„Aurubis hat Kupfererz von einer illegalen Mine bezogen“: Rede von Gilberto Cholo García, Movimiento Vanguardia Torrijista

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Gilberto Cholo García. Ich arbeite bei der Organisation Movimiento Vanguardia Torrijista als Umweltaktivist. Ich wohne in der Nähe der Mine „Cobre Panamá“ des kanadischen Bergbaukonzerns First Quantum Minerals. Die umweltbezogenen und menschenrechtlichen Auswirkungen der Mine kenne ich sehr gut. Zusammen mit der Romero Initiative aus Deutschland haben wir nachgewiesen, dass Aurubis seit Jahren Kupfererz von Cobre Panamá bezieht.

Im vergangenen Oktober und November haben tausende Menschen gegen einen geplanten Vertragsabschluss zwischen der Tochtergesellschaft des kanadischen Bergbaukonzerns First Quantum Minerals und der Regierung Panamas demonstriert. In Lateinamerika leisten viele Gemeinden Widerstand gegen Mega-Bergbauprojekte. Aber die Proteste gegen die Kupfermine von First Quantum Minerals waren etwas Besonderes, weil sich derart viele Menschen mit den betroffenen Gemeinden solidarisiert und für den Umweltschutz gekämpft haben. Ich möchtet ihnen erklären, warum die Proteste so umfassend waren und eine Mehrheit der Bevölkerung Panamas das Bergbauprojekt ablehnt.

Das Bergbauprojekt befindet sich mitten im Mesoamerikanischen Biokorridor, einem durch die Staaten Mittelamerikas ausgewiesenen Naturschutzgebiet. Die Region ist von enormer ökologischer Bedeutung, da in ihr diverse Pflanzen- und Tierarten aus Nord- und Südamerika miteinander interagieren. Große Teile des tropischen Primärwalds wurden durch die Mine abgeholzt. Schauen Sie sich gerne die Fotos von dem gigantischen Tagebau im Internet an. Dann bekommen Sie einen Eindruck von der Zerstörung. Außerdem entspringen in der Region mehrere Flüsse, deren Wasser das Bergbauprojekt in Unmengen nutzt. Der Fluss del Medio ist bereits fast verschwunden. Im Fluss Caimito sehen die Anwohner*innen bereits kein Leben mehr.

Das Bergbauprojekt hat auch dramatische Auswirkungen für die ca. 12.000 Menschen, die im Umkreis der Mine leben und von denen ein Teil indigenen Völkern angehören. Das Unternehmen hat immer wieder die Flüsse verschmutzt. Im Juli 2021 trat durch ein Turbinenleck eine große Menge an Bergbaurückständen, die potentiell giftige Substanzen enthalten, in die Flüsse ein. Mehrmals haben die Gemeinden beobachtet, wie sich das Wasser der Flüsse grau verfärbte und Schaum bildete. Die Gemeinden sichteten mehrmals große Mengen toter Fische, zuletzt im August 2023. Die Menschen haben früher das glasklare Wasser der Flüsse zum Trinken, Kochen und Waschen benutzt. Aus Angst zu erkranken, können sie das Wasser nun nicht mehr nutzen. Damit wurde ihr Zugang zu einer wichtigen Lebensgrundlage erheblich eingeschränkt. Außerdem wurde durch die Mine die Bewegungsfreiheit der Gemeinden eingeschränkt. Das hat negative Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Tätigkeiten der Bauern und Fischer.

Nach landesweiten Protesten, bei denen vier Demonstrierende getötet und zahlreiche Menschen verletzt wurden, muss das Bergbauprojekt laut einem Urteil des Obersten Gerichts nun schließen. First Quantum akzeptiert das Urteil aber nicht. Der Konzern bereitet im Rahmen des Freihandelsvertrags zwischen Kanada und Panama eine Schiedsgerichtsklage gegen den Staat Panama vor.

Selbst wenn das Bergbauprojekt geschlossen wird, haben sich die Probleme für die Gemeinden keinesfalls erledigt. Die Mine hat Ewigkeitsschäden verursacht. Z. B. könnten noch in Jahrzehnten giftige Schwermetalle in Gewässer gelangen. Die Gemeindemitglieder wissen nicht, ob sich diese Metalle bereits in ihrem Blut befinden und welche gesundheitlichen Auswirkungen das für sie haben wird. Die Bevölkerung bezahlt für den Reichtum einiger weniger – und letztlich bezahlt sie auch für die Importe und Gewinne von Aurubis.

Zusammen mit der Romero Initiative sind wir der Meinung, dass Aurubis seine Sorgfaltspflichten verletzt hat. Der Konzessionsvertrag des Minenbetreibers wurde bereits 2017 vom Obersten Gericht für verfassungswidrig erklärt wurde. Dank der Nachlässigkeit der Regierung hat die Mine seitdem illegal einfach weiter operiert. Seit mindestens 2020 hat Aurubis also Kupfererz von einer illegalen Mine bezogen, die in einem ökologisch fragilen Gebiet Umweltprobleme verursacht und die Lebensgrundlagen der Menschen beschädigt hat.

Wir fordern deshalb Aurubis auf,

  1. Die Lieferbeziehungen mit der Mine sofort zu beenden.
  2. Die Gemeinden für die Lieferbeziehungen mit einer illegalen Mine zu entschädigen. Wir erwarten von Aurubis, dass es selbstständig eine langfristige Überprüfung der Wasser- und Bodenqualität, Zugang zu sauberem Trinkwasser für die Bevölkerung und Gesundheitschecks für die Anwohner*innen finanziert.

Werden Sie diesen Forderungen nachkommen?

Vielen Dank!

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