Newsletter Juni 2022
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Liebe Freundinnen und Freunde,

das Jahr 2022 ist zur Hälfte vorbei – Zeit für eine Zwischenbilanz.

Wir haben 40 Hauptversammlungen begleitet – nur die der Deutschen Telekom fand in Präsenz statt. Als ich das World Conference Center in Bonn betrat, wurde mir schlagartig klar, dass mir der Kontakt zu den anderen Aktionärinnen und Aktionärinnen in den letzten zwei Jahren gefehlt hat. Und auch meine Forderungen und Fragen richte ich lieber vom Rednerpult aus an die Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder des Konzerns. Bis jetzt haben sich die Unternehmen noch nicht festgelegt, ob sie 2023 zu Präsenz-Hauptversammlungen zurückkehren werden. Wir warten alle noch darauf, dass der Bundestag in Kürze das neue Gesetz für virtuelle Hauptversammlungen verabschiedet.

Mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine und den westlichen Sanktionen geriet der Klimaschutz immer mehr aus dem Blick und das Thema Energiesicherheit in den Fokus. Zu groß war die Abhängigkeit von billigem russischem Gas und Öl, das nun durch teure Importe aus anderen Staaten oder durch längere Laufzeiten für Kohlekraftwerke kompensiert wird. Viele Konzerne geben die gestiegenen Preise zum Teil überhöht an die Verbraucher weiter und machen Rekordgewinne. Zu den Krisengewinnlern gehört die gesamte Rüstungsbranche, aber auch Versicherungen, Autobauer und Logistikunternehmen. Den Vogel schoss Hapag-Lloyd ab, das 35 Euro Dividende pro Aktie ausschüttete – zehnmal so viel wie 2021.

Gleichzeitig betreiben andere Konzerne dreistes Greenwashing: Die RWE AG nennt ihre Konzernstrategie „Growing Green“, obwohl der Großteil des Konzerngewinns aus der Produktion von und dem Handel mit fossilen Energieträgern besteht. Die DWS, Vermögensverwaltungstochter der Deutschen Bank, hat Anlageprodukte grüner dargestellt als sie eigentlich sind. Gut, dass nun die Staatsanwaltschaft ermittelt.   

Wir alle sehnen ein Ende des Kriegs gegen die Ukraine herbei, damit nicht noch mehr Menschen sinnlos sterben. Um die Energielücken zu schließen, sollten russische Energielieferungen nicht durch Öl und Gas aus anderen Regionen ersetzt werden. Neben einem Friedensschluss hat Klimaschutz höchste Priorität. Deshalb darf der Energiehunger nur mit erneuerbaren Energien gestillt werden. Das werden wir Kritischen Aktionär*innen auch in Kriegszeiten auf Hauptversammlungen fordern.

Mit solidarischen Grüßen

Markus Dufner
Geschäftsführer

In diesem Newsletter:

