Der Dachverband bündelt Konzernkritik / Stimme gegen rücksichtsloses Profitstreben
Seit 1986 setzt sich der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionär für Umweltschutz, Menschenrechte und gegen Rüstungsproduktion ein. In den vergangenen Jahren lagen die Schwerpunkte der Arbeit auf den UN-Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, SDGs), dem Klimaschutz und menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten von Unternehmen.
Unsere Themen und Kampagnen
- Konzerne für Klimaschutz und Menschenrechte?
- Für ein effektives Lieferkettengesetz
- Gemeinsam für bessere Lebensbedingungen südafrikanischer Minenarbeiter
- Klima schützen! Kohle stoppen! Widerstand gegen RWE und die Braunkohlewirtschaft
- Konzerne und die SDGs im Praxis-Check
- Rohstoffe – im Konflikt mit Menschenrechten
Ältere Kampagnen
- 2015: Meine Stimme für gerechte Löhne
- 2014: fairplay – Konzerne in der Verantwortung für Mensch und Umwelt
- 2013: Schlechte Noten für die Konzerne
- 2013: Kritisches Aktionärstum stärken
- 2012: Neue Energie für die Wende
- 2012: Andere Banken braucht das Land!
- 2011: STOP Greenwashing!
„Bei den Hauptversammlungen fühlt mensch sich auch heute noch oft wie in der „Höhle des Löwen“. Und das, obwohl es uns kritischen Aktionär*innen in den letzten Jahrzehnten gelungen ist, Nachhaltigkeitsthemen zunehmend auf die Agenden von Hauptversammlungen zu setzen. Unsere Aufgabe heute ist es, sich nicht „blenden“ oder „befrieden“ zu lassen durch wohlklingende Worte von Konzernchefs, sondern die Finger weiter in die Wunden zu legen und mögliches Greenwashing zu entlarven. Und es geht auch darum, klar zu machen: Ehrgeizige Wachstumsziele und hohe Dividenden passen oft nicht mit ernst gemeintem Menschenrechts- und Umweltschutz zusammen.“
Barbara Happe, Vorstand Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre e.V. und Bankenreferentin urgewald
„Es ist bemerkenswert, wie der Dachverband mit seiner kritischen Betrachtung der jeweiligen Geschäftsgebaren, die Denke und das Handeln der Konzerne und die Betrachtung und Themensetzung von anderen Aktionär*innen und institutionellen Anlegern mitbeeinflusst hat. Ich kann mich gut an meine ersten Hauptversammlungen erinnern; noch vor 10 Jahren waren wir mehr oder weniger einsame Mahner, heute sind Umweltschutz, Lieferketten und soziale Themen Bestandteil nahezu aller Reden und Gegenanträge.“
Jens Hilgenberg, Vorstand Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre e.V. und Leiter Verkehrspolitik BUND e.V.
„Das Handeln der Konzerne zu überwachen, ihre Lobbystrukturen und ihren großen Einfluss auf die Politik offenzulegen, die im wirtschaftlichen Einflussgebiet der Konzerne auftretenden Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen publik zu machen und die Konzerne dafür öffentlich zur Rede zu stellen und zur Verantwortung zu ziehen – all das macht der Dachverband der Kritischen Aktionär*innen seit über drei Jahrzehnten mit seiner Konzernkritik. Und Konzernkritik muss immer auch Herrschaftskritik sein – oder sie ist keine Kritik.“
Christian Russau, Vorstand Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre e.V., und Mitglied beim Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL)
Konzerne für Klimaschutz und Menschenrechte?
Achtung von Lieferkettengesetz und Pariser Klimaschutzabkommen kritisch begleiten
Es gibt eine eindeutige unternehmerische Verantwortung, Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen und Menschenrechtsverletzungen in den eigenen Lieferketten nicht zu tolerieren. Hierbei haben gerade die global agierenden deutschen Großkonzerne einen großen Einfluss – und mit dem Lieferkettengesetz in Deutschland wird es erstmals einen klaren, rechtsverbindlichen Rahmen dafür geben, wie die menschenrechtliche Risikoanalyse bei größeren Unternehmen samt proaktiver Maßnahmen auch durchgeführt werden muss. Mit unserem Projekt möchten wir die Anpassung und Umsetzung der unternehmerischen Pflichten, die sich aus dem Lieferkettengesetz ergeben, sowie konkrete Klimaschutzmaßnahmen kritisch und vor allem in Zusammenarbeit mit unseren Partnerorganisationen aus dem Globalen Süden analysieren und, wenn nötig, öffentlich Nachbesserungen und Gesetzeskonformität einfordern.
