Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,

„Geliebt. Gebraucht. Gehasst. Die Deutschen und ihre Autos“ lautete der Titel einer Ausstellung, die vor einiger Zeit im Bonner Haus der Geschichte gezeigt wurde. Das Auto, das lange Zeit Symbol individueller Freiheit und wichtiger Faktor des deutschen Wirtschaftswunders war, ist durch den Abgasskandal und den SUV-Boom für viele zum Hassobjekt geworden.

In diesem Jahr haben wir den Automanagern auf den Hauptversammlungen vorgeworfen, dass sie eine falsche Modellpolitik betreiben. Die großen und schweren Fahrzeuge tragen überproportional zu den Gewinnen bei, aber gleichzeitig steigen die CO2-Emissionen. Nun versuchen die Autokonzerne ihre Klimabilanz mit Plug-in-Hybriden schönzurechnen.

Aber wie muss eine nachhaltige Mobilität aussehen? Allein die Umstellung auf Elektroautos schafft noch keine umfassende Nachhaltigkeit, weil die Rohstoffe für die Batterien aus dem Globalen Süden geliefert werden.

2020 wollen wir alles dafür tun, dass die Politik endlich ein Lieferkettengesetz verabschiedet, das Verstöße deutscher Unternehmen gegen Menschenrechte und Umweltstandards sanktioniert. Dafür brauchen wir Ihre/Eure Unterstützung.

Alles Gute im neuen Jahre wünscht
Markus Dufner
Geschäftsführer
Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre

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In diesem Newsletter

- Autokonzerne: Schluss mit dem Greenwashing!
- Kohleausstieg: Wie reagieren die Konzerne in NRW?
- Hauptversammlungen im Dezember: KWS Saatgut und Heckler & Koch
- Nachhaltiges Abstimmen
- Filmtipp: "Der Marktgerechte Mensch"
- Bei diesen Aktionärsversammlungen sind wir 2020

Schluss mit dem Greenwashing!

Die aktuellen Fahrzeuge sind mit Klima- und Umweltschutz nicht vereinbar.

Sind Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge die richtige Antwort auf die Klimakrise? Um die eigenen CO2-Emissionen zu senken, setzen die Autokonzerne auf Hybridantriebe, bei denen Elektro- und Verbrennungsmotor kombiniert werden. Zumindest auf dem Papier erreichen diese rekordverdächtig niedrige Verbrauchswerte. Auf den ersten Blick müssen die Konzerne auch nicht von ihrer bisherigen Strategie abweichen, immer größere, schwerere und PS-stärkere Fahrzeuge zu verkaufen.

Doch vor allem Plug-in-Hybride weisen eine große Diskrepanz zwischen den offiziellen Angaben zu Verbrauch und CO2-Emissionen und den im Realbetrieb gemessenen Werten auf. Die in die offiziellen Statistiken eingehenden Emissionen haben nichts mit der Realität zu tun.

Ähnlich wie beim Diesel-Abgasskandal wird den Kund*innen wieder ein besonders umweltfreundliches Auto versprochen. Diejenigen, die ihr Auto nicht in sehr kurzen Abständen und nach wenigen Kilometern aufladen können, werden sich über den hohen Verbrauch ärgern. Und dem Klima ist erst recht nicht geholfen. Daher fordern wir von den Autokonzernen Transparenz über die Emissionen im Realbetrieb, eine klimaneutrale und umweltschonende Produktion sowie Verantwortung für ihre Lieferketten.

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Wir brauchen ein Lieferkettengesetz!

Für die Elektrifizierung von Fahrzeugen werden Rohstoffe benötigt, die im Globalen Süden unter menschenunwürdigen und umweltschädlichen Bedingungen abgebaut werden. Soll der Umstieg auf Elektromobilität tatsächlich nachhaltig werden, muss die Autoindustrie dringend Lösungen finden.

Fast ein Drittel der Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen im globalen Wirtschaftsgeschehen betreffen den Rohstoffsektor, so viel wie in keinem anderen Bereich der Wirtschaft – dies belegen Zahlen des UN-Menschenrechtsrats.

