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Greenwashing: Nichts Neues bei der DWS!

Transparenz bei Investitionsrichtlinien: Fehlanzeige!

Facing Finance, urgewald und Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre fordern, Vorstand und Aufsichtsrat auf der Hauptversammlung am 9. Juni nicht zu entlasten

Berlin/Köln - Bereits vor der Razzia in der DWS-Zentrale am 31. Mai hatten Facing Finance, urgewald und der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre immer wieder darauf hingewiesen, dass Deutschlands größter Vermögensverwalter keine öffentlichen Investitionsrichtlinien zu Menschenrechten, Energiekonzernen oder Bergbau hat. Damit weicht die DWS von ihrer Konzernmutter Deutsche Bank ab, die Richtlinien für ihr Finanzierungsgeschäft veröffentlicht hat – wenn auch aus Sicht der Organisationen weitgehend unzureichende. Diese Intransparenz der DWS steht im Widerspruch zu dem im Branchenvergleich besonders auffallenden und nun auch eventuell mit rechtlichen Konsequenzen verbundenen ESG-Marketing des Branchenprimus und seiner Mutter Deutsche Bank. 

„Die DWS verkennt die zunehmende Bedeutung authentischer, strenger und konsequent angewandter ESG-Kriterien, nach denen immer mehr Banken, Vermögensverwalter und institutionelle Investoren Anlageprodukte bewerten“, sagt Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionär*innen. „Ökologische und soziale Faktoren sowie Kriterien für gute Unternehmensführung müssen bei Anlageentscheidungen systematisch berücksichtigt werden – und nicht nur im Marketing.“

Facing Finance, urgewald und der Dachverband begrüßen daher den Rücktritt von DWS-Chef Asoka Wöhrmann, der nach der Hauptversammlung am morgigen 9. Juni wirksam werden soll. „Damit ist es aber nicht getan“, meint Thomas Küchenmeister, Geschäftsführer von Facing Finance. Verantwortung trägt auch der DWS-Aufsichtsratsvorsitzende Karl von Rohr, der bei der Konzernmutter Deutsche Bank als stellvertretender Vorstandsvorsitzender für die Vermögensverwaltung zuständig ist. „Nach den Greenwashing-Vorwürfen gegen die DWS werden nun viele Anbieter von Finanzprodukten genau hinschauen, ob ihre eigenen Anlagekriterien ausreichen“, glaubt Dufner. 

Der Dachverband steht im Austausch mit Investmentgesellschaften, die Anteile an der DWS Group halten, darunter auch mit der Nippon Life Insurance Company, dem mit fünf Prozent größten institutionellen DWS-Anteilseigner. „Wir wollen die Investoren davon überzeugen, dass es jetzt ein wichtiges Signal wäre, die Geschäftsführung und den Aufsichtsrat der DWS nicht zu entlasten“, so Dufner.

„Die Deutsche Bank und deren Tochter DWS sind noch meilenweit davon entfernt, einen signifikanten Beitrag zur Transformation hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft zu leisten. Beispielhaft dafür stehen die DWS-Investments in Bergbaukonzerne wie Vale. Letzterer ist für zwei der größten und tödlichsten Dammbrüche der jüngeren Geschichte verantwortlich”, sagt Thomas Küchenmeister von Facing Finance.

Für ihre Nachhaltigkeitsanalyse nutzt die DWS ihre „ESG Engine“, ein firmeneigenes Softwaresystem, das laut entsprechender Website Nachhaltigkeitsinformationen aus verschiedenen externen Quellen zusammenfasst und mit hauseigenem Research verbindet. Als kontroverse Sektoren werden Glücksspiel, Tabak, Pornografie, Kohle- und Atomenergie sowie Rüstung „usw.“ genannt. Unternehmen aus diesen Sektoren werden primär entsprechend ihren Umsätzen in Kategorien (A bis F) eingestuft. [1] „Bisher hörte es hier mit dem Willen der DWS zu echtem ESG bzw. Transparenz darüber aber schon auf“, urteilt Julia Dubslaff von urgewald. „Abgesehen davon, dass manche Sektoren wie Öl und Gas überhaupt nicht vorkommen, haben die Formulierungen der ‚ESG Engine‘ den Fondsmanager*innen offensichtlich viel zu viel Spielraum gelassen. Eine eindeutige Absage an Unternehmen im Sinne von klaren, zeitgemäßen Ausschlüssen fehlt. Ob sich mit dem Rücktritt von Asoka Wöhrmann und den behördlichen Untersuchungen auch die ESG-Haltung der DWS grundlegend verbessern wird, bleibt abzuwarten.“ 

Heute, 17.30 Uhr (11.30 Uhr Ortszeit) Protest und Übergabe von Petition in DWS-Büros in den USA

In den USA steht die DWS zudem wegen der Verletzung von Arbeitnehmerrechten in der Kritik. Die US-Gewerkschaft „Service Employees International Union” (SEIU) wirft der DWS vor, ihre eigenen Unternehmensrichtlinien zu missachten, die vorsehen, dass sie marktübliche Löhne und Sozialleistungen, sichere Arbeitsbedingungen und die Einhaltung von Arbeitsgesetzen durch ihre Auftragnehmer unterstützt. Mitglieder der SEIU werden heute an drei Orten in den Büros der Deutschen Bank und der DWS Group in New York und Miami eine Petition mit Forderungen überreichen, darunter auch am nordamerikanischen Hauptsitz der Deutschen Bank in New York City. Auf Anfrage kann SEIU Filmaufnahmen der gewerkschaftlichen Delegationen zur Verfügung stellen.

Video mit Rede der Hausmeisterin Esperanza (SEIU): https://wetransfer.com/downloads/de58a05a13129246964a7024f2be957720220607163259/99d902

Anmerkungen [1] https://download.dws.com/download?elib-assetguid=a30d4fc2df4b418c956389cd6bb58ad8&
und https://www.dws.com/de-de/loesungen/esg/esg-engine/

Gegenanträge zur Hauptversammlung der DWS am morgigen 9. Juni 2022
Keine Entlastung des Vorstands: https://www.kritischeaktionaere.de/dws/dws-keine-oeffentlichen-investitionsrichtlinien-und-schaedliche-investments/
Keine Entlastung des Aufsichtsrats: https://www.kritischeaktionaere.de/dws/dws-in

Fragen zur Hauptversammlung der DWS am morgigen 9. Juni 2022
https://www.kritischeaktionaere.de/dws/wann-wird-die-dws-strenge-ausschlusskriterien-einfuehren-und-damit-oel-und-gas-als-kontroverse-sektoren-einstufen/

Kontakt:
Markus Dufner, Geschäftsführer, Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, Tel. +49 (0)221 599 5647, E-Mail: dachverband@kritischeaktionaere.de

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