„Was ökologisch falsch ist, war eben auch ökonomisch riskant“: Rede von Daniela Wannemacher

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
sehr geehrte Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats,
meine Damen und Herren,

mein Name ist Daniela Wannemacher und ich spreche hier heute für den BUND.

Die Veranstaltung heute zeigt: Die Übernahme von Monsanto, die wir als BUND schon lange kritisieren, weil ökologisch falsch, war eben auch ökonomisch riskant.

Das wurde letztes Jahr schon hier geäußert, das hat sich im letzten Jahr gezeigt, und wurde auch heute schon mehrmals angesprochen.

Schon im letzten Jahr hat meine BUND-Kollegin hier auch gefragt, wann Bayer aus der Produktion der für Bienen fatalen Neonikotinoide aussteigen wird.

Denn die Situation für unsere Bestäuber und für die Biodiversität wird immer brenzliger.

Und es sind eben auch Bayer-Produkte, die Bienen und andere Bestäuber schwer schädigen und damit auch Auswirkungen haben auf die Ökosysteme, und die Artenvielfalt.

Das hat auch die Überprüfung der Stoffe nach der 2013 von der EFSA erarbeiteten Bienenleitlinie festgestellt.

Und deshalb hat die EU 2018 – mit aktuellem Stand der Wissenschaft also – die Freilandanwendung von einigen Neonik-Wirkstoffen verboten.

Trotzdem hat Bayer erst in diesem Februar in einer Pressemitteilung erklärt, „die Schlussfolgerungen der EFSA sollten .. nicht zum Maßstab für weitere Einschränkungen bei den Neonikotinoiden werden.“

Verstehe ich die oben zitierte Pressemitteilung richtig, dass Bayer verhindern will, dass die von der EFSA erarbeiteten Bee Guidance documents in Kraft treten? Wird Bayer trotz der EFSA-Bewertung an der Produktion von für Bestäuber giftigen Wirkstoffe festhalten?

Und wie passt das, Herr Baumann, zu Ihren Erklärungen, dass Sie nach wissenschaftlichen Empfehlungen arbeiten, und diese anerkennen?

Meine nächste Frage bezieht sich auf die Gentechnik:

Die Mehrheit der Verbraucher in Europa lehnt Gentechnik im Essen ab, seit letztem Sommer gibt es mit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs auch eine klare Rechtseinschätzung zu den neuen Techniken – nämlich dass auch Neue Gentechnik Gentechnik ist.

Herr Baumann, aus einem Interview von 2016 gibt es von Ihnen die Aussage: „Bayer werde nicht mit dem Anspruch antreten, Produkte in Europa auf den Markt bringen zu wollen, die von der Gesellschaft oder der Politik nicht gewollt sind.“

Trotzdem lobbyiert  Bayer massiv für eine Deregulierung der Neuen Gentechniken – damit diese nicht wie im Gentechnik-Gesetz vorgegeben risikogeprüft werden, damit sie nicht zugelassen werden müssen, und vor allem, damit sie nicht gekennzeichnet werden müssen.

Ist das nicht fiese Verbrauchertäuschung, wenn Bayer versucht, Produkte aus neuer Gentechnik dadurch in den Markt zu pressen, dass diese nicht mehr so genannt werden, dass sie nicht mehr gekennzeichnet werden, und damit für Verbraucher*innen vor allem nicht erkennbar sind?

Abschließend noch ein paar Worte zu Glyphosat: Glyphosat ist nicht umweltfreundlich, Glyphosat ist auch kein Pflanzenschutzmittel.

Glyphosat erleichtert den Landwirten die Arbeit, ja klar.

Aber Glyphosat ist vor allem ein Totalherbizid, und dient damit vor allem dazu, erst einmal das gesamte Ökosystem auf einem Acker zu killen.

Und Glyphosat schädigt das Bodenleben, und damit langfristig auch die Grundlage unserer Landwirtschaft.

Und aus Südamerika, Hauptanbauregion von gentechnisch verändertem, gegen die Anwendung von Glyphosat tolerant gemachtem Mais und Soja, sind auch schon lange gesundheitliche Schäden bekannt, dort betroffen sind vermutlich Hunderttausende.

Rechnet Bayer deshalb mit Klagen von Glyphosat-Anwender*innen auch aus Südamerika? Bzw. warum nicht?

Sehr geehrte Damen und Herren, ich komme mit einer letzten Frage zum Schluß.

Bayer hat zugesagt, die Sustainable Development Goals (SDGs) umzusetzen.

Was tun Sie denn im Unternehmen für die Umsetzung?

Wie werden die SDGs in alle Bereiche des Unternehmens getragen? Mit wem arbeiten Sie dabei zusammen, und wo bekommen wir dazu Transparenz?

Denn die Ausrichtung des Unternehmens erscheint uns so nicht nachhaltig.

Ein Unternehmen, das sich nachhaltig nennt, verspielt Glaubwürdigkeit mit Produkten, die so wenig nachhaltig sind wie Neoniks, wie Glyphosat, wie Gentechnik.

Ich bitte deshalb die hier anwesenden Aktionäre, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten, und bei den entsprechenden Tagesordnungspunkten mit Nein zu stimmen.

Vielen Dank!

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