Rede von Robert Raschper

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
sehr geehrte Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats,

mein Name ist Robert Raschper und ich spreche hier heute für den Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Mit unseren 26 Mitgliedsorganisationen und zahlreichen Kooperationspartnern setzen wir uns für Frieden, Umweltschutz und Menschenrechte ein – seit nunmehr 30 Jahren. Dass wir mit unseren Forderungen und Fragestellungen richtig liegen, finden auch immer mehr Kleinaktionäre.

Schon im Jahr 2013 waren wir hier, um auf die gewerkschaftsfeindliche Unternehmenspolitik der Deutschen Post in der Türkei aufmerksam zu machen.

Leider hat es anscheinend bei der Deutschen Post kein Umdenken gegeben. Anders kann ich mir den im März dieses Jahres erschienen Report mit dem Titel „Den Code brechen“ nicht erklären. Der Report wurde von Dr. Clark, von der London School of Economics für die  Transportgewerkschaft ITF geschrieben. Der Report zeigt auf, dass die  „Deutsche Post-DHL in schwerwiegender und systematischer Weise sowohl internationalen Arbeitsnormen als auch ihrem unternehmensinternen Verhaltenskodex zuwiderhandelt.“ Dieser Report bezieht sich nicht nur auf ein Land, sondern zeigt die Zustände in Chile, Kolumbien und Panama auf.

Ich werden Ihnen nun einige Beispielfälle aus dem Report vorstellen:

  • Zum Beispiel wurden 42 Beschäftige nach einem Streik in Chile, trotz hoher Auftragslage, entlassen.
  • Gewerkschaftsmitgliedern wurde mit Entlassung gedroht.
  • Gewerkschaftsmitglieder sollen abgehört worden sein.
  • Mitarbeiterumfragen sollen von Vorgesetzten gefälscht worden sein.

Dies nur als kleiner Vorgeschmack. Wer den Bericht liest, wird eine Reihe weiterer konkreter Vorwürfe finden.

Wie bereits erwähnt, sind ähnliche Berichte bereits in den letzten Jahren über die Geschäftspraxis der Deutschen Post in Indien und der Türkei veröffentlicht worden. Der zuständige Gewerkschaftsverband teilt uns aber mit, dass die Zustände vor Ort sich nicht verbessert haben. Zusammen mit diesem Report wird daraus deutlich, dass es kein Umdenken innerhalb der Deutschen Post gegeben hat. Darüber hinaus stellt der Report fest, dass diese arbeitnehmerfeindlichen Vorfälle entweder von der Konzernzentrale systematisch gefördert oder aber zumindest stillschweigend geduldet werden.

Deshalb nun meine Fragen an Sie:

  • Wie kommentieren Sie die im Bericht beschriebenen Vorfälle?
  • Wie wollen Sie diese Vorfälle in Zukunft verhindern?
  • Wie können Sie ihren Mitarbeitern vor Ort – in dem Wissen, dass die nationalen Standards nicht ausreichend sind – gute Arbeitsbedingungen garantieren?

Eine kleine Anregung zum Schluss: Im Jahr 2014 wurde die Deutsche Post als Top-Arbeitgeber in Deutschland ausgezeichnet. Vielleicht sollte die Deutsche Post DHL Group dies auch in der Türkei, Lateinamerika oder Indien anstreben und entsprechende Maßnahmen umsetzen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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