll. So wird auch notwendige gesellschaftliche Akzeptanz für Staatshilfen für Unternehmen verspielt, sollten diese doch nötig werden.

Zu Tagesordnungspunkt 3: Entlastung der Mitglieder des Vorstands

Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre beantragt, den Mitgliedern des Vorstands die Entlastung zu verweigern.

Begründung:
Der Vorstand der Allianz SE kommt nicht hinreichend seiner Verantwortung nach, wirksamere Maßnahmen für den Klimaschutz umzusetzen.

Trotz klimafreundlicher Richtlinien: Allianz weiter massiv in Kohlefirmen investiert
Die gute Kohle-Policy, die für Eigenanlagen gilt und regelmäßig von der Allianz überarbeitet wird, greift nicht für Anlagen, die für Dritte verwaltet werden. Das Problem damit zeigt sich in einer aktuellen Finanzrecherche. Darin wurden die globalen Investoren der Kohleindustrie untersucht. 4.488 untersuchte institutionelle Investoren waren im Januar dieses Jahres mit über einer Billion US-Dollar in Kohlefirmen investiert. In Deutschland sticht die Allianz mit einer Investitionssumme von 8 Milliarden US-Dollar heraus. Die Allianz liegt damit im internationalen Ranking auf Platz 20 der größten Kohle-Investoren. Wettbewerberin AXA, die ihre eigene Kohle-Policy umfassender auch für verwaltetes Vermögen anwendet, liegt im Vergleich nur auf Rang 242.

Investitionen in Öl und Gas konterkarieren Klimaschutzbemühungen 
Jenseits von Kohle fehlt der Allianz bisher eine entsprechende Policy im Öl- und Gasbereich, was in Anbetracht der fortschreitenden Klimakrise den eigenen Klimaambitionen der Allianz nicht gerecht wird. Durch den Kauf von Emissionsgutschriften gaukelt die Allianz vor, dass diese Emissionen keinen Klimaschaden mehr anrichten. So hält die Allianz laut Jahresbericht 2019 zwischen 9 und 10 Prozent an der Wildlife Works Carbon LLC – einem Unternehmen, das Emissionsgutschriften aus Waldkompensationsprojekten verkauft, einer besonders umstrittenen Kategorie von Kompensationsprojekten. 

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