Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,

nicht mit unserem Geld: Zum gestrigen Weltspartag hatten wir uns den Protestaktionen von urgewald angeschlossen und die Sparkassen aufgefordert, endlich aus der Finanzierung von Kohle- und Rüstungsunternehmen durch ihre Fondsgesellschaft Deka auszusteigen. Der öffentliche Druck zeigt erste Wirkungen, die Sparkasse KölnBonn möchte nun mit uns ihre neuen Nachhaltigkeitsrichtlinien diskutieren. Darin verpflichtet sich die Bank, nicht mehr in große Kohlefirmen wie RWE und in Produzenten von Atomwaffen zu investieren. Ein richtiger Schritt, doch angesichts der Klimakrise sind weitergehende Schritte nötig, damit das fossile Geschäftsmodell auf Kosten der Zukunft nicht mehr lukrativ bleibt, und zwar weltweit. Ohne Druck aus der Zivilgesellschaft drohen Kohleausstieg und Energiewende weiter verzögert zu werden.

Viel Freude bei der Lektüre dieses Newsletters wünscht

Tilman Massa
Referent

In diesem Newsletter

- Sparkassen: Proteste zum Weltspartag
- Der Staudamm Hidroituango und deutsche Konzerne: Veranstaltungen mit Betroffenen in München und Berlin
- Konzernkritiker Jürgen Rochlitz verstorben
- ethecon Awards 2019

Sparkassen: Protest zum Weltspartag

Die Sparkassen-Gruppe muss endlich raus aus der Finanzierung von Kohle- und Rüstungsunternehmen! Wir haben die Aktionen von urgewald zum Weltspartag am 30. Oktober 2019 unterstützt.

An unserer gestrigen Protestaktion vor der Zentrale der Sparkasse KölnBonn beteiligte sich auch Fossil Free Neuss. Musikalisch unterstützt wurden wir vom Liedermacher Gerd Schinkel. Gerd hatte eigens für die Aktion den Song "Rendite" komponiert.

Zudem bildeten wir eine Schlange vor einem der beiden Geldautomaten im Außenbereich der Sparkassen-Zentrale und simulierten kollektives Geldabheben.

Die Sparkasse hatte etwas abseits von unserem Stand einen eigenen Infostand aufgebaut, an dem Mitarbeiter*innen über die Nachhaltigkeit ihrer Bank lobten. Zwei Vorstandsmitglieder der Sparkasse KölnBonn (Vorstandsvorsitzender Ulrich Voigt und Rainer Virnich), besuchten unseren Stand. Voigt meinte, dass, was wir mit unseren Plakaten und Transparenten anprangerten, sei ja gar nicht die Sparkasse KölnBonn. Später sagte er aber, die Sparkasse KölnBonn stehe in einem kritischen Dialog mit der Deka. Der Vorstand hat urgewald und den Dachverband zu einem Gespräch über die neuen Nachhaltigkeitsrichtlinien eingeladen. 

Die Sparkasse KölnBonn will nun in den Dialog mit ihren Kritiker*innen eintreten und ein Gespräch über ihre neuen Nachhaltigkeitsrichtlinien führen.

Medienecho:
- WDR online: "Protestaktionen zum Weltspartag"
- FAZ online: "Weltspartag der Proteste"
- Pressemitteilung urgewald: Vielfältige Proteste gegen Kohle- und Rüstungsgeschäfte prägen Weltspartag in Deutschland

Wie gefährlich ist Hidroituango?

Veranstaltung mit Betroffenen am 4.11. in München und 7.11. in Berlin: Menschenrechtsverletzungen am größten Wasserkraftprojekt Kolumbiens und die Mitverantwortung deutscher Unternehmen

Frühjahr 2018: Am größten Staudamm-Projekt Kolumbiens, Hidroituango, staut sich der Fluss Cauca völlig unkontrolliert auf – noch bevor die Staumauer fertig gestellt ist. Überschwemmungen flussaufwärts und riesige Flutwellen flussabwärts treiben Tausende in die Flucht. 25.000 Menschen müssen zeitweise evakuiert werden, weil die Behörden wochenlang unsicher sind, ob die Staumauer halten wird. Die sterblichen Überreste hunderter Verschwundener werden unwiederbringlich unter den Wassermassen des Stausees begraben.

Am Bau von Hidroituango beteiligt sind neben der KfW IPEX-Bank mit Siemens, Kaeser, Münchner Rück und Hannover Rück auch mehrere deutsche Großunternehmen. Dabei wird das Wasserkraftprojekt in Antioquia bereits seit Beginn der Bauarbeiten im Jahr 2010 immer wieder mit schweren Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden in Verbindung gebracht. Hunderte Flussanwohner*innen, die ihre Lebensgrundlage und ihre Bleibe verloren haben, wurden nie entschädigt.

In der Ríos Vivos-Bewegung protestieren Betroffene seit Jahren gegen Hidroituango. Wegen ihres Einsatzes für Menschenrechte, wurden acht Mitglieder von Ríos Vivos und deren Familienangehörige bereits ermordet, viele weitere erhalten Todesdrohungen und werden stigmatisiert.

