Forderung an Hamburger Kupferkonzern Aurubis zur Offenlegung seiner Lieferanten

NGOs starten „Call-To-Action“ an Geldgeber und Investoren von Aurubis

Pressemitteilung – Berlin, 26.09.2023

Kürzlich hat das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) das deutsche Lieferkettengesetz massiv geschwächt, indem es den Finanzsektor faktisch ausgenommen hat. Zugleich steht das europäische Lieferkettengesetz massiv unter Beschuss durch Lobbyisten der Großkonzerne und Finanzinstitute, die mit dem Argument überbordender Bürokratie Stimmung machen gegen ein Gesetz, das sie in die Verantwortung nehmen würde. Dabei bestand das Problem lähmender Bürokratie schon vorher und wird nicht durch das Lieferkettengesetz verursacht.

Dass es stattdessen dringend einer Stärkung der Sorgfaltspflichten von Konzernen für ihre Lieferketten bräuchte, bestätigt der Hamburger Kupferkonzern Aurubis. Trotz wiederholter Forderungen von Zivilgesellschaft und Aktionären nach Transparenz, weigert sich Aurubis bis heute, offenzulegen, aus welchen südamerikanischen Minen sein Kupferkonzentrat stammt. Aurubis Argument, seine Lieferanten aus Wettbewerbs- und Vertragsgründen nicht nennen zu können, zerbröckelt derzeit. Investoren und Geldgeber von Aurubis stehen jetzt in der Verantwortung, endlich für Transparenz zu sorgen.

Transparenz als Voraussetzung für Überprüfung und Aufklärung

Die Intransparenz von Konzernen wie Aurubis verhindert, dass mögliche Menschenrechtsverletzungen und Umweltvergehen konkret zugewiesen, verfolgt und schließlich behoben werden können. Nur wenn die Lieferketten transparent sind, können unabhängige Organisationen die Nachhaltigkeitsbehauptungen der Konzerne überprüfen, um eventuelle Fälle von Nichteinhaltung der Sorgfaltspflichten zu Umwelt und Menschenrechten zu untersuchen. Dabei gilt der Bergbausektor als Hochrisikobereich, insbesondere der Kupferabbau. Südamerikanische Kupferminen, aus denen Aurubis Kupferkonzentrat bezieht oder bezogen hat, sind immer wieder durch Umwelt- und Menschenrechtsverstöße aufgefallen: Hochgefährliche Konzentrationen von Arsen, Blei, Chrom und Quecksilber in Blut und Urin der Anwohner; Inhaftierung und Folter von Protestierenden auf Unternehmensgelände; Polizeigewalt gegen Anwohner; stark erhöhte Krebsraten; Dürren durch erhöhten Wasserverbrauch; Verseuchung der Böden durch Schwermetalle; Korruption; fehlende Umweltprüfungen; und Zwangsumsiedlungen. Trotzdem verkündete der Aurubis-Chef Harings noch auf der diesjährigen Hauptversammlung: „Wir brauchen kein Lieferkettengesetz.“

„Schreib’ deiner Bank“- Aktion bestärkt Forderung nach Transparenz

Aurubis’ Argument, seine Zulieferer und Minen nicht zu benennen, waren bisher stets wettbewerbsrechtliche und vertragliche Gründe. Doch diese Argumentation bröckelt. Der Kupferproduzent Gold Fields Perú hat in seinen Geschäftsberichten Aurubis als seinen Hauptabnehmer für Kupfer benannt. Es scheint, dass eher Aurubis Wert auf die Nichtbenennung legt – und nicht die Lieferanten. Aurubis selbst bestätigt auf Nachfrage, dass seine Lieferanten keinen Druck machen gegen die Veröffentlichung von Aurubis’ Lieferantenbasis.

Um die Forderung nach Transparenz zu bekräftigen, richtet sich eine breite Gruppe zivilgesellschaftlicher Organisationen, unter anderem aus Deutschland (wo Aurubis seinen Hauptsitz hat) und Peru (wo Aurubis Kupferkonzentrat bezieht), jetzt an die Investoren und Geldgeber von Aurubis. Daher starten CI Romero, CooperAcción, Dachverband der Kritischen Aktionäre, Equidad, Erzdiözese Freiburg, Facing Finance, Fair Finance International, FDCL, Gesellschaft für bedrohte Völker, Goliathwatch, Informationsstelle Peru, Kampagne Bergbau Peru und Südwind heute einen „Call-To-Action“. Darin können Bankkund*innen bis zu Aurubis´ nächster Hauptversammlung im Februar 2024 einen Brief senden an die Geldgeber und Investoren von Aurubis – z.B. Commerzbank, Allianz, Volks- und Raiffeisenbanken, Sparkassen, Deutsche Bank, ING und deutsche Landesbanken – und diese auffordern, sich bei Aurubis für Transparenz einzusetzen. Der „Call-To-Action“ kann hier unterschrieben werden.

Peruanische Delegation informiert auf Europareise über Auswirkungen des Kupferabbaus

Im November 2023 bereist zudem eine peruanische Delegation aus NGO-Vertretern und betroffenen Anwohnern einer Kupfermine, aus der Aurubis Kupfer bezieht, Europa. Auf ihrer Europa-Tour tritt die peruanische Delegation mit wichtigen Stakeholdern der Kupferexporte – z.B. kupferimportierende Unternehmen und Finanzinstitute, die Kupferimporteure oder Kupferproduzenten finanzieren – in Kontakt. Während dieser Tour ist die peruanische Delegation auch offen für Interviews. Ende November wird sie für eine Woche in Deutschland sein.

Kupfer als Schlüssel-Rohstoff der Energiewende verlangt verantwortungsvollen Import

Als größter Kupferkonzern Europas spielt Aurubis eine entscheidende Rolle bei der Kupferversorgung Europas, die unter anderem für die Energiewende unverzichtbar ist. Daher hat die deutsche Bundesregierung Aurubis’ Lieferanten in den letzten Jahren über eine Milliarde Euro an Krediten gewährt, um Aurubis als Großabnehmer zu unterstützen: 459 Mio Euro für eine peruanische Kupfermine, 138 Mio Euro für eine US-Kupfermine und 409 Mio Euro für eine chilenische Kupfermine, gegen die Anzeigen wegen Umweltzerstörung vorliegen. Doch bislang wird Aurubis seiner großen Verantwortung, das für die Energiewende benötigte Kupfer nachhaltig und sozial gerecht zu importieren, nicht gerecht. Statt wie der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende Vahrenholt den menschengemachten Klimawandel zu leugnen, sollte die Aurubis-Führung jetzt für transparente und nachhaltige Lieferketten sorgen. Für diesen Wandel braucht es dringend den Einsatz der Investoren und Geldgeber von Aurubis.

Hier findet sich eine Recherche zum Kupferbergbau in Peru, der Rolle von Aurubis, der bisherigen Strategie der Intransparenz und Aurubis möglichen Kupferlieferanten.

Kontakt:

Für Interviews mit der peruanischen Delegation: Erzdiözese Freiburg, Vanessa Schaeffer Manrique, Referentin Bergbau und Menschenrechte, (+49) 761 2188942, Vanessa.Schaeffer@ordinariat-freiburg.de

Für Fragen zur Forderung nach Transparenz bei Aurubis: Facing Finance, Thomas Küchenmeister, Geschäftsführender Vorstand, (+49) 175 4964082, kuechenmeister@facing-finance.org

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