Virtueller Bayer-Hauptversammlung fehlte das Salz in der Suppe

Was ist das Fazit der ersten Online-Hauptversammlung?
Bayer nutzte die virtuelle Hauptversammlung, um sich als Wohltäter in der Corona-Krise darzustellen. Wie zu befürchten war, fehlte das Salz in der Suppe: die Aussprache zwischen Konzernvorstand und Aktionär*innen und deren mitunter pointierte Reden. Aus Konzernsicht war das positiv, aber Bayer-Kritiker hätten lieber eine reale Hauptversammlung wie letztes Jahr gehabt, als der Vorstand nicht entlastet wurde.

Zahlen und Fakten
Nach Bayer-Angaben verfolgten zeitweise 5.000 Menschen den Livestream der Hauptversammlung. Bayer schüttet 44% seines Bilanzgewinns aus 2019 als Dividende aus – dafür gibt es 98,7% Ja-Stimmen. 92,57% entlasteten den Vorstand, 94% den Aufsichtsrat.

Was lief gut?
Bayer beantwortete die 245 eingereichten Fragen von 40 Aktionärinnen bereits auf der virtuellen Hauptversammlung. Positiv, dass sich der Vorstand dagegen entschied, „sinnvolle“ Fragen „nach eigenem Ermessen“ auszuwählen.

Was war unbefriedigend?
Der Bayer-Vorstandsvorsitzende Werner Baumann kannte bereits alle Fragen der Aktionärinnen, als er seine Rede vortrug und konnte darin den Bayer-Kritikern proaktiv den Wind aus den Segeln nehmen.
Unsere Forderung: Auf den noch folgenden virtuellen Hauptversammlungen müssen die Vorstandsreden drei Tage vorher vorliegen.

Was lief schlecht?
Die Präsenz-Hauptversammlung lebt vom direkten Aufeinandertreffen der Aktionärinnen und den Konzernchefs, den Reden und Fragen und den Antworten. Einer virtuellen Hauptversammlung fehlt diese Abwechslung, und irgendwann stellt sich Langeweile ein.

Was war anders als sonst?
Fast alles. Noch nie gab es so viele Aktivitäten auf Internet-Plattformen und in den sozialen Medien, die eine Hauptversammlung kommentierten. Die Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) veranstaltete ein mehrstündiges Begleitprogramm mit Promis und Politikern, die den Bayer-Konzern mit vielfältiger Kritik bedachten. Immerhin waren zusätzlich zum Online-Protest einige Kritikerinnen vor der Bayer-Zentrale in Leverkusen zu einer realen Demo zusammengekommen. Die Hauptversammlung war bereits um 15.30 Uhr zu Ende und zog sich nicht bis in den Abend hin, was im Hause Bayer bei der Vielzahl der Kritikerinnen sonst üblich ist.
Der Bayer-Vorstand wurde im Gegensatz zur letzten Hauptversammlung diesmal entlastet.

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