Fridays for Future und Kritische Aktionär*innen fragen nach Klimaverantwortung und Konflikt-Rohstoffen

Aktivist*innen von Extinction Rebellion fordern mehr Klimaschutz von BMW. Foto: Martin Bauhof

Dass Autokonzerne wie BMW und die Klimakrise etwas miteinander zu tun haben, liegt auf der Hand. Darauf werden heute auf der Hauptversammlung des bayrischen Unternehmens Schüler*innen von Fridays for Future hinweisen. Wie schon zuletzt bei Volkswagen, Lufthansa, RWE und anderen Konzernen überträgt der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre Stimmrechte an die Klimaaktivist*innen.

Beim Abgas-Skandal ist BMW im Vergleich zu VW und Daimler glimpflich davongekommen. Wegen fehlerhafter Software in der Abgasreinigung bei 7.965 Autos musste der Konzern gerade mal 8,5 Millionen Euro Bußgeld zahlen. Trotzdem muss sich BMW-Chef Harald Krüger fragen lassen, ob er inzwischen neue Erkenntnisse hat, dass in seinem Unternehmen wissentlich bei den Abgaswerten manipuliert wurde.

Wie nachhaltig ist BMW?
Die Vereinten Nationen haben 17 Nachhaltigkeitsziele – die Sustainable Development Goals, kurz SDG – beschlossen. Dabei wird insbesondere auch die Wirtschaft in die Pflicht genommen. BMW schreibt dazu auf seiner Website: „Unsere strategischen Nachhaltigkeitsziele, die bis in das Jahr 2020 reichen, berücksichtigen die Themenfelder Produkte und Dienstleistungen, Produktion und Wertschöpfung sowie Mitarbeiter und Gesellschaft.“
Aber welche strategischen Nachhaltigkeitsziele verfolgt BMW nach dem Jahr 2020? Bei welchen Nachhaltigkeitszielen hat BMW noch Nachholbedarf?

Für die Autoproduktion und gerade für die Produktion von Elektroautos wird eine Vielzahl von Rohstoffen gebraucht, die man als Konflikt-Rohstoffe bezeichnet. Wie viele Fälle gibt es bei BMW-Zulieferern, wo beim Abbau von Rohstoffen der Umweltschutz, Menschenrechte oder Arbeitsschutz missachtet wurden? Es wäre wichtige, dazu Details über die Herkunftsländer, die Art der Rohstoffe und eventuelle Unfälle zu erfahren.

Für die Akkus der Elektromobile ist Kobalt essentiell. Das meiste Kobalt kommt aus der Demokratischen Republik Kongo, wo der Rohstoff zum Teil unter menschenunwürdigen Bedingungen abgebaut wird. Wieviel Tonnen Kobalt hat BMW 2018 bezogen, und wieviel Prozent kam aus dem Kongo? Im Dezember 2018 hat BMW angekündigt, in Zukunft nur noch Kobalt zu verwenden, das unter professionellen Bedingungen gewonnen worden sei.
Was meint BMW mit „professionell“? Wie stellt der Konzern sicher, dass seine Kobalt-Lieferanten für Arbeits- und Gesundheitsschutz der Beschäftigten in den Minen sorgen? Und welche Löhne werden in den Kobalt-Minen bezahlt?

Stichwort „Responsible Copper“ oder „grünes Kupfer“. BMW und der chilenische Kupferbergbau-Konzern Codelco haben Anfang 2018 eine Vereinbarung über eine Kooperation zur nachhaltigen und transparenten Kupferbeschaffung unterzeichnet. Doch der „Weg zu grünem Kupfer ist steinig“, wie die Neue Zürcher Zeitung schreibt. (https://www.nzz.ch/wirtschaft/der-steinige-weg-zum-gruenen-kupfer-unterwegs-in-chile-ld.1421429) Der Aufbau einer nachhaltigen Wertschöpfungskette sei kompliziert.

Codelco gehört auch die Mine Chuquicamata. Die größte Tagebaumine für Kupfer weltweit liegt im Norden Chiles, in der Atacama-Wüste. Dort wird seit mehr als einem Jahrhundert Kupfer gefördert. Die gesundheitliche Belastung und die Umweltfolgen sind enorm. In der Mondlandschaft um die Mine stehen künstliche Berge, hoch wie Pyramiden. Die Abraumberge befinden sich neben flachen Seen, die sich kilometerlang durch die Landschaft erstrecken. Dort sammeln sich die flüssigen Rückstände der Produktion. Für jede Tonne Kupfer fallen 200 Tonnen Abfall an. Rund 2.200 dieser Abraumseen gibt es in Chile. Alle sind schwer belastet.

Wie bilanziert BMW die Umweltfolgen für „grünes“ Kupfer? Wieviel Tonnen Kupfer hat BMW 2018 von Codelco gekauft? Wieviele Tonnen Kupfer stammten aus der Mine Chuquicamata? Wieviel Prozent davon würden Sie als nachhaltiges oder „grünes Kupfer“ bezeichnen?

Eines der Nachhaltigkeitskriterien der Vereinten Nationen lautet: Die Gemeinden sollen vom Abbau profitieren. Wegen der hohen Arsenbelastung wurde die nahe der Grube liegende Arbeitersiedlung von Chuquicamata 2007 aufgelöst, die 4.000 Arbeiter mit Familien wurden ins nahe gelegene Calama umgesiedelt.

Selbst der Nachhaltigkeits-Chef von Codelco, Patricio Chávez, meint aber, Städte wie Calama seien von der Wertschöpfungskette des Kupfers weitgehend ausgeschlossen. Was kann BMW zur Lösung dieses Problems beitragen?

Für die Produktion von Katalysatoren wird der Konfliktrohstoff Platin benötigt. Interessant wäre es zu erfahren, von welchen Herstellern BMW Katalysatoren oder Katalysatorteile bezieht und ob auch BASF zu den Lieferanten zählt. BASF hat die Sorgfaltspflicht in der Lieferkette gegenüber seinem britisch-südafrikanischen Platin-Lieferanten Lonmin vernachlässigt.

Sylvia Kegel vom Deutschen Ingenierinnenbund (dib) möchte wissen, wie bei BMW bei der Umsetzung gleicher Karrierechancen für Frauen und Männer vorankommt. Dem Erreichen dieses Zieles dient das Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen im öffentlichen Dienst und der Privatwirtschaft, das am 1. Mai 2015 in Kraft trat.
Außerdem interessiert den dib, was sich BMW zur Umsetzung der Gender Diversity in der Zukunft vorgenommen hat.



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