Gegenantrag

Zu Tagesordnungspunkt 3: Entlastung des Vorstands für das Geschäftsjahr 2018

Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre beantragt, den Mitgliedern des Vorstands die Entlastung zu verweigern.

Begründung:

Der Vorstand der Adidas AG kommt nicht hinreichend seiner Verantwortung nach, menschenrechtliche Sorgfaltspflichten einzuhalten. Die bisherigen Maßnahmen seitens der Adidas AG reichen nicht aus, um menschenwürdige Löhne zu schaffen.

Keine faire Entlohnung in der Wertschöpfungskette

Die Verfehlung der von der Adidas AG selbst gesteckten Ziele, den Beschäftigten in der adidas-Wertschöpfungskette eine faire Entlohnung zu zahlen, wird an den Beispielländern Kambodscha und Indonesien deutlich.

Beispiel Kambodscha

Aus Kambodscha stammen fast 25 Prozent der Bekleidung, die Adidas herstellen lässt. In Kambodscha beträgt der Mindestlohn einer Arbeiterin 158 Euro monatlich. Dieser Lohn reicht nicht zum Leben. Eine typische Familie von 2 Erwachsenen und 2-3 Kindern bräuchte 274 Euro für ein existenzsicherndes Einkommen. In Kambodscha bemühen sich deshalb seit einiger Zeit globale Auftraggeber und der internationale Gewerkschaftsverband IndustriAll im Gespräch mit kambodschanischen Gewerkschaften, der Regierung und dem Arbeitgeberverband um Tarifverhandlungen für den Textilsektor. Tariflöhne wären für die Beschäftigten in Kambodscha ein wichtiger Schritt weg von den viel zu niedrigen Mindestlöhnen in Richtung existenzsichernde Löhne.

Im Geschäftsbericht 2018 von Adidas heißt es: „Im Zentrum unserer Aktivitäten zum Schutz der Menschenrechte bleibt unser Engagement für faire und sichere Arbeitsbedingungen sowie angemessene Löhne in den Herstellerbetrieben“ (S. 104). Weiter wird erklärt, dass Adidas „gemeinsam mit der FLA die Regierung Kambodschas dazu aufgerufen [hat], das Thema Meinungs- und Vereinigungsfreiheit auf die Agenda zu setzen […]“ (S. 103). Aber kein Wort dazu, dass Adidas durch seine Passivität die Möglichkeit von sektorweiten Tarifverhandlungen in Kambodscha geradezu torpediert. Stattdessen droht Adidas in einem Schreiben an die EU damit, sich bei Wegfall der Zollprivilegien für Kambodscha aus dem Land zurückzuziehen.

Die Passivität und Weigerung von Adidas, sich an der ACT-Initiative zu existenzsichernden Löhnen oder an der Textilbündnis-Initiative zu Kambodscha zu beteiligen, lassen die Tarifverhandlungen in Kambodscha scheitern, bevor sie überhaupt begonnen haben. Der Arbeitgeberverband Kambodschas hat am 11. März 2019 klar zum Ausdruck gebracht, dass er ohne weitere verbindliche Zusagen von großen Marken, trotz steigender Lohnkosten weiter in Kambodscha zu sourcen, keine Tarifverhandlungen beginnen wird. Adidas‘ Passivität in dieser Lage ist ein Schlag ins Gesicht aller Beschäftigten, die von ihren Löhnen nicht leben können.

Beispiel Indonesien

Auch in Indonesien werden Beschäftigte der Textil- und Bekleidungsindustrie hauptsächlich auf Mindestlohnniveau bezahlt. Die Mindestlöhne werden zwar jährlich um einen einstelligen Prozentbetrag erhöht. Doch reichen sie genauso wenig wie in Kambodscha für ein menschenwürdiges Dasein. 2009 hat Adidas zwar wesentlich das Protokoll für Vereinigungsfreiheit initiiert, welches die Gründung von Betriebsgewerkschaften erleichtern sollte. Aber Auswirkungen des Protokolls auf Löhne oder Tarifverhandlungen sind keine bekannt. An einer Initiative des Textilbündnisses zu existenzsichernden Löhnen in Indonesien beteiligt sich Adidas ebenfalls nicht.

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