Untragbare Arbeits- und Lebensbedingungen im südafrikanischen Bergbausektor

Unsere Protestaktion vor dem Werkstor 7 der Ludwigshafener BASF-Zentrale anlässlich der virtuellen Hauptversammlung 2020

BASF muss den Platinlieferanten Sibanye-Stillwater besser kontrollieren: Die angespannte Situation auf dem südafrikanischen Arbeitsmarkt führt dazu, dass einige Unternehmen ihre festangestellten Arbeiter zunehmend wie Tagelöhner behandeln und die Konsequenzen daraus nicht sonderlich zu fürchten scheinen.

Zu Beginn des Corona-Lockdowns mussten die meisten Minenarbeiter aus dem Platingürtel in ihre jeweiligen Heimatregionen zurückreisen. Doch bereits Mitte April 2020 begannen die Bergbauunternehmen, ihre Belegschaften zurück zu den Minen zu rufen. Seit der Wiederöffnung der Minen hat die Zahl der Todesfälle infolge von Covid-19 nachweisbar zugenommen. Anscheinend wurden mehr Arbeiter zurückgerufen, als derzeit in den Schichtbetrieb einbezogen werden können. Die, die man nicht brauchte, wurden sich selbst überlassen.

Die Arbeitsbedingungen in den südafrikanischen Minen und die Lebensbedingungen in Siedlungen wie Marikana sind erbärmlich. Acht Jahre nach dem Massaker, bei dem 34 Bergleute getötet wurden, leben viele Familien immer noch in Wellblechhütten ohne Strom und Zugang zu sauberem Wasser. Das südafrikanische Bergbauunternehmen Sibanye-Stillwater, das 2019 den Platinproduzenten Lonmin übernahm, ist wirtschaftlich erfolgreich.

Per Video richtete Bischof Johannes Seoka seine Forderungen an BASF

„BASF sollte dazu beitragen, Abhilfe zu schaffen. Das größte Chemieunternehmen der Welt muss seine Verantwortung für die Lieferkette endlich ernst nehmen. Wie kann BASF als Hauptabnehmer des Platins von Sibanye-Stillwater akzeptieren, dass in den Siedllungen der Zugang zu sauberem Wasser fehlt?“ fragte Bischof Johannes Seoka als Sprecher der Kampagne Plough Back the Fruits den BASF-Vorstand auf der virtuellen Hauptversammlung.

Transparenz und Menschenrechte in der BASF-Lieferkette – jetzt!

Mit dieser Forderung sind wir mit unserer Kampagne Plough Back the Fruits anlässlich der virtuellen Hauptversammlung von BASF an die Öffentlichkeit getreten. Mit der Kampagne setzen wir uns für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen in den südafrikanischen Platinminen ein. Da wir Vorstand und Aufsichtsrat nicht wie sonst direkt mit Missständen in den Lieferketten konfrontieren konnten, gaben Südafrikaner*innen in unseren Newslettern ein eindrückliches Zeugnis der Situation vor Ort.

Die Corona-Krise stand dann im Fokus unseres Protests. BASF muss jetzt mehr denn je auf die Einhaltung von Arbeitssicherheits- und Gesundheitsstandards bei Zulieferern wie Sibanye-Stillwater bestehen. Gerade in Südafrika hat sich gezeigt, dass Minenbetreiber unter enormen Druck stehen, ihren Betrieb trotz Corona-Ausbrüchen nicht einzustellen.

Dabei erklärte der BASF-Vorstandsvorsitzende Martin Brudermüller im Video: „Mit all unserer Kraft setzen wir uns für die Gesundheit unserer Mitarbeiter und ihrer Familien ein. Unser oberstes Ziel: Infektionen vermeiden!“ Dieses Ziel muss auch für Lieferketten
gelten.

Auf unsere eingereichten Fragen reagierte der Vorstand zurückhaltend: Man sei mit dem Platinlieferant Sibanye-Stillwater in engem Kontakt; das letzte Audit habe etliche Mängel festgestellt, die nun aber behoben würden. Auch die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus seien ausreichend. Da unsere Kontakte vor Ort das Gegenteil berichtet haben, werden wir von BASF weiter verlangen, in der Praxis auf sichere und würdige Lebens- und Arbeitsbedingungen bei Zulieferern zu bestehen.

Lieferkettengesetz nötiger denn je

Während überall auf der Welt die Menschen solidarisch Einschränkungen akzeptieren, um Risikogruppen zu schützen und die Gesundheitssysteme nicht zu überlasten, wälzen Konzerne ihre Verluste auf die Schwächsten in der Lieferkette ab.

So haben etwa Primark und C&A allein in Bangladesch Bestellungen in Milliardenhöhe storniert und verweigerten zunächst sogar die Zahlung für bereits produzierte Textilien. Unternehmensverbände versuchen, Corona politisch Lieferkettengesetz nötiger denn je gegen den Menschenrechtsschutz in Lieferketten zu instrumentalisieren. Viele deutsche Unternehmen beziehen in der Krise staatliche Hilfen. Wer als Unternehmen jetzt Hilfe vom Staat erwartet, muss aber auch selbst Verantwortung übernehmen.

Konkret heißt das: Alle vor Ausbruch der Pandemie erteilten Aufträge dürfen nicht storniert werden, Löhne müssen ausgezahlt und Maßnahmen für soziale Absicherung eingeführt werden.

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