Zu Tagesordnungspunkt 3: Entlastung der persönlich haftenden Gesellschafterin für das Geschäftsjahr 2022
Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre beantragt, der persönlich haftenden Gesellschafterin die Entlastung zu verweigern.
Begründung:
Der Vorstand der DWS Group kommt weiterhin nicht hinreichend seiner Verantwortung nach, wirksame Maßnahmen für den Klimaschutz umzusetzen.
Keine Öl- und Gasrichtlinie
Die DWS hat keine Investitionsrichtlinie für Öl und Gas aufgestellt. Selbst kurzfristige Expansionspläne, Ausgaben für die Erkundung neuer Öl- und Gasfelder oder unkonventionelle Abbaumethoden sowie der Bau weiterer fossiler Infrastruktur führen nicht zu einem Ausschluss. Doch das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ist klar: Es dürfen keine weiteren Öl- und Gasfelder erschlossen und die Emissionen müssen bis 2030 halbiert werden, damit internationale Klimaschutzziele erreicht werden können.
Fossile Investitionen laut NGO Recherche
Die DWS hatte im Januar 2023 ein Investitionsvolumen in Öl- und Gasunternehmen von mehr als 12 Mrd. USD. Davon waren insg. 5,4 Mrd. USD in die vier Oil Majors TotalEnergies, ExxonMobil, Chevron und Shell investiert[1]. Die Aktienbestände der DWS Investment GmbH dieser Unternehmen blieben im Jahr 2022 durchgängig stabil bzw. wurden im Fall von Shell erhöht[2]. Mit diesen Investitionen unterstützt die DWS-Gruppe die fossilen Geschäftsmodelle dieser Unternehmen.
Die vier Oil Majors haben mit insg. rund 70 MtCO2e (1988-2022) zusammen 6,36 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen zu verantworten[3]. 2021 produzierten sie insg. 5.288 Millionen von Barrel Öläquivalente (mmboe); weitere 23.852 mmboe können kurzfristig abgebaut werden. Rund 6 Mrd. USD haben diese vier Unternehmen zwischen 2020 und 2022 jährlich ausgegeben, um weiter Öl- und Gasfelder zu erschließen[4]. Die Ausgaben von Shell und TotalEnergies für erneuerbare Energien liegen dagegen deutlich darunter[5]. Investitionen in diese Unternehmen laufen Gefahr, Stranded Assets zu werden. Ein erhöhtes finanzielles Risiko entsteht zudem, falls Reparationszahlungen regulatorisch verbindlich werden sollten. Für die vier Oil Majors wurden bereits mögliche Zahlungen von knapp 1,5 Billionen USD berechnet[6].
Die Verde Island Passage in den Philippinen: LNG-Ausbaupläne
Das philippinische Unternehmen San Miguel plant mit Shell und anderen Unternehmen den Bau von acht Flüssiggas-Importterminals und acht Gaskraftwerken in der philippinischen Verde Island Passage (VIP). Die VIP wird wegen ihres Artenreichtums auch der Amazonas der Ozeane genannt. 7 Mio. Menschen leben vom Fischfang und dem Tourismus.
Die DWS hat im Januar 2023 Anleihen im Wert von 5 Mio. USD in San Miguel und Aktien und Anleihen von Shell im Wert von 1.057 Mio. USD gehalten[7]. Ayala Corp und Electricity Generating PCL sind weitere Beispiele für Unternehmen, die Gaskraftwerke in den Philippinen planen- und deren Aktien die DWS 2022 im Bestand hielt[8].
East African Crude Oil Pipeline: Ölfelder und Pipeline
TotalEnergies plant mit weiteren Unternehmen in Uganda die Ausbeutung von Ölfeldern, die u.a. in dem Gebiet des Murchison Falls Nationalparks liegen, der ein UNESCO Biosphärenreservat werden soll. Allein hier wollen TotalEnergies und andere Konzerne 132 Ölbohrungen durchführen[9]. Um das Rohöl zum Hafen Tanga am Indischen Ozean zu transportieren, soll zudem die 1.445 km lange East African Crude Oil Pipeline (EACOP) gebaut werden.
Die DWS hat im Januar 2023 Aktien und Anleihen von TotalEnergies im Wert von 1.760 Mio. USD gehalten[10].
Abstimmungen bei den Hauptversammlungen von Shell und TotalEnergies im Jahr 2022
Auf den Hauptversammlungen 2022 der beiden Oil Majors hat die DWS die Vorstände entlastet und sich so mit ihren Geschäftsentscheidungen einverstanden erklärt, obwohl zumindest Shell auf der ESG Controversy Watchlist der DWS stand. Die DWS hat außerdem dem Transformationsplan von Shell zugestimmt und sich zu dem Plan von TotalEnergies lediglich enthalten. Einen von Aktionär*innen eingebrachten Antrag zu Reduktionszielen für Emissionen für Shell hat die DWS dagegen abgelehnt.
Zu Tagesordnungspunkt 8.1: Beschlussfassung über eine Ergänzung von § 21 der Satzung um eine Ermächtigung der persönlich haftenden Gesellschafterin, die Abhaltung virtueller Hauptversammlungen vorzusehen
Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre beantragt, den Beschlussvorschlag abzulehnen, die persönlich haftende Gesellschafterin zu ermächtigen, über die Durchführung einer virtuellen Hauptversammlung entscheiden zu können.
Begründung:
Das Format und die Art und Weise, wie eine Hauptversammlung durchgeführt wird, betreffen elementare Aktionärsrechte. Daher sollte die Hauptversammlung und nicht der Vorstand darüber entscheiden, zu welchen Bedingungen bzw. in welchem Format zukünftige Hauptversammlungen durchgeführt werden sollen. Zudem sollte die Hauptversammlung auch darüber entscheiden, ob als weitere Option ein hybrides Format umgesetzt werden soll, welches die Vorteile einer Präsenz-Hauptversammlung mit jenen einer rein virtuellen Veranstaltung vereint.
Allgemein ist es kein guter Umgang mit Aktionär*innen, bereits eine Abstimmung exakt unter jenen Bedingungen durchzuführen, um deren Zustimmung die Verwaltung ja erst bitten.
[1] Stand Januar 2023, urgewald: Investing in Climate Chaos
[2] Anteil der DWS Investment GmbH der Outstanding Shares der Unternehmen zum 31.3.2022 und 31.12.2022 laut Refinitiv am 16.05.2023: TotalEnergies: 0,69% – 0,64% Chevron: 0,13% – 0,13%; ExxonMobil: 0,06% – 0,06%; Shell: 0,07% – 0,21%;
[3] Richard Heede: Time to pay the Piper
[4] Laut der Global Oil and Gas Exit List 2022
[5] Analysen von Reclaim Finance zu Shell und TotalEnergies; vgl. Approve Shell’s energy transition progress at ROYAL DUTCH SHELL PLC | PRI (unpri.org)
[6] Richard Heede: Time to pay the Piper
[7] Daten für die DWS als Intermediate Parent; urgewald: Investing in Climate Chaos
[8] Investor Portfolio der DWS Investment GmbH laut Refinitiv vom 16.05.2023
[9] Vgl. Risikoprojekt EACOP
[10] Stand Januar 2023, urgewald: Investing in Climate Chaos
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