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Für ein effektives Lieferkettengesetz
Das „Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten“, das der Bundestag im Juni 2021 verabschiedet hat, tritt 2023 in Kraft und erfasst zunächst Unternehmen ab 3.000, von 2024 an dann Unternehmen ab 1.000 Beschäftigten. Diese Unternehmen müssen fortan bei direkten Zulieferern sowie anlassbezogen auch bei indirekten Zulieferern Risiken für Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung ermitteln, Gegenmaßnahmen ergreifen und diese gegenüber dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) dokumentieren.
Die Initiative Lieferkettengesetz hat sich seit September 2019 für ein starkes Lieferkettengesetz in Deutschland eingesetzt. Gestartet als Bündnis aus 64 zivilgesellschaftlichen Organisationen, darunter auch der Dachverband, vereint die Initiative mittlerweile 128 Menschenrechts-, Entwicklungs- und Umweltorganisationen sowie Gewerkschaften und kirchliche Akteure.
Insbesondere auf Druck der CDU und des CDU-geführten Bundeswirtschaftsministeriums ist der ursprüngliche Gesetzentwurf an zahlreichen Stellen abgeschwächt worden. Anders als zunächst von Bundesarbeitsminister Heil (SPD) und Bundesentwicklungsminister Müller (CSU) vorgesehen, gilt das Gesetz für weniger Unternehmen, schränkt die Sorgfaltspflichten von Unternehmen stark ein und begründet keinen zivilrechtlichen Haftungstatbestand mehr. Das bedeutet, dass Betroffene von Menschenrechtsverletzungen auf Basis dieses Gesetzes keinen Schadensersatz von Unternehmen einklagen können.
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Gemeinsam für bessere Lebensbedingungen südafrikanischer Minenarbeiter
Wie ist es möglich, dass Minenarbeiter, die eines der wertvollsten Metalle fördern, unter menschen- unwürdigen Bedingungen leben?
Genau dies wollten zwei südafrikanische Frauen wissen, als sie am 29. April 2016 zur Hauptversammlung von BASF nach Mannheim kamen. Endlich standen Ntombizolile Mosebetsane und Agnes Makopano Thelejane dem Chef des weltgrößten Chemieunternehmens, Kurt Bock, gegenüber. BASF ist Hauptabnehmer des Platins, das ihre Männer jahrelang für den britisch-südafrikanischen Bergbaukonzern Lonmin aus dem Boden geholt hatten. „Sind Sie bereit, einen Teil Ihrer Profite, die Sie durch die jahrelangen Geschäfte mit Lonmin angehäuft haben, dafür zu verwenden, uns zu unterstützen?“, fragten die beiden Witwen, die beim Massaker von Marikana am 16. August 2012 ihre Männer verloren.
Wir Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre setzen uns seit 2015 für die Hinterbliebenen des Massakers von Marikana ein. Es ist uns zusammen mit unserer Mitgliedsorganisation KASA und unseren internationalen Partnern gelungen, den Skandal, in den BASF verwickelt ist, publik zu machen. Mehr als 12.500 Menschen haben unsere Petition „BASF – Lieferkettenverantwortung JETZT!“ unterschrieben. Bei der Hauptversammlung reagierten viele der 6.000 Aktionärinnen und Aktionäre betroffen, als sie mitbekamen, dass BASF sich weigert, Verantwortung zu übernehmen.
