Mein Name ist HHLA, ich weiß von nichts

Auf der virtuellen Hauptversammlung der Hamburger Hafen und Logistik AG gibt der Vorstand auf viele Fragen keine Antwort. So hat der Konzern keine Kenntnis darüber, ob sich in den Containern, die er umschlägt, Rüstungsgüter befinden.

Das Verschiffen von Rüstungsgütern ist ein heikles Thema für die HHLA. Schließlich will es sich das Management mit den Kunden nicht verderben. So gesehen will man es vielleicht gar nicht so genau wissen, was in den Containern drin steckt. Es genügt ja, dass es der Zoll weiß. Auf die Zollpapiere hat die HHLA natürlich keinen Zugriff.

Aber wenigstens weiß der Konzern, wenn sich in einem Container Gefahrstoffe befinden. Explosive Güter (Gefahrgutklasse 1) werden sowohl in Hamburg als auch in Tallinn umgeschlagen, in Odessa nicht.

Klimaneutralität bis 2040
Die Bereitschaft, Aussagen über die Zukunft zu treffen, ist da schon ausgeprägter. Wir streben als Konzern an, die Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen“, sagt die Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath. „Bis 2030 streben wir eine Halbierung der absoluten CO2-Emissionen an.“

Die Frage nach Kompensationsprojekten, die der Dachverband gestellt hat, wird nur unvollständig beantwortet: „Im Wesentlichen handelt es sich um drei Kompensationsprojekte: das ist einmal Steigerung der Energieeffizienz bei Schiffen, das zweite ist ein Windkraftprojekt und das dritte ist ein Projekt zur Aufforstung einheimischer Mischwälder.“ An welchen Ortn die Projekte stattfinden und welche Menge an CO2 damit eingespart wird, bleibt im Dunkeln. Stattdessen erfahren wir, was wir gar nicht gefragt haben: Alle Projekte seien vom TÜV Nord „nach Goldstandard zertifiziert“.

Atomtransporte im Hamburger Hafen
Warum hat die HHLA ihre freiwillige Zusage, auf Atomtransporte zu verzichten, nicht eingehalten? Diese Fragen darf der Chief Operating Officer, Jens Hansen, beantworten: „Die HHLA hat ihre freiwillige Zusage eingehalten. Bei der besagten Entladung handelte es sich um ein Restgeschäft, an das wir noch gebunden waren, und wir haben uns auch 2018 bei der Abgabe der freiwilligen Selbstverpflichtung dahingehend geäußert, dass wir auslaufenden vertraglichen Regelungen noch nachkommen werden.“

Vergütung der HHLA-Chefin „im unteren Quantil der Vergleichsgruppen
Auskunftsfreudig ist die HHLA, wenn es darum geht, ein Missverständnis über das Gehalt der Vorstandsvorsitzenden aufzuklären, das die Medien in Umlauf brachten. „Der Betrag von 3,7 Millionen Euro stellt nicht das Jahresgehalt 2019 von Frau Titzrath dar“, betont der Aufsichtsratsvorsitzende der HHLA, Rüdiger Grube – er war mal Chef der Deutschen Bahn. „2019 wurden einmalig Rückstellungen gebildet, um im Jahr 2016 einmalig vereinbarte Pensionszusagen abzubilden. Diese Rückstellung von 2,7 Millionen Euro war nach der Vertragsverlängerung im Jahr 2019 zu bilden. Die Vergütung liegt deutlich unter der Vergütung des Vorgängers von Frau Titzrath. Die Angemessenheit der Versorgungszusagen von Frau Titzrath wurde von unabhängigen Vergütungsberatern überprüft, intensivst diskutiert und auch bestätigt. Demnach befindet sich die Vergütung von Frau Titzrath im unteren Quantil der Vergleichsgruppen.“ So viel Transparenz hätten wir uns auch beim Thema Transport von Rüstungsgütern gewünscht. Und den Begriff „Quantil“ hätte Herr Grube ruhig erklären dürfen: Es ist das Maß für die Streuung von Datenerhebungen.

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