Rede Ulf Georgiew

Sehr geehrter Herr Vorsitzender,
sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Ulf Georgiew, und ich spreche hier für den Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.

Seit einigen Jahren berichte ich auf der Hauptversammlung der Aurubis AG zunächst über Umweltbeschwerden am Aurubis-Standort in Bulgarien.. Der Dachverband legt mit seiner diesjährigen Kampagne „Rohstoffe – im Konflikt mit Menschenrechten“ ein besonderes Augenmerk auf die Lieferkette der Aurubis AG.

Aus einer Vielzahl von Gründen, die ich gleich nennen werde, verweigert der Dachverband der Kritischen Aktionäre den Mitgliedern des Vorstands die Entlastung.

Zudem verweigert der Dachverband den Mitgliedern des Aufsichtsrats die Entlastung. Der Aufsichtsrat der Aurubis AG hat es versäumt, den Vorstand anzuweisen, Maßnahmen zu ergreifen, um die Verantwortung für Einhaltung der Menschenrechte in der gesamten Lieferkette (due dilligence – auf Deutsch: Sorgfaltspflichten) sowie die vollumfängliche Verantwortung des Konzernagierens für Artenschutz, Biodiversität und Klimaschutz sicherzustellen.

Im letzten Aurubis-Umweltreport, der im Juli 2015 veröffentlicht wurde, ist intensiv auf die REACH-Verordnung eingegangen worden. Dies ist dieEU-Umweltverordnung, die Unternehmen veranlasst, alle chemischen Stoffe in ihrem Wirkungskreis zu erfassen und auf mögliche Risiken zu analysieren. Jedoch möchte ich daran erinnern, dass der ehemalige Vorstandsvorsitzende Willbrandt vor Jahren auf einer Hauptversammlung sein Leid über den Aufwand der Aurubis über die Umsetzung der REACH-Verordnung klagte.

Fast zeitgleich zur Veröffentlichung des Aurubis-Umweltreportes kam es in der Woche vom 25.06. bis 29.06.2015 am bulgarischen Aurubis-Standort Pirdop zu einem Umweltvorfall, der genau den Sinn einer REACH bzw. jetzigen GHS-Verordnung für Unternehmen verdeutlicht.

Die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Pirdop signalisierten am 25.06.2015 erstmals den bulgarischen Umwelt- und Gesundheitsbehörden, dass über der Gemeinde ein unerträglicher Gestank in der Luft liege, der mit schwerer Atmung und Augenreizungen für die Bevölkerung einherg. Das Luftmonitoringsystem der Aurubis, welches Behörden und Anwohner über Luftqualitäten in den Gemeinden Zlatiza und Pirdop informiert, war zum Zeitpunkt des Umweltvorfalls seit mehreren Tagen außer Betrieb. Auf Druck der lokalen Bevölkerung und den Berichten im nationalen Bulgarischen Fernsehen haben die bulgarischen Umwelt- und Gesundheitsbehörden am 26.06.2015 reagiert und Gesundheitsspezialisten und ein mobiles Umweltlabor nach Pirdop beordert, die die Risiken für die Bevölkerung eruieren und die Ursachen der Umweltverschmutzung lokalisieren sollten. Am selben Tag habe ich zwei dringliche Anfragen an den deutschen Werksdirektor Tim Kurth und an die Kommunikationsabteilung der bulgarischen Aurubis mit der Frage versandt, ob eine Havarie im Aurubis-Werk vorliege, die mit möglichen Gesundheitsrisiken für die Bevölkerung einhergehen. Die Anfrage wurde erst drei Tage später, am 29.06.2015, von der Kommunikationsmanagerin des Werks beantwortet.

Sehr geehrter Herr Vorstandsvorsitzender, ich frage Sie,

– Warum wurde die Anfrage nach einem möglichen Störfall auf dem Werksgelände der Aurubis erst nach 3 Tagen von Aurubis beantwortet?

– Gibt es ein Notfallmanagement bei Aurubis, bei dem die lokale Bevölkerung und die umliegenden Gemeinden bei einem Störfall eingebunden sind? Auch die bei einem Störfall eines Aurubis-Lieferanten?

– Warum funktionierte das Luftqualtitätsüberwachungssystem zum Zeitpunkt des Umweltvorfalls nicht?

– Werden Sie bei künftigen Störfällen am bulgarischen Werksstandort eine Hotline in mehreren Sprachen einsetzen, bei der sich die lokale Bevölkerung, aber auch Angehörige deutscher Mitarbeiter, die der bulgarischen Sprache nicht mächtig sind, informieren können?

