Rede von Irene Thesing

Liebe Aktionärinnen und Aktionäre,

ich bin hier mit Aktien der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre und engagiere mich seit einigen Jahren gegen Atomtransporte.

Im April verkündeten HHLA und Hapag-Lloyd öffentlichkeitswirksam auf Transporte von Kernbrennstoffen über den Hamburger Hafen zu verzichten. Anti-Atom-Initiativen stellten klar: Mit dieser Verzichtserklärung verzichtet zumindest Hapag-Lloyd auf gar nichts.

Die Atomtransporte, die Hapag-Lloyd bisher über den Hamburger Hafen durchgeführt hat, wären alle nicht von dem Verzicht betroffen, weil sie nicht als Kernbrennstoffe gelten.

Auch im vergangen Jahr 2017 wurden von Hapag-Lloyd wieder Transporte zur Versorgung der Atomindustrie durchgeführt. Auf der Route von Montreal zum Containerterminal Hamburg Altenwerder , genannt “Gateway Express 2 (GEX2)”, die von Hapag-Lloyd und der OOCL gemeinsam bedient wird, fanden 10 Transporte von Uranhexafluorid statt, 8 davon auf Schiffen der Hapag-Lloyd. Genau waren das die Schiffe Toronto Express, Montreal Express und Quebec Express. Insgesamt wurden so rund 3111 Tonnen Bruttomasse Uranhexafluorid nach Deutschland importiert. Damit ist kein Verringern der Atomtransporte, sondern im Gegenteil ein Anstieg festzustellen, denn 2014 wurden von Hapag-Lloyd nur rund 1000 Tonnen Uranhexafluorid über den Hamburger Hafen umgeschlagen, danach stieg der Umschlag stetig. Ein Verzicht sieht so nicht aus!

Der Transport von Uranhexafluorid ist aus mehreren Gründen problematisch: Zum einen ist der Stoff an sich sehr gefährlich. Er ist nicht nur radioaktiv sondern reagiert mit Wasser zu hochgiftiger Flusssäure, bei der schon kleine Verätzungen tödlich wirken. Je nach Unfallhergang können dabei tödliche Giftgaswolken enstehen. Nicht zuletzt der Großbrand auf der Atlantic Cartier am 1. Mai 2013 hat gezeigt, dass solche Brände mitnichten einfach zu kontrollieren sind. Zusätzliche Gefahr entsteht auf Schiffen, bei denen wie durchaus üblich verschiedene Gefahrgüter, zum Beispiel leicht brennbare oder explosive Materialien ebenfalls mittransportiert werden. Eine Löschung mit Wasser kommt zudem nicht in Betracht, sodass erst mal genügend Co2-Vorräte aufgetrieben werden müssen, was in der Vergangenheit schon zu Problemen führte.

Zum anderen ist da aber auch die Tatsache, dass Uranhexafluorid zur Versorgung der Atomindustrie mit all ihren verbundene Gefahren benötigt wird. In Kanada wird das Uran abgebaut, mit dem Abbau sind Verseuchungen von riesigen Gebieten und zahlreichen Seen verbunden. Auf Grund der radioaktiven Schlämme kann dort dann weder pflanzliches noch tierisches Leben bestehen.

Auch beim Bestimmungsort entstehehen die nächsten Probleme: Bestimmt ist das Uranhexafluorid vor allem für die Urananreicherungsanlage in Gronau in NRW. Die hat eine unbefristete Betriebsgenehmigung und darf Atomkraftwerke weltweit mit angereichertem Uran versorgen – mit allen damit verbundenen Gefahren und dem Risiko von Reaktorkatastrophen wie in Tschernobyl und Fukushima. Die Transporte werden also keinesfalls mit einem angeblichen deutschen Atomausstieg aufhören. Sie weiter zu führen, ist genauso unverantwortlich, wie weiter Atomkraftwerke zu betreiben.

In Kenntnis alle dessen wäre das einzig Sinnvolle, Verantwortung zu übernehmen und auf alle Transporte radioaktiver Stoffe für die Atomindustrie, insbesondere auf den Transport von Uranhexafluorid über den Hamburger Hafen und überall zu verzichten!

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