Was tun Sie gegen die extreme Ungleichheit bei der Versorgung mit Impfstoffen? Fragen an den BioNTech-Vorstand

Fragen von Oxfam, Amnesty International, Brot für die Welt und dem Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre zur Hauptversammlung von BioNTech 2022

  • 2021 ging nur 1 Prozent des Comirnaty-Impfstoffs von BioNTech/Pfizer an Länder mit geringem Einkommen[1]. 2022 möchte BioNTech seine „führende Position unter den COVID-19-Impfstoffen durch mehrere Produkteinführungen und – erweiterungen stärken“.
    • Welche Maßnahmen wird BioNTech ergreifen, um sicherzustellen, dass die extreme Ungleichheit bei der Versorgung mit Impfstoffen und der Mangel an nachhaltiger, unabhängiger Versorgung in Ländern mit niedrigem Einkommen nicht weiter besteht und sich bei der Einführung der neuen, potenziell variantenbasierten Impfstoffe wiederholt?
    • Wie erfüllt BioNTech seine menschenrechtliche Verantwortung, die Impfstoffverteilung in nicht-diskriminierender Weise nach menschenrechtlichen Kriterien vorzunehmen, und inwiefern werden dabei Faktoren wie z.B. die pandemische Lage, die Impfquote und das Funktionieren von Gesundheitssystemen in den betroffenen Ländern in welcher Weise und mit welcher Priorität berücksichtigt?
  • Auch wenn inzwischen größere Mengen an COVID-19-Impfdosen vorhanden sind, fordern viele betroffene Länder weiterhin eine unabhängige, nachhaltige lokale Produktion der Impfstoffe. Dies würde einen gerechten Zugang zu COVID-19 Impfstoffen gewährleisten und verhindern, dass sich das gleiche Muster einer ungerechten Verteilung von Impfstoffen nach Einkommensstärke der Länder bei der nächsten Variante oder Pandemie wiederholt. BioNTech hat sich zum Ziel gesetzt, „den Zugang zu innovativen Medikamenten und technologischen Innovationen im Gesundheitswesen zu demokratisieren“, kooperiert bisher jedoch nicht mit dem WHO m-RNA Technologietransfer Hub in Südafrika oder C-TAP.
    • Warum hat BioNTech das technische Know-how zur Herstellung des Comirnaty-Impfstoffs sowie die mRNA-Plattformtechnologie nicht mit dem WHO mRNA Technology Transfer Hub geteilt?
    • Wird BioNTech die Durchführbarkeit eines Technologietransfers zum WHO mRNA Hub oder die Beteiligung an C-TAP erneut prüfen, um eine lokale Produktion und den Zugang zu lebensrettenden Impfungen für alle Menschen gleichermaßen zu ermöglichen?
    • Wird BioNTech zumindest den WHO mRNA HUB in seinem laufenden Forschungs- und Entwicklungsprozess (F&E) zur Entwicklung eines mRNA-Impfstoffs unterstützen und wenn ja, wie?
  • BioNTech SE verweist auf die geplanten BioNTainer als Teil der globalen Strategie des Unternehmens im Bereich der öffentlichen Gesundheit und als Reaktion auf die laufende COVID-19-Pandemie. In der zweiten Jahreshälfte 2022 sollen die ersten BioNTainer nach Afrika geliefert werden, zunächst von BioNTech betrieben und personell besetzt.
    • Ab wann soll die Produktion und das Personal von Fachkräften vor Ort übernommen werden?
    • Globale Initiativen, wie z. B. der mRNA-Hub der WHO zielen darauf ab, die lokalen und regionalen Produktionskapazitäten zu verbessern, die es den Ländern ermöglichen würden, die von ihnen benötigten Impfstoffe nachhaltig und unabhängig zu produzieren. Soll der Betrieb der BioNTainer in Zukunft komplett abgegeben werden und wenn ja, wann und zu welchen Konditionen?
  • Die ersten BioNTainer sollen noch 2022 in afrikanische Länder geliefert werden.
    •  Welche Länder sind das und an welches Land wird der erste Container geliefert?
    • Sind die Pläne, wie sie Anfang 2022 vorgestellt wurden, noch im Zeitplan und sind die lokalen Einrichtungen, in denen die Container untergebracht werden sollen, bereits fertiggestellt? 
  • BioNtech möchte die BioNTainer in Ländern mit begrenzten Produktions- und Regulierungskapazitäten aufstellen. Dies ist zwar eine interessante und innovative Überlegung, allerdings gibt es in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen (LMICs), u.a. auch auf dem afrikanischen Kontinent, bereits Produktions- und Regulierungskapazitäten, die für einen schnelleren Technologietransfer genutzt und umgewandelt werden könnten. Warum hat BioNtech nicht einen der über 100 fähigen Hersteller in LMICS[2] für einen Technologietransfer in Betracht gezogen?
  • Bei der Preisgestaltung für Impfdosen dürfen aus unserer Sicht Profitinteressen kein Hindernis beim Zugang zu lebensrettenden Impfungen sein. Zumindest für die Dauer der Pandemie sollten Impfstoffe an Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen allenfalls zum Selbstkostenpreis geliefert werden.
    • Wie gestaltet BioNTech die Preise für COVID-19-Impfdosen?
  • Die Entwicklung des mRNA-Impfstoffs gegen COVID-19 von BioNTech war eine herausragende wissenschaftliche Leistung, die auch dank Millionen Euro öffentlicher Fördermittel möglich war. Dieser mit öffentlichen Mitteln ko-finanzierte Impfstoff sollte aus unserer Sicht allen, die ihn benötigen, zur Verfügung stehen.
    • Wie stellt BioNTech sicher, dass der öffentlich geförderte Impfstoff auch gemäß dem öffentlichen Interesse als globales Gut betrachtet und gerecht verteilt wird?

[1] Amnesty International (2022): Money Calls the Shots, Seite 22. URL: https://www.amnesty.org/en/documents/pol40/5140/2022/en/

[2] A. Prabhala, A. Alsahani (2021): Pharmaceutical manufacturers across Asia, Africa and Latin America with the technical requirements and quality standards to manufacture mRNA vaccines. URL: https://msfaccess.org/pharmaceutical-firms-across-asia-africa-and-latin-america-potential-manufacture-mrna-vaccines

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  1. […] des­halb zusam­men mit dem Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre einen Fragenkatalog für die Hauptversammlung […]

  2. […] Sie haben deshalb zusammen mit dem Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre einen Fragenkatalog für die Hauptversammlung […]

  3. […] Sie haben deshalb zusammen mit dem Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre einen Fragenkatalog […]

  4. […] vaccins. Samen met de koepelorganisatie van kritische aandeelhouders heb je er dus één Vragenlijst […]

    • NW. auf 6. Juni 2022 bei 16:16

    […] Die bei der Hauptversammlung eingereichten Fragen finden Sie hier . […]

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