Gegenantrag zur Hauptversammlung der Deutschen Post AG am 27. August 2020

CO2-Ausstoß 2013-2019 (statista.com)
CO2-Ausstoß Deutsche Post 2013-2019 (statista.com)

Zu Tagesordnungspunkt 3: Entlastung der Mitglieder des Vorstands

Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre beantragt, den Mitgliedern des Vorstands die Entlastung zu verweigern.

Begründung:

Der Vorstand der Deutschen Post AG unternimmt zu wenig für den Klimaschutz, die Wahrnehmung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten und die Beteiligung der Beschäftigten am Unternehmensgewinn.

Keine Verringerung des CO2-Ausstoßes seit 2013
Nach eigenen Angaben befasst sich die Deutsche Post „seit mehr als 15 Jahren mit Maßnahmen für den Klima- und Umweltschutz“ und hat „die Weichen für eine nachhaltige Logistik gestellt“ (Nachhaltigkeitsbericht 2019). Dass erst bis im Jahr 2050 „alle logistikbezogenen Emissionen netto auf null reduziert“ werden sollen, ist kein besonders ehrgeiziges Ziel. Betrachtet man die Entwicklung der CO2-Emissionen des Konzerns im Zeitraum von 2013 bis 2019, erkennt man bestenfalls eine Stagnation: 2013 lag der Ausstoß des Treibhausgases bei 28,32 Mio. Tonnen CO2, 2019 bei 28,95 Mio. Tonnen. Um einen wirksamen Beitrag zur Erreichung des Zwei-Grad-Ziels zu leisten, müsste bei der Reduktion der CO2-Emissionen nun bald „die Post abgehen“.

Scheitern des Projekts StreetScooter
Mit dem Betrieb der StreetScootern schien die Deutsche Post eine Erfolgsgeschichte im Bereich der emissionsfreien Paketzustellung zu schreiben. Nun wurde das Produktionsaus für das einstige Vorzeigeprojekt verkündet, nachdem im Geschäftsjahr 2019 100 Mio. Euro Verlust aufgelaufen und die Suche nach einem Käufer erfolglos verlaufen waren. Die Ursachen des Scheiterns liegen wohl in Management-Fehlern. Günther Schuh, einer der beiden Gründerväter des StreetScooter-Projekts, sagte, er habe nach dem Einstieg der Deutschen Post eine „Inkarnation der Langsamkeit“ erlebt: „Der externe Vertrieb wurde drei Jahre gestoppt, die Internationalisierung auch, das geplante Re-Engineering-Programm ebenso.“
Als weiteres Problem kommt jetzt hinzu, dass rund 12.000 der Elektrotransporter wegen der Gefahr einer Brandentwicklung zur Überprüfung in die Werkstatt müssen.

Missachtung der UN-Vorgaben bei menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten
Die Deutsche Post erfüllt weiterhin nicht vollständig die Anforderungen der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (UNGPs) an unternehmerisches Verhalten. Der Konzern belegt nicht ausreichend, wie und ob Menschenrechtsrisiken identifiziert, bewertet und minimiert werden. Im Vergleich mit den 20 größten deutschen Konzernen nimmt die Deutsche Post den drittletzten Platz ein. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Business & Human Rights Resource Centre und der ZHAW School of Management and Law. Die Ergebnisse der Studie sind hier zusammengefasst: https://www.business-humanrights.org/de/kurzbewertung-deutscher-unternehmen

In der Corona-Zeit Riesen-Profit für den Konzern und Mini-Bonus für Beschäftigte
In der Corona-Krise haben die Paketzusteller der Deutschen Post noch mehr zu schleppen als sonst. Während große Teile der Wirtschaft rote Zahlen schreibt oder gar um´s Überleben kämpft, steigerte der „gelbe Riese“ dank der Paketflut Umsatz und Gewinn. „Die Menschen haben online bestellt wie sonst nur vor Weihnachten“, sagte Finanzchefin Melanie Kreis. Vom Zuwachs des operativen Gewinns (Ebit) um mehr als 900 Mio. Euro (plus 18,6 Prozent) profitieren die Mitarbeiter*innen nur wenig: Sie sollen mit einem Bonus von lediglich 300 Euro pro Kopf abgespeist werden. Bereits vor der Corona-Zeit lag allein der einjährige Anteil der Jahreserfolgsvergütung (Bonus) des Vorstandsvorsitzenden Frank Appel bei mehr als 800.000 Euro, seine Gesamtvergütung bei 7,65 Mio. Euro.

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