„War Ihnen bewusst, dass Sie Kupfer aus einer illegalen Mine bezogen haben?“ Rede von Christian Wimberger, Romero Initiative

Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Vorstand und Aufsichtsrat,

Als Romero Initiative haben wir im Rahmen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das Aurubis seit 2023 einhalten muss, eine Beschwerde bei Ihnen eingereicht. Am 10.02. haben Sie schriftlich darauf geantwortet. Vielen Dank dafür!

Sie räumen in Ihrer Stellungnahme Ihre Lieferbeziehungen zu First Quantum Minerals in Panama sowie die menschenrechtlichen und umweltbezogenen Risiken im Zusammenhang mit der Mine ein. Sie schreiben, dass der im Oktober 2023 von der Nationalversammlung Panamas verabschiedete Konzessionsvertrag im Dezember 2023 vom Obersten Gericht für verfassungswidrig erklärt wurde. Tatsächlich wurde aber bereits der Vorgängervertrag 2017 für verfassungswidrig erklärt. War Ihnen bewusst, dass Sie Kupfererz aus einer illegalen Mine bezogen haben, die noch dazu in einem ökologisch wertvollen und fragilen Gebiet operiert?

Sie schreiben, dass First Quantum Minerals ein Schiedsgerichtsverfahren gegen den Staat Panama einleiten wird. Wie stehen Sie dazu, dass ihr Lieferant die Entscheidungen der Institutionen des Landes nicht respektiert und jetzt trotz der verursachten Schäden vor Ort und trotz des fehlenden Konzessionsvertrags den Staat Panama auch noch verklagen wird?

Laut Aktivist*innen vor Ort versucht First Quantum Minerals eine Fortsetzung der Bergbautätigkeiten zu erwirken. Werden Sie die Lieferbeziehungen auch beenden, wenn der Minenbetreiber weiterhin Erze exportiert? 

Sie schreiben darüber hinaus, dass Sie nach der Veröffentlichung der Untersuchung der Gewässer- und Bodenqualität durch die Behörden vor Ort über weitergehende Maßnahmen entscheiden werden. Die Verantwortung für die Mine sehen sie aber vor allem beim Betreiberunternehmen und den Behörden vor Ort.

Laut dem statistischen Bundesamt hat Deutschland seit 2019 Kupfererz im Wert von über einer halben Milliarde Euro aus Panama importiert. Man kann davon ausgehen, dass große Teile, wenn nicht die gesamte Menge, von Aurubis importiert wurde. Wir sind der Ansicht, dass mit diesen enormen Importen, die Ewigkeitsschäden über die Schließung der Mine hinaus mitverursacht haben, eine erhöhte Verantwortung einhergeht. Wie sehen Sie diese Verantwortung?

Wird Aurubis der Forderung der betroffenen Gemeinden nach einer Entschädigung in Form von Finanzierung für eine langfristige Prüfung der Wasser- und Bodenqualität, Zugang zu sauberem Trinkwasser und Gesundheitsprüfungen für die Bevölkerung nachkommen?

Zum Schluss möchte ich noch auf Mexiko zu sprechen kommen. Wir haben Sie ja in den letzten Jahren immer wieder auf die gesundheitlichen Folgen der Bergbaukatastrophe in der Mine Buena Vista del Cobre von 2014 hingewiesen. Eine gesundheitliche Untersuchung staatlicher Behörden ergab in 2022, dass bei 50 bis 95 Prozent von 600 untersuchten Personen in der Region Schwermetalle wie Blei und Arsen im Blut identifiziert wurden. Seit dieser Erhebung gab es aber keinerlei medizinische Versorgung für die Bevölkerung.

Dieser Fall zeigt einmal mehr, dass solche Katastrophen auch nach Jahren noch gravierende Folgen haben. Die Außenhandelsdaten des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass Deutschland wieder Kupfererz aus Mexiko importiert hat. Deshalb die Frage an sie: Importieren Sie wieder Kupfererz vom Konzern Grupo México? Welche Abhilfemaßnahmen haben sie für die Bevölkerung in Sonora ergriffen?

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit.

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://www.kritischeaktionaere.de/aurubis/war-ihnen-bewusst-dass-sie-kupfer-aus-einer-illegalen-mine-bezogen-haben-rede-von-christian-wimberger-romero-initiative/