Gegenantrag

Zu Tagesordnungspunkt 3: Entlastung der Mitglieder des Vorstands

Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre beantragt, den Mitgliedern des Vorstands die Entlastung zu verweigern.

Begründung:

Der Vorstand der Deutschen Post AG kommt nicht hinreichend seiner Verantwortung nach, wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels im Sinne des Pariser Klimaschutzabkommens umzusetzen.

Netto-CO2-Anstieg 2018: Unzureichende Maßnahmen zur CO₂-Effizienzsteigerung

In 2018 verzeichnete die Deutsche Post AG einen CO₂-Emissionsanstieg um 2,1 Prozent von 28,86 Mio. Tonnen auf 29,48 Mio. Tonnen. Im Bericht zur Unternehmensverantwortung 2018 wird dieser Anstieg als Erfolg dargestellt. Das selbstgesteckte CO₂-Effizienzziel, den unternehmensintern entwickelten CO₂-Effizienz-Index (CEX) um einen Prozentpunkt im Vergleich zum letzten Jahr zu verbessern, sei erreicht worden. Nun liegt er bei 33% höherer CO₂-Effizienz in 2018 gegenüber 2007.

Wieso die einprozentige CO₂-Effizienzverbesserung in 2018 im Vergleich zu 2017 ein Erfolg sein soll, bleibt rätselhaft. Denn: um das von der Deutschen Post AG selbst gesteckte globale Teilziel zu erreichen, nämlich den CEX bis 2025 auf 50 Prozent gegenüber 2007 zu verbessern, muss der CEX ab 2019 jedes Jahr durchschnittlich um ca. 3 Prozent (!) verbessert werden. Dass der CEX in 2019 nur um einen weiteren Indexpunkt verbessert werden soll, ist gerade mit Blick auf die akut drohenden Gefahren durch den Klimawandel nicht nachvollziehbar. Deutlich größere Ambitionen sind erforderlich. „Die Auswahl des besten Carriers für unsere Kunden ist nicht immer eine Frage der Kosten, sondern auch des Umweltschutzes“ lässt Vorstandsmitglied Tim Scharwath im Bericht zur Unternehmensverantwortung 2018 verlauten. Der Vorrang von Umwelt- und Klimaschutz über Gewinnmaximierung muss mit Blick auf die Teilziele der Deutschen Post AG für 2025 nicht nur im CSR-Bericht ernst genommen werden.

CO2-neutrales Wachstum statt bloßer Effizienzverbesserung

Um einen wirksameren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und ihren eigenen Zielen gerecht zu werden, sollte die Deutsche Post AG aufhören, ihren CO₂-Zuwachs in 2018 durch kleine Effizienzverbesserungen schön zu reden.

Das globale Klimaziel von CO₂-Neutralität in 2050 ist ein lobenswertes und gleichzeitig sehr weit entferntes Ziel. Statt Beschönigungen und Ziele für die ferne Zukunft zu formulieren, sollte sich der Vorstand der Deutschen Post AG darauf fokussieren, gegenwärtige CO₂-Zuwächse zu verhindern. Durch weiter steigendes Transportvolumen und nur langsam voranschreitende Umstellung auf nachhaltige Transportmittel wird es für die Deutsche Post AG in den nächsten Jahren nicht möglich sein, CO₂-neutrales Wachstum zu erreichen. Allerdings könnten wachstumsbedingte CO₂-Emissionen durch den freiwilligen Zukauf von CO₂-Emissionseinheiten kompensiert werden. Solch ein Ansatz CO2-neutralen Wachstums wird z.B. von der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) für alle Flugunternehmen ab 2020 vorgeschrieben. Gepaart mit einer konsequenteren Umsetzung bestehender CO₂-Effizienzziele würde eine Zielvorgabe CO₂-neutralen Wachstums die Bemühungen der Deutschen Post AG zur Bekämpfung des Klimawandels glaubwürdiger machen.

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