2017 weiteten wir unser Engagement aus und machten direkt bei Lonmin Druck. Bei den Hauptversammlungen in London forderten wir den Bergbaukonzern auf, für menschenwürdige Lebensbedingungen seiner Beschäftigten zu sorgen. Ein Bericht von Amnesty International bestätigte jüngst, dass die 20.000 Minenarbeiter rund um die Platin-Mine Marikana „immer noch unter erbärmlichen Bedingungen“ leben. Bis heute wurde das Versprechen, 5.500 Häuser für die Arbeiter zu bauen, nicht erfüllt.
Mehr Informationen und Themen der Kampagne
Mehr Informationen: basflonmin.com
Klima schützen! Kohle stoppen! Widerstand gegen RWE und die Braunkohlewirtschaft
Widerstand gegen die Braunkohlewirtschaft ist möglich – kreativ und gewaltfrei. Wir vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre wollen möglichst viele Menschen ermutigen, sich rücksichtsloser Konzernmacht entgegenzustellen. Profitmaximierung für einige wenige oder Schutz von Klima, Umwelt und Gesundheit – das ist hier die Frage!
Widerstand gegen Zwangsumsiedlung
Tausenden von Menschen in der Nähe der Tagebaue Hambach und Garzweiler droht noch die Zwangsumsiedlung. So auch der Familie Winzen, die in einem denkmalgeschützten Hof in Erkelenz-Keyenberg wohnt. Der Hof lieft weniger als einen Kilometer vom Rand des Tagebaus Garzweiler entfernt. Markus Dufner vom Dachverband hat Familie Winzen besucht und mit Norbert Winzen einen Spaziergang durch Keyenberg unternommen.
> Reportage „Im Schatten des Braunkohlebaggers“
RWE: ein Anschlag auf die Umwelt, das Klima und die menschliche Gesundheit
Es ist ein Skandal: Im Rheinischen Braunkohlerevier werden Zehntausende Menschen werden gegen ihren Willen umgesiedelt. Dörfer müssen den Tagebauen Hambach und Garzweiler weichen, Menschen werden zwangsumgesiedelt, der Hambacher Wald wird abgeholzt. Und das alles, damit RWE weiter Braunkohle abbauen und in seinen Kraftwerken verbrennen kann. Die schädlichste Form, Strom zu erzeugen, den angesichts der Überkapazitäten keiner mehr braucht. Und ein Anschlag auf die Umwelt, das Klima und die menschliche Gesundheit. Mit dem Slogan „Zukunft. Sicher. Machen.“ verschleiert der RWE-Konzern, dass er zu den schlimmsten Klimakillern und größten Umweltzerstörern in Europa gehört.
Der Dachverband der Kritische Aktionärinnen und Aktionäre fordert:
– Klima schützen!
– Kohleabbau stoppen!
– Gesundheit erhalten!
– Kulturlandschaft bewahren
Unterstützung des gewaltfreien Widerstands
Wir vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre unterstützen den gewaltfreien Protest gegen die Braunkohlewirtschaft und die RWE AG. Dabei arbeiten wir mit Organisationen, Initiativen und Menschen zusammen, die sich für den Klimaschutz, gegen Kohleabbau und die Erhaltung der menschlichen Gesundheit einsetzen.
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Konzerne und die SDGs im Praxis-Check
Deutsche Großunternehmen und ihre Verantwortung für das Erreichen der Ziele nachhaltiger Entwicklung der Vereinten Nationen
Die Agenda der Sustainable Development Goals (SDGs) ist die weltweit wichtigste entwicklungspolitische Zielsetzung des nächsten Jahrzehnts. Sie betrifft, im Gegensatz zu den Millenniumszielen, auch die Industrienationen und damit in besonderem Maße auch deutsche Unternehmen. Deutschland hat sich den 17 UN-Zielen für eine nachhaltige Produktions- und Lebensweise verpflichtet, auch viele Unternehmen möchten selbst einen eigenen Beitrag leisten. Doch was heißt das konkret?
Die sichere, saubere und nachhaltige Trinkwasser- wie Energieversorgung ist gleich in vier der 17 Ziele festgehalten. Riskante und umweltschädigende Bergbauprojekte stehen dazu im Widerspruch. Beteiligte Firmen müssen daher auch viele ihrer bisherigen Geschäftspraktiken prüfen und ändern, um nachhaltig im Sinne der SDGs zu agieren.
