Rede Bernd Moritz

Herr Vorsitzender, sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Bernd Moritz, ich spreche hier für den Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Meinem Verband, meinem Kollegen Ulf Georgiew und mir wird es auf dieser Hauptversammlung um Fragen der Unternehmensverantwortung gehen. Geographisch festgemacht in Peru und erneut – leider – in Bulgarien.

Peru:
Im Jahr 2012 brachte Misereor eine Studie zu menschenrechtlichen Problemen im peruanischen Rohstoffsektor und die deutsche Mitverantwortung heraus. Den weitaus größten Teil der peruanischen Kupfererzkonzentrate bezieht Aurubis aus der Antamina-Mine. Antamina steht dieser Studie zu Folge für enttäuschte Hoffnungen auf regionale Entwicklung, für Umweltprobleme und ein hohes Konfliktpotential bei Landnutzern und Menschen, die umgesiedelt werden mussten.

Hierzu meine Fragen: Ist Ihnen diese Studie bekannt?
Wie positionieren sie sich dazu?
Und wurden im Geschäftsjahr 2012/2013 Konsequenzen hinsichtlich der Geschäftspolitik gezogen?

Aurubis wird in der Misereor-Studie lückenhafte Unternehmensverantwortung attestiert. Die Autoren können diesen Befund auf den Nachhaltigkeitsbericht und ihren Verhaltenskodex stützen.

Der Verhaltenskodex weist keinerlei Bezüge zu Menschenrechts- oder ILO-Normen auf.

Laut Nachhaltigkeitsbericht strebt die Aurubis AG beim Abschluss langfristiger Verträge lediglich Erklärungen ihrer Lieferanten an, dass von ihnen geliefertes Material unter Einhaltung der geltenden Gesetze, Rechtsvorschriften, Statuten oder Anforderungen des Herkunftslands produziert und/oder exportiert wurde und dass sie durch die UN auferlegte Sanktionen oder Handelsrestriktionen sowie UN-Konventionen in Bezug auf Menschenrechte, Umweltschutz und Sicherheit einhalten.“

Mein Damen und Herren Mitaktionäre, ich denke, Sie können das nachvollziehen. Meine Herrschaften von der Verwaltung, mehr oder weniger verbindliche Erklärungen lediglich anzustreben, das ist weder der von unserem Unternehmen gewohnte Sprachduktus, noch zeigt sich hier die Entschlossenheit, mit der man bei Aurubis angesichts schwieriger Herausforderungen sonst rechen kann.

Daher meine Fragen:

Ist eine Überarbeitung des Verhaltenskodex´ geplant, der auf Menschenrechtsfragen und ILO- Normen Bezug nimmt?

Geben Sie bitte von Ihren 10 wichtigsten Zulieferern an, welche eine entsprechende Erklärung abgegeben haben und welche nicht?

Ziehen Sie Konsequenzen, wenn die Abgabe einer derartigen Erklärung nicht abzusehen ist?

Wie vergewissern Sie sich, dass sich Ihre Geschäftspartner an die Erklärungen halten?

Auf welche Kooperationspartner können sie sich stützen, um im Zweifelsfalle die Einhaltung der Erklärungen einer unabhängigen Prüfung unterziehen zu können?

Aurubis will die Arbeit einer zusammenfassenden Nachhaltigkeitsstrategie weiter vorantreiben. So steht es im Jahresbericht und wir begrüßen das. Ebenso freut uns, dass Sie Verantwortung in der Lieferkette als hohe Priorität ansehen. Wann werden wir mehr über Ihre Aktionspläne erfahren, und wann wird der nächste Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht werden?

Zum Thema Bulgarien:

  1. Abwasser

Dass es in Pirdop ein Abwasserproblem gibt, darauf wird mein Kollege Ulf Georgiew noch eingehen. Von meiner Seite nur eine Frage:

Schon im letzen Jahr fragten wir nach Fertigstellung einer Anlage, die die Schweizer Firma Enviro Chemie zur Behandlung schwermetallhaltiger Abwässer für die Aurubis Bulgaria baut. Sie stellten damals die Fertigstellung für 2014 in Aussicht. Wie sind Sie da im Plan?