Laut Auskunft der Umweltbehörde bestand keine Gefahr für die Bevölkerung, jedoch konnte der Stoff, der zu der Luftverschmutzung führte, nicht identifiziert werden.

Gibt es am Aurubis-Bulgarien-Standort eine Erfassung der eingesetzten chemischen Stoffe nach der nunmehr gültigen GHS-Verordnung? Kontrollieren Sie auch, ob Ihre Lieferanten, die Verordnung umsetzen?

Am 26.06.2015, dem Tag, als erstmalig in den lokalen Medien über den Umweltvorfall in Pirdop berichtet wurde, gab es im selben Nachrichtenblock eine Reportage über eine landesweite Protestaktion gegen eine Strompreiserhöhung für Industriebetriebe. Dabei legten Angestellte in den Industriebetrieben für eine Stunde die Arbeit nieder. An der Protestaktion beteiligte sich auch die Aurubis.

In einem Zeitungsinterview, dass die Aurubis Werksleitung am 14.05.2015 der bulgarischen Wirtschaftszeitung Capital gab, berichtete der Generalsekretär der Aurubis Bulgarien, dass die Strompreise der Aurubis in Deutschland 20% günstiger seien, als die der Aurubis Bulgarien.

Sehr geehrter Herr Vorstandsvorsitzender, vor einigen Jahren hat der ehemalige Vorstandsvorsitzender Hr. Willbrandt uns Aktionären berichtet, dass Deutschland die höchsten Energiekosten in Europa hat. Hierzu meine Frage: Ist tatsächlich die durch Atomstrom erzeugte Stromenergie in Bulgarien wirklich 20% teurer als in Deutschland, obwohl das Land keine hoheitlichen Gebühren wie Öko-Umlage und Netzausbaugebühren hat?

Wenn aber die Stromkosten für Aurubis in Bulgarien günstiger sein sollten als in Deutschland, warum werden dann die Medien nicht entsprechend informiert?

Sehr geehrter Herr Vorstandsvorsitzender, seit Jahren werden keine Informationen zu den konzernweiten CO2-Emmissionen den Aktionären mitgeteilt. In den Konzernumweltberichten werden lediglich die konzernweiten CO2-Ausstöße bezogen auf die Herstellung von einer Tonne Kupferanode und die Menge an emissionshandelspflichtigen CO2 aufgeführt. Eine CO2-Gesamtbilanz wird nicht veröffentlicht.

Aurubis hat einen hohen Energiebedarf, so betrug dieser im Jahr 2013/2014 3,614 TWh. Der durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen wie Öl, Gas und Kohle gedeckt wird. Bei deren Verbrennung wird CO2 freigesetzt, das für die Erderwärmung und den Klimawandel verantwortlich ist. Von Aurubis wurden im letzten Umweltbericht die wesentlichen indirekten sowie die direkten CO2-Emissionen der emissionshandelspflichtigen Anlagen für 2014 mit einem Handelsvolumen von 1,9 Mio. t CO2 angegeben.

Sehr geehrter Herr Vorstandsvorsitzender, um diesen Verbrauch an CO2 zu absorbieren, wäre ein jährlicher Bedarf an 190.000 ha bzw. 1.900 km2 Wald notwendig! Dies entspricht einer Flächengröße der beiden Städte Hamburg und Berlin. Als Kompensationsmaßnahme für eine Reduzierung des hohen CO2 – Verbrauchs werden im Umweltreport der Aurubis Maßnahmen genannt, die zu einer Einsparung in Höhe von 100.000 t CO2 bis 2018 führen sollten. Dies entspricht einer jährlichen Einsparung von 0,25%! Das ist nicht genug, um den Klimawandel aufzuhalten! Durch den Ankauf von CO2-Zertifikaten versucht Aurubis, sich seiner eigenen Verantwortung dem Klimaschutz zu entziehen.

Sehr geehrter Herr Vorstandsvorsitzender, wie hoch war der CO2 -Verbrauch der Aurubis in den letzten 3 Jahren? Wie viele CO2 -Zertifikate hat Aurubis in 2014/2015 kostenlos von den Regierungen erhalten? Wie viele CO2 -Zertifikate hat Aurubis in 2014/2015 ersteigert? Wie hoch waren die Ausgaben hierfür gestaffelt nach Ländern? Wissen Sie, wieviel Aufforstungsflächen durch den Ankauf der CO2 – Zertifikate entstanden sind, und wo sich diese Waldflächen befinden?