In unserer Kampagne thematisieren wir die Verantwortung deutscher und internationaler Konzerne für die Umsetzung der SDGs. Dabei möchten wir nicht nur die UN-Nachhaltigkeitsagenda und ihre Herausforderungen anhand praktischer Fälle veranschaulichen, sondern auch dazu anregen, das Thema Nachhaltigkeit kritisch zu hinterfragen und weiterzudenken.
Wir fordern die nötige Achtung von Umweltschutz und Einhaltung der Menschenrechte entlang der gesamten Lieferkette in unseren Redebeiträgen auf den Hauptversammlungen ein.
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Rohstoffe – im Konflikt mit Menschenrechten
Wir sind daran gewöhnt, dass Rohstoffe frei verfügbar und billig sind: Platin aus Südafrika, Kohle aus Kolumbien, Kupfer aus Peru, Wolfram und Tantal aus dem Kongo. Kaum bekannt ist jedoch: 30 Prozent der Menschenrechtsverletzungen weltweit haben mit der Gewinnung von Rohstoffen zu tun. Das wollen wir ändern.
Mit der Kampagne „Rohstoffe – im Konflikt mit Menschenrechten“ setzen sich die Kritischen Aktionäre auf Hauptversammlungen für verbindliche menschenrechtliche Sorgfaltspflichten der Unternehmenein.
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Ältere Kampagnen
2015: Meine Stimme für gerechte Löhne
Wie lange wollen wir noch zulassen, dass eine Näherin in einer Zulieferfirma von Adidas in El Salvador nur 160 Euro brutto im Monat verdient? Und dies unter prekären, die Gesundheit belastenden Arbeitsbedingungen, die kaum kontrolliert werden. Mit diesem Lohn kann die Näherin nicht einmal den Grundbedarf an Nahrungsmitteln decken, ganz zu schweigen von weiteren elementaren Bedürfnissen wie Bildung und medizinischer Versorgung. Allein um die Grundbedürfnisse einer vierköpfigen Familie in El Salvador zu sichern, wäre ein Monatslohn von rund 480 Euro notwendig.
Im Gegensatz dazu erhielt Adidas-Vorstand Herbert Hainer 2014 325.000 Euro monatlich. Also mehr als 2000 Mal so viel wie die Näherin in einem der Zulieferbetriebe.
Wir vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre fordern alle Konzerne auf, existenzsichernde Löhne und menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu garantieren – gleich ob bei den eigenen Beschäftigten oder bei denjenigen in Zulieferfirmen.
2014: fairplay – Konzerne in der Verantwortung für Mensch und Umwelt
fair statt foul – im Sport und in der Wirtschaft! Deutsche Konzerne und die Fußball-WM
Die Kampagne fairplay verlangte von den deutschen Unternehmen, Menschen- und Arbeitnehmerrechte einzuhalten und die Umwelt zu schützen – in Brasilien und weltweit. fairplay beschäftigte sich auch mit dem Sponsoring der Konzerne. Erst dadurch ist Fußball ein Mega-Geschäft geworden, von dem aber nur wenige profitieren. Das war 2014 bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien wieder so.
Deutsche Konzerne wie ThyssenKrupp, Siemens, Allianz und die Münchener Rück haben sich in der Vergangenheit bei ihren Geschäften in Brasilien zu wenig um schädliche Auswirkungen ihrer Investitionen gekümmert. Die Fußball-WM bietet die Chance, diese Missstände im größten Land Lateinamerikas stärker in den Fokus zu rücken.
Fußball-Fans in aller Welt fieberten dem 12. Juni 2014 entgegen. Damals rollte das runde Leder am Zuckerhut und Amazonas. Aber eine Viertel Million BrasilianerInnen mussten an den 12 WM-Spielorten dem Neubau von Stadien weichen. Im Jahr der Fußball-WM riefen wir Kritischen Aktionäre zu fairplay auf – auch in der Wirtschaft! Adidas, Continental, Deutsche Telekom, VW und viele andere Unternehmen hofften, dass etwas vom Glanz des Fußballs auf sie abstrahlt. Für die Schattenseiten einer Weltmeisterschaft – egal ob in Südafrika (2010), Brasilien oder Katar – interessierten sie sich nicht.
