Investments in Kohle und Rüstung – Was heißt nachhaltige Geldanlage konkret? Unsere Fragen an die DWS

Sehr geehrter Herr Wöhrmann,

Sie betonen, Nachhaltigkeit zum Kern ihres Handelns machen zu wollen, da dies für Ihre Kunden ein beherrschendes Thema sei. Ein eigens dafür entwickeltes Nachhaltigkeitsprogramm helfe Ihnen, Portfoliorisiken zu identifizieren und sich bei entsprechend auffallenden Firmen für mehr Nachhaltigkeit einzusetzen.

  1. Wie viel Prozent Ihres Anlagevermögens wird aktuell „nachhaltig“ gemanagt (Daten aus dem Nachhaltigkeitsbericht dürften inzwischen etwas „überholt“ sein)?
  2. Sie sagen, in diesem Jahr sei ein Drittel der Nettomittelzuflüsse in nachhaltige Fonds geflossen. Inwiefern handelt es sich dabei um eine Steigerung in welcher Höhe zu vorhergehenden Jahren?
  3. Sie sagen, dass Sie sich bei Unternehmensdialogen in erster Linie auf Unternehmen mit hohen Risiken aufgrund des Klimawandels und solchen, die gegen internationale Standards verstoßen, fokussieren. Wie viele Unternehmensdialoge mit Unternehmen aus welchen Sektoren verfolgt die DWS aktuell mit Bezug auf die Themen „Klimawandel“ und „Normverstöße“/Kontroversen?
  4. Die DWS will klimaneutral werden und „zwar deutlich vor dem offiziell im Abkommen gesetzten Zeitrahmen“. Was heißt das konkret: Bis wann will die DWS klimaneutral sein?
  5. Wie sieht der konkrete Fahrplan der DWS auf dem Weg zur Klimaneutralität aus bzw. bis wann soll dieser erarbeitet werden?
  6. Wird hausintern darüber diskutiert, Klimaneutralität zu erreichen, ohne aus besonders klimaschädigenden Sektoren auszusteigen? Wenn ja, soll die Klimaneutralität über Emissionsgutschriften erreicht werden? Wenn ja, wie bewerten Sie die Kritik an diesen Gutschriften, besonders aus dem Forstsektor?

KOHLE UND ANDERE KLIMASCHÄDLICHE ENERGIEN

In den letzten Jahren ist die Zahl von Vermögensverwaltern, die Kohlerichtlinien verabschiedet haben, kontinuierlich gestiegen. Anfang des Jahres haben auch zwei wichtige deutsche Vermögensverwalter, Deka Investment und Union Investment, Kohlerichtlinien veröffentlicht. Die DWS verzichtet bis jetzt auf konkrete Eckdaten, um aus Kohlefirmen zu divestieren, die noch einen beträchtlichen Teil ihres Umsatzes aus Kohleförderung oder -stromerzeugung gewinnen.

  1. Warum sieht die DWS bis heute keine Notwendigkeit, hier nachzuziehen und ein klares Enddatum für Kohleinvestitionen für aktiv von Ihnen gemanagte Fonds festzulegen?
  2. Welche Art von Zugeständnissen konnten bei Unternehmensdialogen mit Unternehmen aus kohlestoffintensiven Sektoren bisher konkret erzielt werden? (Um Verweis auf Geschäftsgeheimnis hier zu vermeiden, bitten wir hier um Nennung konkreter Diskussions- bzw. Verhandlungspunkte ohne Nennung der entsprechenden Unternehmen.)
  3. Diskutieren, bzw. verlangen Sie im Rahmen von Engagement-Dialogen mit kohlestoffintensiven Unternehmen von diesen klare Ausstiegspläne? Wenn ja, was sind dabei Zeitpläne, wenn nein, warum nicht?
  4. Falls kein Ausstiegsplan vorgelegt werden sollte: Nach welchen weiteren Kriterien werden insbesondere Gas- und Ölkonzerne bewertet, welche konkreten Anforderungen werden an diese gestellt und unter welchen Bedingungen würde ein Divestment erfolgen?
  5. Haben Sie bereits entsprechende Unternehmen, die auf Ihr Engagement bisher nicht reagiert haben, aus dem DWS-Anlageuniversum ausgeschlossen? Wenn ja, wie viele?

RÜSTUNG

Auf der letzten Hauptversammlung haben Sie, Herr Wöhrmann betont, grundsätzlich anzustreben, Investitionen in umstrittene Waffen, umstrittene Geschäftspraktiken sowie Umsätze aus umstrittenen Sektoren nach bestmöglichem Einklang mit Ihrer treuhänderischen Verantwortung zu vermeiden.

  1. Zu welchen konkreten Konsequenzen hat diese Aussage im vergangenen Geschäftsjahr geführt?
  2. Was sind für Sie konkret „umstrittene Geschäftspraktiken“, die Sie aktuell vermeiden suchen?
  3. Stellen Atomwaffen in diesem Zusammenhang für Sie „umstrittene Waffen“ dar? Union Investment, ein wichtiger Wettbewerber von Ihnen auf dem deutschen Markt, hat im letzten Jahr angekündigt, dass „Ausschluss die beste Verteidigung“ sei und Atomwaffenhersteller aus seinen Publikumsfonds entfernt.
  4. Inwiefern sieht die DWS hier ebenfalls eine Notwendigkeit zu handeln, zumal Anfang nächsten Jahres der internationale Vertrag über ein Verbot von Atomwaffen in Kraft treten wird? UN-Generalsekretär António Guterres erklärte, das Dokument stelle „eine bedeutende Verpflichtung hin zu einer kompletten Eliminierung von Nuklearwaffen“ dar.

Auf der letzten Hauptversammlung haben Sie, Herr Wöhrmann, ebenfalls betont, Rüstungskonzerne nicht generell ausschließen zu wollen, sondern in einen konstruktiven Dialog mit diesen eintreten zu wollen.

  1. Wie viele solcher Dialoge haben in der Zwischenzeit stattgefunden?
  2. Inwiefern waren da Rüstungsfirmen dabei, die ihre Waffen an kriegführende und menschenrechtsverletzende Parteien liefern? So hat eine Gruppe von Menschenrechtsanwälten Ende 2019 eine Strafanzeige beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gegen einige Rüstungsunternehmen erstattet, da diese sich mit ihren Rüstungsexporten der Beihilfe an Kriegsverbrechen im Jemen schuldig machen.
  3. Inwiefern können Sie darüber berichten, dass Sie durch solche Dialoge Ihr Ziel, „eine Verbesserung der Zustände“, erreicht haben?
  4. Welche Art von Zugeständnissen konnten konkret erzielt werden? (Um Verweis auf Geschäftsgeheimnis hier zu vermeiden, bitten wir hier um Nennung konkreter Diskussions- bzw. Verhandlungspunkte ohne Nennung der entsprechenden Unternehmen.)
  5. Inwiefern haben Sie bereits (Rüstungs-)Unternehmen, die auf Ihr Engagement nicht reagiert haben, aus dem DWS-Anlageuniversum ausgeschlossen?

Vielen Dank für die ausführliche Beantwortung der Fragen auf der virtuellen Hauptversammlung.

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