Liebe Freundinnen und Freunde,
bei unserer 36-Jährigen konzernkritischen Arbeit war es uns immer sehr wichtig, dass Menschen und Gruppen, die von Konzernen bedroht oder geschädigt wurden, selber an Hauptversammlungen teilnehmen konnten und dort auch Rederecht hatten. Dafür haben wir die Stimmrechte, die Ihr uns übertragt, eingesetzt. Durch die virtuellen Hauptversammlungen der vergangenen drei Jahre war dieses elementare Aktionärsrecht außer Kraft gesetzt. Vorher aufgezeichnete Videobotschaften an den Konzern und auch kurze Online-Ansprachen in der Hauptversammlung konnten nicht die Unmittelbarkeit und Wirkung entfalten wie eine Rede im Saal. Die indonesische Reisbäuerin und Aktivistin Gunarti, die 2017 nach Deutschland kam und auf der Hauptversammlung von HeidelbergCement sprach, beeindruckte Konzernvorstände und Aktionär*innen durch ihre Präsenz. Einige Minuten konnten sie sich dem Vorwurf nicht entziehen, dass die Investitionen ihres Unternehmens ein Karstgebirge auf Java zerstören und der Bevölkerung die Lebensgrundlage entziehen würden. Auf unserer Jahrestagung am Samstag (Anmeldung zur Online-Teilnahme noch möglich!) verleihen wir Gunarti und der sie unterstützenden Organisation Watch Indonesia! für ihr mutiges und beharrliches Engagement für Menschenrechte und Umweltschutz und gegen Konzernmacht den Henry-Mathews-Preis. Wir sind gespannt auf die Botschaft, die Gunarti uns – zwar nicht direkt im Saal aber live online zugeschaltet – übermitteln wird. Für die Hauptversammlungssaison 2023 hoffen wir, dass möglichst viele Konzerne wieder zu Präsenz-Hauptversammlungen zurückkehren. Mit der Fortführung rein virtueller Veranstaltungen wäre Konzernkritik wirklich in Gefahr.
Mit solidarischen Grüßen
Markus Dufner Geschäftsführer |