2013: Schlechte Noten für die Konzerne
Wie jedes Jahr vor den Sommerferien fragen sich viele Schülerinnen und Schüler vor der Zeugnisausgabe: Reicht es zur Versetzung? Wäre die Deutsche Bank ein Schüler, würde sie sitzen bleiben. Kulturwandel: 6. Transparenz: 6. Klimaschutz: 6. Achtung der Menschenrechte: 6.
Als Streberin erwies sich die Deutsche Bank hingegen in den Fächern Profitorientierung, Zinsmanipulation und Agrarspekulation. Barbara Happe vom Vorstand der Kritischen Aktionäre überreichte bei der Hauptversammlung in Frankfurt dieses „Armutszeugnis“ an den Co-Vorsitzenden des Vorstands, Anshu Jain. Und vor Beginn der Hauptversammlung hatte der Dachverband den Protest von zahlreichen Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten vor der Festhalle koordiniert.
Im Jahr 2013 beteiligten wir Kritischen Aktionäre uns an 20 Hauptversammlungen in Deutschland und an so vielen im Ausland wie noch nie: an drei in der Schweiz, zwei in Frankreich und je einer in Großbritannien, Italien und den Niederlanden. Wieder erhielten viele Nichtregierungsorganisationen aus dem In- und Ausland durch die Stimmrechtsübertragung des Dachverbands Rederecht.
2013: Kritisches Aktionärstum stärken
Konzerne in die ökologische und soziale Verantwortung nehmen
Der Begriff „Kritisches Aktionärstum“ wird oft synonym mit „Aktivem Aktionärstum“ verwendet. Im Englischen sind die Begriffe „shareholder activism“ und „shareholder engagement“ geläufig. Wir Kritischen Aktionäre verstehen darunter, Unternehmensverhalten im Sinne ethischer Werte zu verändern und auf Nachhaltigkeit hin auszurichten.
Nichtregierungsorganisationen (NRO) erkennen zunehmend die Chance, über die Beteiligung an Hauptversammlungen auf Missstände aufmerksam zu machen und Konzerne für Menschenrechte und Umweltbelange zu sensibilisieren.
Das Problem auf Seiten der NRO besteht darin, dass sie sich im Aktienrecht meist zu wenig auskennen und noch nie an Hauptversammlungen teilgenommen haben. Der Dachverband vermittelt in Informationsveranstaltungen und Schulungen wie „Konzernkritik mit eine Aktie“ das Basiswissen, das für eine Hauptversammlung gebraucht wird:
– Wie kommen NRO aus dem In- und Ausland Zugang zu einer Aktionärsversammlung?
– Wie müssen Gegenträge formuliert werden?
– Was muss ich bei einer Hauptversammlungsrede beachten?
Die Kritischen Aktionäre hatten in den vergangenen Jahren auch mit Unternehmen zu tun, die ihren Sitz nicht in Deutschland haben. So nahmen VertreterInnen des Dachverbands und seiner Mitgliedsorganisationen an den Hauptversammlungen von EADS (Sitz: Leyde/Niederlande), BP (Sitz: London/Großbritannien), Nestlé (Sitz Vevey/Schweiz) und Tepco (Sitz: Tokio/Japan) teil.
Nicht nur das Aktienrecht unterscheidet sich von Land zu Land; die Praxis hat gezeigt, dass auch die Unternehmens- und Aktionärskultur sich erheblich unterscheidet. Hier müssen Recherchen unternommen, Erfahrungen ausgetauscht und Netzwerke gebildet werden, um die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Teilnahme an Hauptversammlungen im Ausland zu schaffen.