Mit den bisherigen Maßnahmen werden die Autokonzerne ihrer Verantwortung nicht gerecht. Die freiwilligen Kontrollen der Zulieferer sind intransparent, uneinheitlich und vor allem uneffektiv. Daher fordern wir mit der Initiative Lieferkettengesetz, dass Verstöße deutscher Unternehmen gegen Menschenrechte und Umweltstandards rechtliche Konsequenzen haben müssen. Zusammen mit der Initiative werden wir dieses Thema auf den Aktionärsversammlungen ansprechen und von den Vorständen signifikante Verbesserungen einfordern.

Weitere Informationen zur Lieferkette der Autokonzerne: Lithium aus Chile, Kobalt aus dem Kongo und Platin aus Südafrika

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Hauptversammlungen im Dezember

Heckler & Koch am 19.12. in Rottweil
Während der Machtkampf bei Heckler & Koch weitergeht, werden der Dachverband und die Kritischen Aktionär*innen Heckler & Koch auf der außerordentlichen Hauptversammlung die Kritik an Waffenexporten in den Vordergrund stellen. Das Bündnis fordert maximale Transparenz über die Zukunft des krisengeschüttelten Waffenherstellers und eine Ende der Aufweichung der „Grünen-Länder-Strategie“. Das Wirtschaftsministerium prüft noch, ob ein ausländischer Aktionär die Mehrheit an dem Unternehmen übernehmen kann. Unterdessen möchte sich der derzeitige Mehrheitsaktionär Andreas Heeschen als zusätzliches Mitglied in den Aufsichtsrat des Oberndorfer Waffenherstellers wählen lassen. In seinem Gegenantrag fordert der Kritische Aktionär Jürgen Grässlin, es dürfe "keine Rüstungsexporte mehr an kriegsführende und menschenrechtsverletzende Staaten geben". Der Protest beginnt am 19. Dezember ab 8 Uhr vor dem Restaurant „Badhaus“, Neckartal 167, 78628 Rottweil.

KWS Saat SE am 17.12. in Einbeck
Der Dachverband und seine Mitgliedsorganisation Gen-ethisches Netzwerk (GeN) haben für die Hauptversammlung der KWS Saat SE & Co. KGaA (KWS) einen Gegenantrag gestellt. "In der aktuellen Diskussion um den Einsatz und die Regulierung gentechnisch veränderter Pflanzen in Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion hat der Vorstand der KWS den Konzern unangemessen positioniert. Der Vorstand folgt blind den Argumenten anderer Unternehmen der Branche, ohne aktuelle Forschungsergebnisse ausreichend zu berücksichtigen. Auch neue Gentechniken sind weder natürlich noch ohne Risiken."

Kohleausstieg per Gesetz

Wie reagieren die Konzerne in NRW? Diskussionsabend am 23. Januar 2020 um 19.30 Uhr in der Melanchthon Akademie Köln

Der Kohleausstieg hat konkrete Formen angenommen, nun auch per Gesetz. Doch neben der Ausstiegsdebatte braucht es eine Einstiegsdebatte – nur in was? Für das Rheinische Braunkohlerevier sind nachhaltige Alternativen und konkrete Zukunftsperspektiven entscheidend. Welche Pläne haben die betroffenen Konzerne wie RWE und Uniper? Was muss jetzt konkret passieren, um das Pariser Klimaschutzabkommen noch einhalten zu können? Zusammen mit Menschen aus der Region möchten wir die Maßnahmen der Konzerne, aber auch Konzepte aus der Zivilgesellschaft diskutieren.