Sehr geehrter Vorstandsvorsitzender, trotz Ankündigung auf der letzten Hauptversammlung, dass Aurubis regelmäßig über Maßnahmen für Artenschutz und Biodiversität berichtet, gibt es keine Änderung in der Unternehmenspolitik. Weder im letzten Nachhaltigkeitsbericht 2014 noch im Konzernumweltbericht aus 2015 stellt sich Aurubis dem Artenschutz und der Biodiversität an seinen Standorten. In der Kupferhütte am Aurubis-Standort Pirdop/Bulgarien, die sich in unmittelbarer Nähe von drei Natura-2000-Schutzgebieten und einem Naturreservat befindet, ist eine Kapazitätserweiterung um 25% im Umsatz von Kupferanoden in den letzten Jahren angefahren worden, mit einem Mehrausstoß an prozessbedingten Abgasemissionen. Für Kompensations- oder Schutzmaßnahmen der nur wenige hundert Meter vom Werk befindlichen Natura-2000-Schutzgebiete fühlt man sich nicht verantwortlich. Die Gemeinde Pirdop klagt über Bodenerosion, Waldschäden und einer Verdrängung von geschützten Tierarten in ihrem Natura-2000-Gebiet. Diese wird belastet durch die Umwelt-Emissionen des Aurubis-Werks sowie durch das vom Aurubis- Lieferanten Medet Assarel betriebene schwermetallhaltige Tailing von Bergbauabfällen, das sich inmitten eines Natura-2000-Gebiets in der Nähe des Aurubis-Standorts Pirdop befindet. Die fehlende Verantwortlichkeit für Artenschutz und Biodiversität durch Aurubis und seine Lieferanten darf vom Vorstand nicht weiter ignoriert werden.

Auf der letzten Hauptversammlung der Aurubis sagte der damalige temporäre Vorstandsvorsitzende Dr. Drouven unscheinbar in einem Nebensatz, dass künftig mit einem Anstieg der Arsenkonzentration in der Kupferkonzentratverarbeitung zu rechnen sei. Warum, in welchen Mengen, ob Auswirkungen für die Gesundheit der Mitarbeiter und Anwohner zu befürchten sind, das hat Hr. Dr. Drouven den anwesenden Aktionären nicht mitgeteilt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Vorkommen des Kupfererzes in hochwertiger guter Qualität werden weltweit knapp, so dass sich Bergbauunternehmen auf den Abbau arsenbelasteter Kupfererze konzentrieren. Als „Schmutziges Kupfer“ werden diese Kupfererze bezeichnet, die teilweise einen Arsenanteil von einem Prozent aufweisen. Durch Einsatz neuer Technologien kann der Arsen-Anteil auf einen Wert von lediglich 0,7% reduziert werden. Weil dieser Anteil immer noch sehr hoch ist, wird das „Schmutzige Kupfer“ mit anderen

Erzkonzentraten gemischt – so, wie es die Kupferkonzentratlieferanten Glencore und Trafigura durchführen.

Sehr geehrter Herr Vorstandvorsitzender, ich frage Sie, wie ist Aurubis auf die künftigen geänderten qualitativen minderwertigen Kupferkonzentrate mit einem hohen Arsenanteil vorbereitet? Werden „schmutzige Kupferkonzentrate“ unbehandelt an den Aurubis-Standorten verarbeitet werden? Wie wird dies unter dem Gesundheitsaspekt bei Aurubis bewertet? Wird es verstärkt Gesundheitsscreenings bei den Mitarbeitern und eine erhöhte Zusammenarbeit mit den Gesundheitsämtern zum Schutze der Bevölkerung in unmittelbarer Nähe zu den Verarbeitungsstandorten geben?

Die osteuropäische und von der EU-Kommission geförderte NGO Bankwatch untersuchte die Verarbeitung und Behandlung des Aurubis-Lieferanten Dundee Precious Metal in Tsuneb in Nambia. Sie stellten fest, dass ein Abfallprodukt aus dem Kupferschmelzprozess entsteht, das hochkonzentrierte Arsentrioxid, welches gemäß Einstufung der US-Behörde U.S. Agency for Toxic Substances and Disease bei Exposition schon von kleinsten Mengen zu mehrfachen Organschäden und zum Tod führt.

Der Aurubis Lieferant Dundee Precious Metal lagert diese toxischen Hüttenabfälle in Lebensmittelsäcken in ungeschützten Tailings. Anbei ein Foto von der Lagerung in Zuckersäcken. Die Lagerstätte des Giftmülls befindet sich in unmittelbarer Nähe von Wohnhäusern. Anfragen der NGO BankWatch an den Aurubis Lieferanten Dundee Precious zu Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen beim Kupferhüttenprozess geht das Unternehmen aus dem Weg. Dieses Umweltfehlverhalten des Lieferanten sollte von Aurubis nicht toleriert werden.