Über die massiven Auswirkungen von Großprojekten wie dem Hidroituango-Staudamm auf Mensch und Umwelt und die menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten, die deutsche Unternehmen einhalten müssen, wenn sie solche Projekte unterstützen, wollen wir sprechen mit Milena Flórez und Jenaro Graciano, Ríos Vivos. Beide sind als Flussanwohner*innen selbst von Hidroitungo betroffen und leben aufgrund von Drohungen derzeit im Exil.

Am Montag, 4. November in München:
19 Uhr, Barrio Benario - Schlierseestr. 21, 81541 München
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Am Donnerstag, 7. November in Berlin:
18.30 Uhr, Haus der Demokratie und Menschenrechte Greifswalder Straße 4,10405 Berlin
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Jürgen Rochlitz verstorben

Wie wenige andere verband der Kritische Aktionär und Chemie-Professor Jürgen Rochlitz praktische Politik und Wissenschaft miteinander. Am 19. September verstarb der gebürtige Wiesbadener 82-Jährig im hessischen Burgwald.

Als Mitgründer der Aktion Alternativer BASF-Aktionäre (AABA) und des Dachverbands der Kritischen Aktionäre sprach Rochlitz auf mehr als 20 Hauptversammlungen des weltgrößten Chemie-Unternehmens BASF. „Ich erlebte ihn dort als Fachmann, der vom BASF-Vorstand gleichzeitig respektiert und gefürchtet wurde“, erinnert sich Dachverbands-Geschäftsführer Markus Dufner. „Dies zeigte sich nicht zuletzt darin, dass Jürgen trotz der langen Liste von Wortmeldungen schon als vierter Redner aufgerufen wurde – direkt hinter den Vertretern großer Aktionärsvereinigungen und Fondsgesellschaften. Mit Jürgen zusammen nahm ich zum ersten Mal an einem Stakeholder-Dialog mit BASF in der Konzernzentrale in Ludwigshafen teil“, so Dufner. „Dem Chemiker, der zunächst neun Jahre bei einer Tochtergesellschaft der ehemaligen Farbwerke Hoechst gearbeitet und dann 25 Jahre lang an der Fachhochschule für Technik in Mannheim Organische Chemie gelehrt hatte, konnte keiner etwas vormachen.“

Mit dem Erreichen des Ruhestands im Jahr 2000 war Rochlitz auf Vorschlag der PDS wissenschaftlicher Sachverständiger in der Enquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung“, danach Mitglied der Störfallkommission beim Bundesumweltministerium, deren Nachfolge-Kommission (Kommission für Anlagensicherheit) er noch länger angehörte.

1988 bis 1992 war Rochlitz Landtagsabgeordneter und 1994 bis 1998 Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen für Mannheim. 1999, mit Beginn des Jugoslawienkrieges, trat er aus Protest bei den Grünen aus. Zu seinen zahlreichen Ämtern gehörte auch die Mitgliedschaft im Beirat der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) und im Vorstand des Bundesverbands Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU).

ethecon Awards 2019

Seit 2006 verleiht die ethecon Stiftung Ethik & Ökonomie jährlich zwei mittlerweile bekannte internationale Preise: Der ethecon Blue Planet Award ehrt herausragenden persönliches Engagements bei Rettung und Erhalt unseres Blauen Planeten. Der ethecon Dead Planet Award (bislang ethecon Black Planet Award) stellt persönliche Verantwortung für Ruin und Zerstörung unseres Planeten an den Pranger. Die beiden ethecon Preise nennen Ross und Reiter.

Blue Planet Award 2019: Menschenrechtsaktivistin
Rachna Dhingra, indische Menschenrechtsaktivistin, kämpft seit Jahrzehnten mit ihrem Mann Sathyu und dem ehrenamtlichen Team der Sambhavna Trust Klinik für die Rechte der Hinterbliebenen der Gas-Katastrophe von Bhopal 1984. Sie ist ein heraus-ragendes Beispiel für persönliche Verantwortung und selbstlosen Einsatz im Kampf gegen Konzern-Willkür. Deshalb wird sie für ihre einzigartige Leistung mit dem ethecon Blue Planet Award international geehrt.

Dead Planet Award 2019: Klimakiller und Umweltschänder
José Batista Sobrinho, Gründer und Vize-Präsident des welt-größten Fleisch-Konzerns JBS (Brasilien) sowie seine beiden Söhne und Großaktionäre Wesley und Joesley Mendonça Batista sind verantwortlich für zahllose Verbrechen gegen Mensch und Umwelt. Sie tragen eine herausragende persönliche Verantwortung für Ruin und Zerstörung unseres Blauen Planeten, insbesondere den Amazonas-Regenwald. Alles im Namen ihrer persönlichen Profite. Deshalb werden sie mit dem ethecon Dead Planet Award an den internationalen Pranger gestellt.

Samstag, 23. November 2019, 14 bis ca. 19 Uhr
Kulturbrauerei, „Palais“ Schönhauser Allee 36, 10435 Berlin

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Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre e.V.
Pellenzstr. 39 (Hinterhaus) 50823 Köln
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