  • In eigener Sache: Aachener Friedenspreis für Holger Rothbauer
  • Jahrestagung 2022: Herzliche Einladung zur Teilnahme
  • DWS: Desaster auf der Hauptversammlung
  • Biontech: NGOs fordern Impfstoff-Technologietransfer für einkommensschwache Länder
  • Hapag-Llyod: Klimaschutz mangelhaft
  • Hugo Boss: Hohes Risiko von Zwangsarbeit in Baumwolle aus China
  • Daimler Truck: Fragen zu Antriebsplänen
  • HHLA: Fragen zu Rüstungstransporten
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In eigener Sache
Aachener Friedenspreis für Holger Rothbauer
Der Tübinger Rechtsanwalt Holger Rothbauer erhält den Aachener Friedenspreis für sein jahrzehntelanges Engagement gegen illegale Waffenexporte deutscher Rüstungskonzerne und für eine rechtliche Neuaufstellung der deutschen Rüstungsexportkontrolle. Rothbauer klagte erfolgreich gegen illegale Geschäfte der Waffenhersteller Heckler & Koch und Sig Sauer.
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Konzernkritik, Unternehmensverantwortung und Aktionärsrechte
Herzliche Einladung zur Jahrestagung des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre am 10. September 2022! Wir bitten um verbindliche Anmeldung per E-Mail an dachverband@kritischeaktionaere.de bis 24. August 2022. Wir planen mit einer Präsenzveranstaltung in der Melanchthon Akademie Köln, Kartäuserwall 24B, 50678 Köln. Es wird auch möglich sein, die Veranstaltung online zu verfolgen. Sollte es aufgrund der Pandemie und des Infektionsschutzes sinnvoll oder erforderlich sein, würden wir die Jahrestagung rein virtuell durchführen.
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DWS
Desaster für die DWS
Viele Anteilseigner haben kein Vertrauen in den Vorstand und den Aufsichtsrat: Die Hauptversammlung der DWS Group zeigte, dass die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank mit einem massiven Vertrauensverlust ihrer Aktionärinnen und Aktionäre konfrontiert ist.„Die DWS verkennt die zunehmende Bedeutung authentischer, strenger und konsequent angewandter ESG-Kriterien, nach denen immer mehr Banken, Vermögensverwalter und institutionelle Investoren Anlageprodukte bewerten“, resümierte Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionär*innen.Der Vertrauensschwund in das DWS-Management spiegelte sich auch im Abstimmungsergebnis der Hauptversammlung am 9. Juni 2022 wieder: Beim Tagesordnungpunkt 3 (Entlastung der persönlich haftenden Gesellschafterin) stimmten zwar 82,38% der Aktionärinnen und Aktionäre mit „Ja“, aber 17,62% gewährten dem Vorstand – und damit dem scheidenden CEO Asoka Wöhrmann – keine Entlastung.
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DWS missachtet ihre eigenen Richtlinien
US-Gewerkschaft protestiert gegen die Verletzung von Arbeitnehmerrechten durch Auftragsunternehmen von DWS: Die US-Gewerkschaft Service Employees International Union (SEIU) wirft der Deutsche Bank-Tochter DWS vor, ihre eigenen Unternehmensrichtlinien zu missachten, die vorsehen, dass sie marktübliche Löhne und Sozialleistungen, sichere Arbeitsbedingungen und die Einhaltung von Arbeitsgesetzen durch ihre Auftragsunternehmen unterstützt.
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Greenwashing: Nichts Neues bei der DWS
Bereits vor der Razzia in der DWS-Zentrale am 31. Mai hatten Facing Finance, urgewald und der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre immer wieder darauf hingewiesen, dass Deutschlands größter Vermögensverwalter keine öffentlichen Investitionsrichtlinien zu Menschenrechten, Energiekonzernen oder Bergbau hat. Damit weicht die DWS von ihrer Konzernmutter Deutsche Bank ab, die Richtlinien für ihr Finanzierungsgeschäft veröffentlicht hat – wenn auch aus Sicht der Organisationen weitgehend unzureichende. Diese Intransparenz der DWS steht im Widerspruch zu dem im Branchenvergleich besonders auffallenden und nun auch eventuell mit rechtlichen Konsequenzen verbundenen ESG-Marketing des Branchenprimus und seiner Mutter Deutsche Bank.
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Biontech
NGOs fordern Impfstoff-Technologietransfer für einkommensschwache Länder
Amnesty International, Brot für die Welt und Oxfam fordern den Vorstand von Biontech zu einem umfassenden Technologietransfer auf. Die drei zivilgesellschaftlichen Organisationen haben gemeinsam mit dem Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre Fragen für die Hauptversammlung eingereicht und appellieren an das Unternehmen, erstens dem mRNA-Hub der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Produktions-Know-How zur Verfügung zu stellen, zweitens Impfstoffe global gerechter zu verteilen und drittens Preisgestaltung und Verträge transparent zu machen. Nur so können sich Länder mit geringem Einkommen selbst mit lebensrettenden Impfstoffen versorgen.
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Was tun Sie gegen die extreme Ungleichheit bei der Versorgung mit Impfstoffen?
Fragen an den BioNTech-Vorstand
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Hapag-Lloyd
NABU und Kritische Aktionäre kritisieren mangelnden Klimaschutz bei Hapag-Lloyd
Miller: Hapag-Lloyd macht Rekordgewinne auf Kosten der Natur / Dufner: Ausschüttung von 68 Prozent des Gewinns als Dividende viel zu hoch
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Wie will Hapag-Lloyd die großen Herausforderungen bewältigen?
24 Fragen zum Umwelt- und Klimaschutz, zu menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht, zum Lieferkettengesetz, zur Verwendung des Bilanzgewinns, den Anteilseignern und zum Aufsichtsrat
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Hugo Boss
Kritische Fragen zur Aktionärsversammlung von Hugo Boss: Bezieht das Unternehmen Baumwolle aus Xinjiang – trotz Zwangsarbeit?
Zwangsarbeit in China? Niedrige Löhne in der Ukraine? Mangelnde Fortschritte beim Klimaschutz? Diese und weitere Fragen muss sich das Modeunternehmen Hugo Boss auf seiner kommenden Hauptversammlung am 24. Mai von FEMNET, dem Dachverband der Kritischen Aktionäre und der Kampagne für Saubere Kleidung (CCC Deutschland) stellen lassen.Aktuelle Recherchen von STRG_F und Panorama haben nun den Fingerabdruck einer Baumwollprobe aus der Region Xinjiang in einem Hemd von Hugo Boss nachgewiesen. Dort unterdrückt die chinesische Regierung die Minderheit der Uiguren: „Uiguren werden in Arbeits- und Umerziehungslagern eingesperrt und müssen unter menschenunwürdigen Bedingungen auf den Baumwollfeldern schuften“, sagt Dr. Gisela Burckhardt, Vorstandsvorsitzende der Frauenrechtsorganisation FEMNET.
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Daimler Truck
Wie sehen die Pläne für die Antriebe der Zukunft aus?
25 Fragen zur Hauptversammlung der Daimler Truck AG am 22.06.2022 / Antriebstechnik, Militärfahrzeuge, Lieferkettengesetz und Vergütungssystem
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HHLA
Wie viel Kriegsmaterialen, Munition und Militärfahrzeuge wurden von der HHLA umgeschlagen?
Fragen zur Hauptversammlung der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) am 16.06.2022
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