2. Gerichtliche Auseinandersetzungen mit der Colation for Substainable Development

Ein Thema, das wohl niemand als rundum erfreulich ansehen wird: Ihre gerichtlichen Auseinandersetzunge mit der bulgarischen Coalition for Substainable Development, namentlich ihrem Vorsitzenden Herrn Donzho Ivanov. Sie haben sämtliche Prozesse bzgl. Fortführung der Kapazitätserweiterung gewonnen, daran ist nicht mehr zu deuteln. Wir sind uns wohl dennoch einig, dass gerichtliche Auseinandersetzungen kein Königsweg zu optimalen Lösungen sind.

Wir können aber bisher nicht nachvollziehen, warum der Vorsitzende der Aurubis Bulgarien in einem Zeitungsinterview im April 2013 die CSD beschuldigte, verantwortlich für die Bauverzögerung hinsichtlich der Kapazitätserweiterung zu sein. Unseres Wissens hat es bereits in 2012 eine vollumfängliche Baugenehmigung durch die damalige bulgarische Umweltministerin gegeben, die Einspruchfrist gegen den Bescheid betrug für die Betroffenen „rekordverdächtige“ drei Tage. Diese Frist war natürlich schon bei Veröffentlichung der Entscheidung verstrichen.

Können Sie bitte erläutern, worauf die genannten Beschuldigungen fußten?

Herrn Donzho Ivanov wurden neben den Gerichtskosten in Höhe von umgerechnet 75 € nun auch die Kosten der Aurubis-Anwälte in Höhe von knapp 8.000 € auferlegt. Rechtlich gesehen wäre das hierzulande kaum anders ausgegangen, für Herrn Ivanov handelt es sich allerdings in seinen Verhältnissen um einen existenzgefährdenden Betrag. Der Dachverband hatte brieflich angeregt, dass Aurubis – auch als vertrauensbildende Maßnahme für die Zukunft – von sich aus auf die Eintreibung der für das Unternehmen gewiss nicht „kriegsentscheidenden“ Summe verzichtet.

Bitte legen Sie hier für alle Aktionäre dar, warum sie unserer Anregung nicht folgen mochten?

Es gibt Hinweise, dass aktuell gegen Herrn Ivanov von der CSD und Frau Cholakova von der lokalen Nichtregierungsorganisation „For a better life“ staatsanwaltliche Ermittlungen wegen ihres umbequemen Umwelt- und Menschenrechtsengagements in der Aurubis-Region Sredno Gorie durchgeführt werden.

Hat die bulgarische Aurubis Strafanzeigen gegen Herrn Ivanov, Fr. Cholakova oder andere Umwelt-und Menschenrechtsaktivsten aus Bulgarien oder Deutschland gestellt?

3. Kleinaktionäre

Die Hauptversammlungen der bulgarischen Aurubis sind außergewöhnlich, es nehmen in der Regel neben dem Hauptaktionär Aurubis AG lediglich ein bis zwei der zuletzt ca. 3.000 Kleinaktionäre teil. Oder es wird eine außerordentliche Hauptversammlung wie im Dezember 2012 einberufen, bei der ein Wirtschaftsprüfer der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers gegen einen anderen der gleichen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft abgewählt bzw. gewählt wurde. Zu guter Letzt wurde eine Dividenden-Entscheidung aus der vorherigen Hauptversammlung von den anwesenden Aktionären noch einmal bestätigt. Für Außenstehende nicht unbedingt transparente Vorgänge.

Sie erinnern sich vielleicht, dass ich im letzen Jahr angefragt habe, ob man den Kleinaktionären der Aurubis Bulgaria nicht eine angemessene Barabfindung anbieten könnte. So weit ich weiß, ist ein solches Angebot erfolgt.

Können Sie das bestätigen?
Wie wurde sichergestellt, dass alle Kleinaktionäre von dieser Gelegenheit erfahren?
In welchem Umfang wurde dieses Angebot angenommen?
Würden Sie auch in diesem Jahr einen Aktienrückkauf durchführen?

Meine Damen und Herren, ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

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