Sehr geehrter Herr Vorstandsvorsitzender, ich frage Sie, wie waren die Ergebnisse des Umwelt- und Menschenrechtsscreenings bei Dundee Precious? Werden Sie Initiativen ergreifen, um den Lieferanten auf die Einhaltung der Umweltnormen zu verpflichten?

Seit Jahren kritisieren NGOs, wie zuletzt im veröffentlichten Gutachten „Alle Rechte- Keine Pflichten“, des Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika im November 2015, dass sich Aurubis bei Menschenrechts- und Umweltverstößen seiner Verantwortung und Sorgfaltspflicht entlang der Lieferkette entzieht. In Bezug auf Menschenrechtsverletzungen entlang der Lieferkette entzieht sich der Vorstand von Aurubis der eigenen Verantwortung mit dem bloßen Verweis auf die Einhaltung der Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation. Trotz Ankündigung der Aurubis, ein Lieferantenscreening durchzuführen, können Lieferanten der Aurubis ohne Konsequenzen weiterhin Umwelt- und Menschenrechtsverstöße ausüben. Dadurch macht sich Aurubis als Käufer solcher Rohstoffe mitschuldig an den damit einhergehenden Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen. So wie bei den tödlich verlaufenden Protesten gegen Kupferbergbauprojekte im Mai 2015 in Tia Maria/Peru und im Oktober 2015 in Las Bambas/Peru.

Die Verantwortung entlang der gesamten Lieferkette darf nicht an einem falsch verstandenen „Kosten-Nutzen-Verhältnis“ scheitern: Menschenrechte sind nicht verhandelbar.

Kritik an mangelnder Shareholder-Dialogbereitschaft der Aurubis wird von NGO in vielen Ländern geübt. Wir Kritischen Aktionäre fordern deshalb die Aurubis auf, einen ernsthaften zielgerichteten Dialog mit Shareholdern und Lieferanten durchzuführen, der mit klaren Umwelt- und Menschenrechtsthemen verbunden ist.

Die Aurubis hat in Bulgarien ein neues Investitionsprogramm mit den Namen Specture in einer Größenordnung von 180 Millionen Euro angekündigt. In einem Zeitungsinterview, das die bulgarische Aurubis-Werksleitung am 14.05.2015 der Wirtschaftszeitung Capital gab, wurde erwähnt, dass auch Investitionen in den bulgarischen Hafen Burgas und Varna getätigt werden. Sehr geehrter Herr Vorsitzender, ich frage Sie, warum werden die Investitionen an diesen beiden Hafenstätten in keinem Wirtschaftsbericht der Aurubis erwähnt? Stehen die Investitionen in einem Zusammenhang mit der Verarbeitung von unreinen Kupferkonzentraten, also „Schmutzigem Kupfer“?

Ich möchte die Gelegenheit aber auch nutzen, den Vorstand nach dem vorherigen Investitionsprogramm der Aurubis; dem „Aurubis Bulgaria 2014“ zu befragen: In der vorläufigen Betriebsgenehmigung zum Investitionsprojekt teilte die Werksleitung den bulgarischen Behörden mit, dass 33 neue Arbeitsplätze entstehen. Wie viele Arbeitsplätze sind tatsächlich entstanden? Wieviel Personal wurde neu eingestellt?

Im Investitionsprojekt ist die bereits in Betrieb gegangene Abwasserbehandlungs-anlage und der Bau eines Calzium/Arsen-Tailings enthalten. Sind diese Anlagen für die Verarbeitung von unreinen Kupferkonzentraten ausgelegt?

Die Umsetzung des Investitionsvorhabens hat länger gedauert, als zunächst von Aurubis geplant. Kurz vor dem Ausscheiden des Werksleiters Traen in 2014 teilte dieser in einem Zeitungsinterview mit der lokalen Zeitung Kambana mit, dass NGO und lokale Bürgerinitiativen verantwortlich für die verspätete Umsetzung der Investition seien.

Sehr geehrter Herr Vorstandsvorsitzender, der Aurubis wurde noch vor Abschluss der Umweltverträglichkeitsprüfung für das Kalzium-/Arsen-Tailing und dem Fayalit- Tailing von den bulgarischen Behörden, eine vorläufige Genehmigung für diese Investitionsvorhaben erteilt. Begründet wurde dies, dass dem Unternehmen Aurubis Bulgaria AD jeden Monat ohne Betrieb der beiden Depotanlagen, ein Herstellungs-verlust von 29 Tsd Tonnen CU-Annoden, entstünde. Diese Minderproduktion entspräche einen monatlichen Verlust für das Unternehmen in Höhe von 300 Millionen bulgarischen Leva. (entspricht ca. 150 Millionen €). Explizit wurde auch ein Jahresverlust von 3.6 Mrd bulgarischen Leva (entspricht ca. 1,8 Milliarden €)in der Entscheidung ausgewiesen.