Referent*innen:
Jana Boltersdorf, Fridays for Future Köln
Jutta Schnütgen-Weber, Koordinierungskreis Strukturwandel

Donnerstag, 23.01.2020, 19.30 – 21.00 Uhr
Melanchthon-Akademie Köln, Kartäuserwall 24b 

Veranstaltung auf Facebook

Nachhaltiges Abstimmen

Podiumsdiskussion über "Voting" auf Hauptversammlungen: (v..l.) Markus Dufner (Dachverband), Ingo Speich (Deka Investment), Dr. Klaus Gabriel (CRIC) und Stefan Löbbert (ISS)

Oft ist nicht klar, ob und wie große institutionelle Anleger auf Hauptversammlungen abstimmen. Dazu gehören kirchliche Banken und Pensionsfonds, die sich von großen Stimmrechtsberatern vertreten lassen. Dabei könnten gerade deren Stimmen bei umstrittenen Tagesordnungspunkten den Ausschlag geben. Auf der Tagung des Corporate Responsibility Interface Center (CRIC) am 26. November in Frankfurt ging es um das Ausüben von Stimmrechten für eine nachhaltige Entwicklung.

Markus Dufner nahm für den Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre an der CRIC-Tagung teil und diskutierte mit dem Leiter der Deka Investment GmbH, Ingo Speich, und dem  Nachhaltigkeitsexperten von Institutional Shareholder Services (ISS), Stefan Löbbert.
Stimmrechtsausübung (Voting) auf Hauptversammlungen (Voting) sei ein wichtiges Instrument für Aktionäre, meinte Speich. „Es reicht aber nicht aus abzustimmen“, sagte Dufner. „Das eigene Abstimmungsverhalten sollte auch per Gegenantrag und Rede begründet werden.“

Institutionelle Stimmrechtsberater (Proxy Advisors) wie ISS bieten ihren Kunden zahlreiche Dienstleistungen an: Sie machen Abstimmungsempfehlungen auf der Grundlage eigener Stimmrechtsrichtlinien (Proxy Voting Guidelines), übernehmen die   Stimmrechtsvertretung auf Hauptversammlungen und erstellen Corporate Governance Ratings. Löbbert betonte, Unternehmen würden zunehmend erkennen, dass sie ein gutes Nachhaltigkeitsrating bräuchten.

Der Börsenexperte Michael Vaupel (hauptversammlung24.de und ethische-rendite.de) wünscht sich, dass kirchliche Vertreter auch mal auf Hauptversammlungen das Wort ergreifen. Durch institutionelle Stimmrechtsberater abstimmen zu lassen, sei eine "organisatorische Selbstentmachtung".

Einige kirchliche Investoren orientieren sich am Engagement-Modell der Church of England, die über ihre Ethical Investment Advisory Group (EIAG) den Dialog mit Unternehmen sucht. Der Arbeitskreis kirchlicher Investoren in der Evangelischen Kirche in Deutschland setzt sich dafür ein, dass Geld "unter Berücksichtigung christlicher Werte sicher und rentabel, aber auch sozialverträglich, ökologisch und generationengerecht angelegt" wird.

Filmtipp: "Der Marktgerechte Mensch"

Wenn der Mensch zur Ware wird, geht seine Menschenwürde verloren. Noch vor 20 Jahren waren in Deutschland knapp zwei Drittel der Beschäftigten in einem Vollzeitjob mit Sozialversicherungspflicht. Heute sind es nur noch 38 Prozent.

In ihrem neuen Film "Der Marktgerechte Mensch", der am 16. Januar in die Kinos kommt, zeigen die Autor*innen Leslie Franke und Herdolor Lorenz, wie die "Gig Economy" die Arbeitsverhältnisse immer unsozialer macht. Sie stellen aber auch Betriebe vor, die nach dem Prinzip des Gemeinwohls wirtschaften.

Hauptversammlungen 2020

Auch im nächsten Jahr werden wir wieder auf Aktionärsversammlungen für Klimaschutz und Menschenrechte eintreten.

Thyssenkrupp macht am 31. Januar 2020 in Bochum den Aufschlag, Siemens folgt am 5. Februrar 2020 in München. Bei beiden Hauptversammlungen werden wir Klimaziele einfordern, die dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens entsprechen, zudem fordern wir, dass beide Konzerne endlich UN-Standards bei der Wahrnehmung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten einhalten. Dazu brauchen wir Ihre und Eure Stimmrechte!

Hier geht es zur Übersicht der Hauptversammlungen 2020

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