Die Kampagne für Saubere Kleidung Deutschland nimmt am 12. Mai im Rahmen ihrer #PayYourWorkers-Kampagne an der Hauptversammlung von Adidas teil – in Partnerschaft und mit Unterstützung der Kritischen Aktionäre. Gemeinsam fordern die Organisationen von dem Unternehmen, dass es seiner Verantwortung nachkommt und dazu beiträgt, die katastrophalen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Beschäftigte innerhalb seiner Lieferkette entscheidend zu mildern.
Obwohl sich durch die Pandemie die Fälle von Lohndiebstahl massiv verstärkt haben – eine Neuheit sind sie nicht. „Erst gefeuert, dann beraubt – dass den Arbeiter*innen Abfindungen und Löhne gestohlen werden, ist kein neues Phänomen. Zahlreiche Fälle vor der Pandemie zeigen: Unternehmen wie Adidas tun dies seit Jahrzehnten“, sagt Vivien Tauchmann, Koordinatorin der Kampagne #PayYourWorkers.
Das Problem ist systemisch. Deshalb müssen dementsprechende Mittel bereitgestellt und Abkommen geschlossen werden. Zusammen mit zahlreichen Gewerkschaften aus Produktionsländern fordert die Kampagne für Saubere Kleidung Adidas auf, ein verbindliches Abkommen über Löhne, Abfindungen und zur Vereinigungsfreiheit zu unterzeichnen, um sicherzustellen, dass die Beschäftigten in der Lieferkette des Unternehmens nie wieder ihrer Löhne und Abfindungen beraubt werden.
Für die Arbeiter*innen und ihre Familien ist dies eine existenzielle Krise. Adidas hingegen könnte ohne Probleme sicherstellen, dass alle Arbeiter*innen in der Lieferkette während der Pandemie ihre regulären Löhne erhalten: Allein im ersten Quartal 2021 hat der Sportartikelriese 650 Millionen US-Dollar Gewinn erzielt.*
Dabei hat Adidas seine Bilanzgewinne entscheidend den staatlichen, also aus Steuern finanzierten Corona-Hilfen (z.B. Kurzarbeitsgeld und den Arbeitgebenden erstattete Sozialabgaben) sowie dem Arbeitseinsatz seiner Beschäftigten, auch denen im globalen Süden, zu verdanken.
Auch in diesem Jahr steigen die Unternehmensgewinne erneut. „Die Aktionär*innen können sich über die Auszahlung der Dividenden freuen, während die Arbeiter*innen in den globalen Zulieferfabriken immer noch auf ihren Lohn vom letzten Jahr warten“, so Vivien Tauchmann.
In der Kritik der Kampagne für Saubere Kleidung Deutschland steht Adidas zudem als Sponsor und Ausrüster der Fußball-WM in Katar. Aktionär*innen und die Adidas-Konzernführung sollten ihrer sozialen Verantwortung nachkommen und einen entscheidenden Anteil der Unternehmensgewinne in Maßnahmen für existenzsichernde Löhne und die soziale Absicherung der Näher*innen investieren, statt als Sponsoren das „Sportswashing“ von Katar und der FIFA zu fördern. Damit soll nur über die kritische Menschenrechtslage hinweggetäuscht werden, weil diese bei einem beliebten Turnier wie der Fußball-WM der Herren in der öffentlichen Wahrnehmung in den Hintergrund rückt.
Die Kampagne und die kritischen Aktionäre fordern im Zuge des Call to Action der ILO und Adidas’ öffentlicher Stellungnahme zu einer ambitionierten EU-Gesetzgebung zur Sorgfaltspflicht, dass das Unternehmen sich entsprechend seiner behaupteten Vorreiterrolle verhält.
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Hintergrundinformationen am Beispiel Kambodscha**:
Textilarbeiter*innen in Kambodscha, die Bekleidung unter anderen auch für Adidas herstellten, wurden allein im April/Mai 2021 geschätzte 109 Millionen US-Dollar an Löhnen vorenthalten (nach einer umfassenden Bestandsaufnahme durch Gewerkschaften in 114 Fabriken). Bei dieser Fabrikstichprobe klafft die größte Lohnlücke bei acht Adidas-Zulieferfabriken. Noch immer warten hier mehr als 30 000 Arbeiter*innen auf die Lohnnachzahlung von März bis Mai in Höhe von insgesamt 11,7 Millionen US-Dollar (das sind 387 pro Kopf).