Sehr geehrter Herr Janssen, sehr geehrte Mitglieder des Aufsichtsrats!
Sehr geehrter Herr Dr. Eick, sehr Mitglieder des Vorstands!
Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre!
Mein Name ist Markus Dufner. Ich bin Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre und freue mich, bei der Hauptversammlung der Arcandor AG sprechen zu können. Die Kritischen Aktionäre vertreten 30 Mitgliedsorganisationen sowie eine größere Zahl von Bürgerinitiativen, die sich für Umweltschutz, soziale Rechte und Frieden einsetzen. Rund 5000 Kleinaktionäre übertragen dem Dachverband Jahr für Jahr ihre Stimmrechte.
Unternehmensverantwortung
Herr Dr. Eick, zu Beginn ihrer Rede sagten Sie, Arcandor brauche, um „Vertrauen herzustellen und zu erhalten: Klarheit, Gradlinigkeit, Offenheit und Verlässlichkeit.“
Was Sie vielleicht vergaßen: Arcandor kann auch Fantasie gebrauchen. Und wozu Sie auch nichts sagten: zum wichtigen Thema Unternehmensverantwortung (Corporate Social Responsibility). Wie sieht es damit bei Arcandor aus?
Manche Konzerne müssen von Zeit zu Zeit ihren Namen und ihr Image wechseln. Ein Dossier von Arcandor und der entwicklungspolitischen Zeitschrift „welt-sichten“ schilderte im letzten Juni auf 24 Seiten in leuchtenden Farben die Sichtweise des Konzerns auf seine Politik der weltweiten Sozialverantwortung (CSR) und des Umweltschutzes.
„Verantwortung übernehmen! Ökologische und soziale Belange neben ökonomischen berücksichtigen! Für Unternehmen, die sich Nachhaltigkeit auf ihre Fahnen geschrieben haben, ist das kein hehrer Appell. Sondern Anspruch an sich selbst.“ So steht es in dem Dossier. Doch wie sieht es damit bei Arcandor aus? Das rosige Bild steht in schroffem Gegensatz zu den Erfahrungen der Kampagne für Saubere Kleidung und anderer Initiativen, die sich mit Anspruch und Wirklichkeit bei Arcandor auseinandergesetzt haben.
Was wir bei Arcandor sehen, waren in der Vergangenheit Arbeitsrechtsverletzungen in Zulieferer-Betrieben zum Beispiel in Indien, aktuell das Abstoßen von angeblich unrentablen Warenhäusern und Firmen wie SinnLeffers, einen Abbau von Arbeitsplätzen und damit die „Entsorgung“ von Mitarbeitern, die einer ungewissen Zukunft entgegen gehen.
Professor Dr. Stefan Schaltegger, Leiter des weltweit ersten MBA-Studiengangs zum Nachhaltigkeitsmanagement am Centre for Sustainability Management, beleuchtet im Abschlussartikel des Arcandor-Dossiers Fragen zur Unternehmensverantwortung. Er schreibt: „Die Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise setzt neben Gesetzen, Marktanreizen und öffentlicher Aufmerksamkeit vor allem den Wandel des Unternehmens selbst voraus: einen Wandel in seinen Organisationsstrukturen, seiner Kultur, seinen Zielsetzungen und Managementsystemen sowie im angewendeten Wissen und Können seiner Entscheidungsträger.“ Ökologische, soziale und ökonomische Ansprüche müssten integrativ berücksichtigt und zu einer neuen innovativen Sicht zusammengeführt werden. Das Engagement für gesellschaftliche Anliegen wird zu einem Bestandteil der betrieblichen Wertschöpfung. „
Frage an Sie, Herr Dr. Eick: Bitte erläutern Sie, inwiefern Sie bei Arcandor eine Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise sehen? Welcher Wandel findet in den Organisationsstrukturen, der Kultur, den Zielsetzungen und Managementsystemen von Arcandor statt?
Was werden Sie anders machen als Ihr Vorgänger, Herr Middelhoff?
„Karstadt Goldwochen“
Noch eine Kleinigkeit: Karstadt ist bei Happy Digits ausgestiegen und setzt jetzt bei der Kundenbindung ganz auf die Goldkarte. Bitte erläutern Sie warum, Herr Dr. Eick.
Eine Arcandor-Aktionärin, die uns ihr Stimmrecht für diese Hauptversammlung übertrug, zeigte sich wenig glücklich über die Goldkarte. Die ältere Dame stört vor allem
– dass Informationen über die Goldkarte offenbar nur über das Internet herauszufinden sind
– dass die Goldkarte offenbar nur in bestimmten Wochen gültig ist;
– dass die Goldkarte offenbar nur für einen sehr geringen Teil des Sortiments und nur für wenige Kleidungsmarken nutzbar ist;
– und dass eine Eigeninitiative des Kunden offenbar nicht mehr möglich ist.
Bitte nehmen Sie dazu Stellung, Herr Dr. Eick.
Die aktuelle Finanzkrise ist einmal mehr Anlass, über Unternehmensverantwortung nachzudenken.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Arcandor und Ihnen, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, wünsche ich alles Gute!