2012: Neue Energie für die Wende
Nach dem „Atomausstieg“ sind in Deutschland die fossilen Energieträger wieder im Kommen. RWE und E.on setzen verstärkt auf Kohle. Neue Kohlekraftwerke in Deutschland und Kohleimporte aus Übersee blockieren die Energiewende. In Schwellen- und Entwicklungsländern hinterlässt der Kohleabbau immense Umweltschäden und führt zu Krankheiten bei den Menschen in den Abbaugebieten.
Wenn es weitergeht wie bisher, heizt sich das Treibhaus Erde noch schneller auf und das Zwei-Grad-Ziel wird nicht erreicht – mit schwer wiegenden Folgen zunächst für die arme Bevölkerung im Süden, für Küstenbewohner und irgendwann für uns alle.
Deshalb fordert der Dachverband der Kritischen Aktionäre bei den Hauptversammlungen 2013: Neue Energie für die Wende! Der Braunkohletagebau in Deutschland muss gestoppt werden. Die Energiekonzerne E.on und RWE dürfen keine Kohle aus Ländern importieren, die Raubbau an der Natur und Menschenrechtsverletzungen zulassen. Die Finanzierung rücksichtsloser Bergbauunternehmen durch Banken wie die Commerzbank und Versicherungen wie die Allianz muss aufhören. Mehr Investitionen in erneuerbare Energien und in den Klimaschutz sind das Gebot der Stunde.
2012: Andere Banken braucht das Land!
Kampagne gegen Kriegstreiber, Hungermacher und Zocker
Darf man Banken als Kriegstreiber, Hungermacher und Zocker bezeichnen? Die Kritischen Aktionäre haben das in der Kampagne Andere Banken braucht das Land! auch getan. Banken stellen Geld für Panzer und Streumunition bereit, schädigen Umwelt und Klima und spekulieren mit Nahrungsmitteln.
Deutsche Bank: Wussten Sie, dass Deutschlands größte Bank der wichtigste Geschäfts-partner der Firmen ist, die den Kampfpanzer Leopard 2 A7+ bauen? Hunderte dieser hochmodernen Panzer, die sich perfekt für die Aufstandsbekämpfung eignen, sollen an Saudi-Arabien geliefert werden. Die Geschäfte mit den fünf größten Waffenherstellern und -exporteuren der Welt summieren sich auf drei Milliarden Euro, zu Streumunitionsherstellern auf 500 Millionen Euro. Trotz des Ausstiegsversprechens von Josef Ackermann hat die Deutsche Bank neue Geschäfte mit Streumunitions-produzenten abgeschlossen. Und die Ankündigung der Bank, keine neuen börsengehandelten Anlageprodukte auf Basis von Grundnahrungsmitteln aufzulegen, ist ein purer PR-Trick.
Commerzbank: Wussten Sie, dass die mit staatlicher Hilfe gerettete Skandalbank über Anleihen, Aktien und Kredite die klimaschädliche Kohleindustrie finanziert? Zwischen 2005 und 2010 waren es Finanzdienstleistungen von etwa vier Milliarden Euro. Kohleabbau in Kolumbien, Indonesien oder den USA geht einher mit schwerster Umweltzerstörung und mit eklatanten Menschenrechtsverletzungen.
Viele Großbanken sind in schmutzige Geschäfte verwickelt. Deshalb ruft der Dachverband mit dem Aktionsbündnis „Bankwechsel Jetzt!“ Sparerinnen und Sparer dazu auf, ihr Geld bei Alternativbanken anzulegen.
2011: STOP Greenwashing!
Wir nennen es Greenwashing, wenn Konzerne ihrem unsozialen, umweltfeindlichen und nicht nachhaltigem Geschäft einen grünen Anstrich verpassen. Hierbei bedienen sie sich oft einzelner Vorzeigeprojekte und millionenschwerer PR- oder Marketingkampagnen, um die Öffentlichkeit zu täuschen. Ziel unserer Kampagne „STOP Greenwashing!“ war es, derartige Aktivitäten von Konzernen aufzudecken und das Bewusstsein der Öffentlichkeit für nachhaltiges Unternehmertum und Greenwashing zu schärfen. Wir Kritischen Aktionäre forderten daher 2011 die Konzerne bei den Hauptversammlungen auf: „STOP Greenwashing!“