Umweltorganisationen nehmen Allianz-Geschäfte unter die Lupe

Kritische Aktionäre fordern Stopp der Investitionen in Kohle und Atomwaffen

Sassenberg/Köln – Anlässlich der morgigen Allianz-Hauptversammlung in München fordern internationale Umweltschützer mehr Verantwortung in der Allianz-Anlagestrategie. Denn obwohl die Allianz seit Jahren vorm Klimawandel warnt und sich als verantwortungsbewusstes Unternehmen darstellt, investiert sie massiv in Unternehmen des Kohlebergbaus und in Kohlekraftwerksbetreiber. Zudem ist sie die deutsche Nummer eins bei Beteiligungen an Herstellern von Atomwaffen und ihren Komponenten.

Calvin Quek von Greenpeace East Asia ist extra zur Allianz-Hauptversammlung angereist, denn die Allianz ist mit 160 Millionen Euro ein wichtiger Finanzierer des expandierenden chinesischen Kohlesektors. „Die größte Kohlefirma, in die die Allianz in China investiert hat, baute vorletztes Jahr 350 Millionen Tonnen Kohle ab. Wenn diese verbrannt werden, führen sie zu CO2-Emissionen, die die gesamten deutschen Kohlendioxidemissionen bei weitem überschreiten“, erklärt Quek. „Zusätzlich haben wir in China ein Riesenproblem mit der Kohleasche, die toxisch und radioaktiv ist und nicht ordentlich gelagert wird. Deshalb verbreitet sie sich überall und führt zu Wasserverschmutzung wie auch schweren Atemwegserkrankungen bei Mensch und Tier. Ich möchte die Allianz deshalb auffordern, ihre Investitionen in den chinesischen Kohlesektor zu überdenken.“ Quek sähe Allianzgelder lieber stärker im Sektor Erneuerbare Energien.

Die Umweltorganisation urgewald sieht in den Investitionen in chinesische Kohlefirmen keinen Ausrutscher. Die von ihr im letzten November veröffentlichte Studie „Bankrolling Climate Change“ identifizierte zahlreiche weitere problematische Firmen im Portfolio der Allianz. Etwa die amerikanischen Firmen Arch Coal und Alpha Natural Resources, die in den USA sogenannten „Mountaintop Removal“ Kohleabbau betreiben. Dabei werden ganze Bergspitzen weggesprengt, um die dünnen Kohleschichten unter ihnen freizulegen. Der Abraum wird dann in die benachbarten Täler verklappt und verschüttet und vergiftet dort die Wasserläufe. Oder die indonesische Firma Bumi Resources, deren Tochter Kaltim Prima Coal immer wieder Landrechtskonflikte mit der lokalen Bevölkerung hat und zur Rodung von Regenwäldern in Kalimantan beiträgt. Oder Coal India, ein indischer Kohleproduzent, der einen wesentlichen Teil seiner Minen ohne Umweltgenehmigung betreibt. „All diese Beispiele belegen, dass die Allianz in Sachen Nachhaltigkeit noch ganz am Anfang steht und dringend mehr Verantwortung für ihre Investitionen übernehmen muss. Sie sollte als Versicherer die Risiken in der Welt minimieren statt sie zu vergrößern“, fordert Heffa Schücking, Geschäftsführerin von urgewald.

Ebenfalls in der Kritik steht die Allianz, weil eine Untersuchung der Internationalen Kampagne für die Abschaffung von Atomwaffen, „Don’t Bank the Bomb“, im März dieses Jahres die Allianz als deutsche Nummer eins bei Beteiligungen an Herstellern von Atomwaffen und ihren Komponenten identifizierte. „Ein Versicherer, der die Produktion von Waffensystemen unterstützt, die zu massiven Zerstörungen führen – das ist absurd. Als Kritische Aktionäre fordern wir dringend Verbesserungen von der Allianz“, sagt Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.

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