Hintergrund: Gefahren der Braunkohle

Der Kölner Kinderarzt Christian Döring fordert den RWE-Konzern  auf,  „das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit“ unserer Kinder zu schützen und nicht durch giftige Feinstäube zu gefährden.

In der Kinderarztpraxis sind giftige Feinstäube, die die kleinen Patienten einatmen und in ihrer Blutbahn verteilen, ein wichtiges Thema:  Säuglinge und Kleinkinder mit ihrem unreifen Abwehrsystem  sind besonders gefährdet. Säuglinge und Kleinkinder mit ihrem unreifen Abwehrsystem und ihren kleineren Atemwegen sind besonders gefährdet. Sowohl die negativen hormonellen als auch die krebserregenden Wirkungen von Feinstäuben sind in der Kindheit besonders bedrohlich.

Schon im Bauch der Schwangeren  kann der Mutterkuchen so geschädigt werden, das schon bei einer Feinstaub-Zunahme um nur 10 % des Grenzwertes jedes sechste Neugeborene untergewichtig geboren wird. Hinzu kommen unterschiedliche  Entwicklungsverzögerungen. (Kinderärztlicher Kongress Berlin 2014 Dr. Heinrich, Helmholtz-Institut München)

Dioxinartige Umweltgifte wie Polyaromatisierte Kohlenwasserstoffe (PAK) und Flüchtige  Organische Verbindungen (VOC),  die sich auf die winzigen Feinstaubpartikel  bei der Verbrennung von  Braunkohle anheften, gelangen über die Lunge der Schwangeren in die Blutbahn über den Mutterkuchen bis in die Organe des ungeborenen Babys. „Das sind winzig kleine Gift-Taxis. Da ist unsere Körperabwehr chancenlos. Und als Kinderarzt komme ich bei einer Schädigung im Bauch der Schwangeren bereits zu spät“, sagt Christian Döring.

Das Helmholtz-Institut München hat die krankmachende Wirkung von ultrafeinen BraunkohleFeinstäuben mit den Feinstäuben von Dieselmotoren, Drucker-Tonern und Rußpartikeln verglichen: Die Abwehrreaktion der Lunge auf Braunkohle-Feinststäuben ist bereits bei kleinsten Konzentrationen besonders schnell, heftig und langandauernd. Hierbei werden gleichzeitig verschiedene lebenswichtige Organe und Körperfunktionen beeinträchtigt.

365.000 kg Feinstaub- Emissionen pro Jahr wurden 2012 aus den Braunkohle-Kraftwerken bei Eschweiler auf etwa 35 km Breite hochkonzentriert freigesetzt – ohne die erheblichen Feinstaubfreisetzungen im Tagebau. Zum Vergleich:  235.000kg Verkehrs-Feinstaub wurden 2007 freigesetzt, aber in ganz NRW.  (Gesundheitsamt Düren, Kurzbericht Feinstaub im Kreis Düren, September 2015, S. 10)

Es gilt als erwiesen, dass Kinder beim Einatmen giftbeladener Feinstäube aus Verbrennungsprozessen aufnehmen, welche sich  über die Blutbahn in Gehirn und alle Organe verteilen.

Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bereits 2013 Alarm geschlagen. Sie hat die Krebsgefahr von fast unbedenklich auf die höchstgefährliche „Gruppe-1-Karzinogen“ hochgestuft. (Deutsches Ärzteblatt 17.10.2013)

Passend hierzu berichtet die AOK Rheinland/Hamburg) von vermehrtem Lungenkrebs in der Bergbauregion Düren. (Onkologie-Report der AOK Rheinland/Hamburg, zitiert in Aachener Zeitung, 19. Dezember 2013: „Lungenkrebs häufiger in Bergbau-Regionen“)

Der Feinstaubbericht des Kreisgesundheitsamtes Düren vom  September 2015 fasst den  aktuellen wissenschaftlichen Stand zusammen und berichtet von durchschnittlich 10 Monaten vorzeitigem Versterben. Insbesondere Kinder sind gefährdet.

„Luftverschmutzung stellt in Europa das größte einzelne umweltbedingte Gesundheitsrisiko dar. Durch die Luftverschmutzung verkürzt sich die Lebensdauer der Menschen und sie kann ernsthafte Krankheiten, wie Herzerkrankungen, Atemwegsprobleme und Krebs begünstigen.“    „Die Einhaltung des WHO-Luftqualitätsstandards in den 28 Staaten der EU würde die durchschnittlichen Feinstaubkonzentrationen um ein Drittel senken, wodurch im Vergleich mit der gegenwärtigen Situation 144.000 vorzeitige Todesfälle vermieden werden könnten.“ (Europäische Umweltagentur, 30.11.2015)

„In der aktuellen „European Study of Cohorts for Air Pollution Effects“ (ESCAPE) wurde anhand von Daten aus 17 europäischen Kohortenstudien mit insgesamt über 300.000 Probanden festgestellt, dass  Feinstaub das Risiko erhöht, an Lungenkrebs oder an einer Herz-Kreislaufbeeinträchtigung zu erkranken. Ebenfalls aus dieser Studie stammen die aktuellen Einschätzungen, dass „Ultrafeine Partikel“ (UF) eine besonders krankmachende Rolle zukommt und dass es für Feinstaub keinen Schwellenwert gibt, unter dem eine gesundheitliche Beeinträchtigung auszuschließen ist. Nach aktuellen Berechnungen ist die durchschnittliche Lebenserwartung in den EU-Staaten durch die Einwirkung von Partikelmasse mit einer Größe von bis zu 10 Mikrometer (Particulate Matter 2.5) um 9 Monate verkürzt, in Deutschland sogar um 10 Monate. Gefährdet sind insbesondere ältere Menschen, Kinder und Personen mit Atemwegs- und Herz-Kreislauferkrankungen.“

Christian Döring  fordert die RWE AG auf, schnellstmöglich eine Gefährdung durch giftige Braunkohlefeinstäube  für Schwangere und Kinder nachweislich auszuschließen.  „Nach dem Grundgesetz hat jeder das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.“ (GG §2 Abs. 2).

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