Rede von Helga Janssen

Die Situation in der Welt – Flucht, Hunger, Krieg, Klimawandel und Arbeitslosigkeit – veranlasst mich, heute hier zu sprechen.

Der Hamburger Presse habe ich entnommen, dass Hapag- LLoyd keine Waffen und Rüstung für den Export in Krisengebiete transportiert.

Das ist sehr erfreulich. Aber trifft das auch zu nach der Fusion von Hapag-Lloyd mit UASC (United Arab Shipping Company)?

Etwa ein Viertel der Hapag-Lloyd-Aktien-Anteile gehören damit Saudi-Arabien und Quatar. Saudi-Arabien aber ist kriegsführende Partei im Jemen. Die aktuelle Situation im Jemen ist eine humanitäre Katastrophe: Bedingt durch den Krieg herrscht Zerstörung und Hungersnot in der gesamten Bevölkerung.

Werden also nach der Fusion Rüstungsgüter an Saudi-Arabien geliefert? Soweit ich weiß, haben Rüstungstransporte in Nicht-Krisengebiete nur einen geringen Anteil am Transportgeschäft der Hapag-Lloyd. Stimmt meine Annahme? Wie hoch ist der Prozentsatz am Gewinn durch den Transport von Rüstungsgütern?

Wenn meine Information richtig ist, dass der Gewinnanteil an Rüstungstransporten niedrig ist, wäre es doch möglich, gar keine Rüstungstransporte durchzuführen, egal, ob es sich um einen Transport in Krisengebiete handelt oder nicht.

Denn es ist allseits bekannt, dass Waffen wandern: Sie werden gekauft, weiterverkauft, gestohlen, erobert. Wer heute Freund ist, kann morgen Feind sein. So ist die Forderung berechtigt, dass grundsätzlich auf Rüstungstransporte aus dem Hamburger Hafen verzichtet wird.

Wäre es also möglich, dass Sie, Hapag-Lloyd, auch ohne Gesetze in einer Selbstverpflichtung von allen Rüstungstransporten Abstand nähmen?

Damit könnten Sie ihrem moralisch-ethischen Anspruch als traditionsreiche hanseatische Reederei gerecht werden. So mancher Hapag-Lloyd-Kapitän hat aktuell und in der Vergangenheit zur Rettung von Menschen beigetragen.

Wie wir erfahren haben, engagiert sich Hapag-Lloyd in sehr lobenswerter Weise auch in der Flüchtlingshilfe mit verschiedenen Projekten.

Da könnten wir doch sozusagen an einem Strang ziehen, wo wir doch eigentlich das gleiche Ziel haben!

Denn eine wesentliche Fluchtursache sind die Waffen- und Rüstungsgüter, die im Krieg eingesetzt werden. Somit sind Menschen zur Flucht gezwungen – und viele von ihnen ertrinken auf der Flucht im Mittelmeer.

Nun möchte ich zum Schluss noch auf einen anderen Gedanken zu sprechen kommen, und zwar möchte ich mich auf den Eröffnungsgottesdienst im Michel zum Hafengeburtstag am 10. Mai dieses Jahres beziehen:

Senator Horch hat dort u.a. gesprochen und ein Diakon vom Seemannsheim „Duckdalben“. Vielleicht waren einige von Ihnen dabei und erinnern sich an die beeindruckende Rede und an die Fürbitten im Gottesdienst zum Thema „Stopp der Rüstungsexporte“. Es wurde in eindringlichen Worten davon berichtet, dass ein Seemann aus Syrien, nachdem er herausgefunden hatte, dass in den Containern auf seinem Schiff Rüstungsgüter transportiert wurden, die auf Umwegen auch in sein Heimatland Syrien gelangen könnten, im April diesen Jahres Selbstmord begangen hat.

Dieses Schicksal teilt er leider mit anderen Seeleuten.

Es ist verständlich, dass ein Mensch den Zwiespalt nicht ertragen kann, dass er mit seiner Arbeit tötendes Material in seine Heimat bringen soll!

Es ist mir, gerade als älteren Menschen, ein inneres Bedürfnis, all diese Fragen und Forderungen zu formulieren, damit es nicht wieder heißt: „Wir haben von alledem nichts gewusst.“

Wir alle, die wir hier im Raum versammelt sind, ob jünger oder älter, tragen die Verantwortung dafür, dass wir allen Menschen in allen Ländern eine friedliche und lebenswerte Welt ermöglichen.

Es ist mir – gerade als ein älterer Mensch- ein inneres Bedürfnis, all diese Fragen und Forderungen zu formulieren, damit es NICHT wieder heißt:

„Wir haben von alledem nichts gewusst!!!“

Wir alle, die wir hier im Raum versammelt sind – ob jung oder älter- tragen die Verantwortung dafür, dass wir allen Menschen in allen Ländern eine friedliche und lebenswerte Welt ermöglichen.

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