Sehr geehrter Herr Vorstandsvorsitzender, ist es nicht richtig, dass die Produktion der Cu-Annoden unabhängig von den beiden Tailing-Depots erfolgen kann, weil sie der mittelfristigen Lagerung von Schlackeabfälle (Fayalit) und Arsen/Kalzium-Abfälle (Quark) aus dem Hüttenprozess dient? Ist es nicht richtig, dass der Aurubis gar kein Gewinnausfall aus der Cu-Anoden-Produktion entstanden ist? Ist es nicht richtig, dass die mehrmaligen Umbauplanungen zu den Tailings in keinem Zusammenhang mit Einwänden der NGOs oder lokalen Bürgerinitiativen stehen, weil sie gar keinen ökologischen bzw. gesundheitlichen Nutzen bringen? Ist es richtig, dass NGOs und lokale Bürgerinitiativen für Fehlplanungen der Aurubis Bulgaria in der Öffentlichkeit verantwortlich gemacht werden sollen?

Wir Kritischen Akionäre fordern den Vorstand der Aurubis auf, die unsachliche öffentliche Vorführung von NGOs, insbesondere der beiden Bürgerinitiativen aus Zlatitza durch die bulgarische Werksleitung, in den Medien einzustellen.

Sehr geehrter Herr Vorstandsvorsitzender, zunächst hat die Europäische Union und im Anschluss, die Deutsch-Bulgarische Industrie- und Handelskammer, deren Vorsitzender, der Werksleiter der Aurubis Bulgaria Tim Kurth ist, am 15.Januar 2016 einen offenen Brief an den bulgarischen Ministerpräsidenten Borisov geschrieben, wonach sie eine Justizreform und mehr Engagement gegen Korruption von der Regierung einfordern. Im Spiegel wurde am 31.01.2016 ein großer Bericht über Korruption und die politische Mafia in Bulgarien veröffentlicht

Borislav Sandow, Vorsitzender der Partei der bulgarischen Grünen und Vorsitzender der bulgarischen NGO Green Balkan, ist vom Aufsichtsratsvorsitzenden und ehemaligen Vorstandsvorsitzenden des Aurubis Lieferanten Medet Assarel, Lachezar Tsotsorkov wegen eines Facebook-Eintrages auf seiner Seite verurteilt worden, Schadensersatz für Anwaltskosten in Höhe von bis zu 35.000 € an Lachezar Tsotsorkov zu leisten. Dies wäre das Zehnfache seines Jahreseinkommens. Gleichzeitig wäre er mit dieser Strafe mit einem 10-jährigen Wirkungsverbot in öffentlichen Ämtern belegt. Mit der Klage soll eine Einschüchterung und Druck auf die freie Meinungsäußerung von Sandow ausgeübt werden. Es soll aber auch ein Exempel für andere kritische Umweltaktivisten in Bulgarien statuiert werden, sich nicht mehr kritisch zu Umweltvorfällen zu äußern. Sandow hatte in seinem Facebook- Eintrag auf die Umweltverschmutzungen des Kupfer-Minenbetreibers Medet Assarel aufmerksam gemacht. Boris Sandow ist einer der wenigen engagierten jungen Menschen in Bulgarien, die Teil einer jungen Zivilgesellschaft sind, welche sich offen gegen Korruption und korrumpierende Seilschaften, aber auch für Ökologieund Menschenrechte in Bulgarien engagieren.

Wir Kritischen Aktionäre lehnen die Vorgehensweise des Aurubis-Lieferanten Medet Assarel ab, kritische Umweltaktivisten durch Klagen in ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung einzuschränken und sie in de Folge mit Wirkungsverboten an der Ausübung ihrer politischen Mandate abzuhalten. Wir fordern den Vorstand der Aurubis auf, sich beim Aufsichtsrat des Aurubis-Lieferanten Medet Assarel für eine

Einstellung des Verfahrens gegen Sandow einzusetzen! Sehr geehrter Vorstandsvorsitzender, wir erwarten Taten von Ihnen!

Sehr geehrter Herr Vorstandsvorsitzender, sehr geehrte Aktionäre, ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

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