Rede Markus Dufner

Sehr geehrter Vorstände, sehr geehrte Aufsichtsräte, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre der BASF!

Ich heiße Markus Dufner und bin Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Mit unseren 26 Mitgliedsorganisationen und zahlreichen Kooperationspartnern setzen wir uns für Frieden, Umweltschutz und Menschenrechte ein – seit nunmehr 30 Jahren. Das wir mit unseren Forderungen und Fragestellungen richtig liegen, finden auch immer mehr Kleinaktionäre. Zur heutigen Hauptversammlung der BASF haben sie uns ihre Stimmrechte für 180.000 Aktien übertragen.

Sehr geehrte Damen und Herren, wir alle sind daran gewöhnt, dass Rohstoffe frei verfügbar und billig sind: Kohle aus Kolumbien, Kupfer aus Peru, Wolfram und Tantal aus dem Kongo. Und Platin aus Südafrika.

Kaum bekannt ist jedoch: 30 Prozent der Menschenrechtsverletzungen weltweit haben mit der Gewinnung von Rohstoffen zu tun. Das wollen wir ändern.

Deshalb setzen wir Kritischen Aktionäre uns mit der Kampagne „Rohstoffe – im Konflikt mit Menschenrechten“ für verbindliche menschenrechtliche Sorgfaltspflichten der Unternehmen ein.

Viele deutsche Konzerne weisen eine Verantwortung für ihre Lieferketten von sich. Herr Dr. Bock und Herr Dr. Hambrecht, ich weiß nicht, inwieweit Ihnen bewußt ist, dass auch die BASF noch weit davon entfernt ist, ihre Verantwortung für ihren Platin-Zulieferer Lonmin wahrzunehmen.

Deshalb hat der Dachverband zwei Gegenanträge gestellt.

Zu TOP 2 beantragen wir, die von Vorstand und Aufsichtsrat des BASF SE vorgeschlagene Verwendung des Bilanzgewinns zu ändern.

Während Vorstand und Aufsichtsrat vorschlagen, aus dem Bilanzgewinn des Geschäftsjahres 2015 der BASF SE in Höhe von knapp 2,7 Milliarden Euro eine Dividende von 2,90 Euro je gewinnbezugsberechtigte Aktie auszuschütten, verlangt der Dachverband, vom Bilanzgewinn 8 Millionen Euro für Rückstellungen abzuziehen und die Dividende entsprechend zu kürzen. Die Rückstellungen sind notwendig, um Zahlungen in einen Entschädigungsfonds für die Hinterbliebenen des Massakers von Marikana zu leisten.

Zu TOP 4 beantragen wir, die Mitglieder des Vorstands der BASF SE nicht zu entlasten.

Die Gründe hierfür sind vielfältig. Ich greife hier nur mal das Audit heraus, das die BASF 2015 bei Lonmin in Südafrika durchführen ließ. Meine Damen und Herren, die Ergebnisse dieses Audits lassen Zweifel aufkommen, ob den richtigen Personen die richtigen Fragen gestellt wurden. Tatsächlich wurde das gesamte Audit nie offengelegt.

So kam das Audit z.B. zu dem Ergebnis, dass der Platin-Lieferant Lonmin Verbesserungspotenzial in Umwelt- und Sicherheitsfragen (Betriebsfeuerwehr) habe. Andere Defizite hat Lonmin angeblich bereits abgearbeitet. Herr Dr. Bock, Herr Dr. Hambrecht, sorry, aber diese Einschätzung ist angesichts der aktuellen Lage der Arbeiterinnen und Arbeiter vor Ort wie auch der Hinterbliebenen falsch.

Wer gestern Abend im Ersten die Sendung Panorama schaute, konnte sich einen Eindruck verschaffen. Der Titel der Reportage: „Ausbeutung in Afrika: welche Verantwortung hat BASF?“

Meine Fragen:

  1. Warum veröffentlicht die BASF nicht das gesamte Audit? Verliert das Audit dann seine Glaubwürdigkeit?
  2. Warum war beim Design des Audits nur die Seite der Industrie und Arbeitgeber beteiligt? Haben Sie die andere Seite – die Arbeiter, unabhängige Gewerkschaften, Vertreter der Opfer des Massakers wie Khulumani – gefragt, beim Erstellen des Audits mitzuwirken?
  3. Wer ist „Together for Sustainability“ – oder auf Deutsch – „Zusammen für Nachhaltigkeit?
  4. Wie sehen die Lieferverträge mit Lonmin aus? Um wieviel Prozent liegen sie unter dem Weltmarktpreis?
  5. Wie stark abhängig ist BASF von Lonmin? Welche Alternativen haben Sie?

 

Der Platinpreis ist zwischen 2012 und 2016 um ein Drittel gesunken, von 1600 Euro auf 1000 Euro. BASF hätte die Möglichkeit, die Einsparung beim Einkauf zu nutzen.

Wie wäre es, wenn BASF mit etwas wirklich Lohnenswertem für alle Beteiligten werben würde: Wir verarbeiten Platin aus nachhaltiger Produktion. Darüber sprach ich gestern mit einem ehemaligen Investmentbanker (Kristian Klasen, früher bei Royal Bank of Scotland).

Sehr geehrter Dr. Bock, sehr geehrter Herr Dr. Hambrecht,

mit unserer Petition „Lieferketten-Verantwortung JETZT!“ fordern wir Sie nachdrücklich auf, Ihrer Verantwortung entlang der Lieferkette gerecht zu werden und sich für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen der Angestellten Ihres Zulieferers LONMIN einzusetzen sowie 8 Mio. EUR aus den Bilanzgewinnen 2015 in einen Sonderfond für die Entschädigung der Opfer des Massakers von Marikana einzuzahlen. Dies entspräche lediglich einem Cent pro Aktie und ist angesichts des Einkaufs von Platin im Wert von einer halben Milliarde Euro pro Jahr ein vergleichsweise geringer Betrag.

Diese Forderung haben bis heute 11.070 Menschen unterschrieben – zuletzt noch einige BASF-Aktionäre auf dem Weg in diese Hauptversammlung. Diese 11.070 Unterschriften darf ich Ihnen jetzt zusammen mit Bischof Johannes Seoka und den Hinterbliebenen des Massakers von Marikana überreichen!

 

 

 

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