Sehr geehrte Mitglieder des Vortandes und des Aufsichtsrats, sehr geehrte Aktionär*innen,
mein Name ist Jonas Neiber und ich spreche hier heute für den Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.
Wir begrüßen die Möglichkeit der Vorabeinreichung von Fragen über das Onlineportal, die E.ON seinen Aktionär*innen ermöglicht. Auch das Zugänglichmachen der Antworten für alle Interessierten und nicht nur die Aktionär*innen ist ein guter Schritt in Richtung Transparenz und gestattet der breiten interessierten Öffentlichkeit einen Einblick in die Kommunikation zwischen Aktionär*innen, deren Vertretungen und der Konzernführung. Als eine der wenigen Konzerne nutzen Sie diese Möglichkeit in diesem Jahr weiterhin. Dafür gebührt Ihnen unser Lob. Auch wir haben im Vorfeld Fragen eingereicht und die Antworten zur Kenntnis genommen. Für eine gelungene Kommunikation mit den Aktionär*innen ist es aus unserer Sicht jedoch ebenso erforderlich, dass Fragen auf der Hauptversammlung zu allen Themen gestellt werden können, auch wenn diese keine Nachfragen oder Fragen zu neuen Sachverhalten darstellen.
Gestatten Sie mir nun ein paar Nachfragen zum scheinbar vergangenen Atomzeitalter:
Die Bilanz nach einem Monat Atomausstieg fällt weitestgehend positiv aus: die Strompreise sanken und die Abschaltung der letzten Atommeiler wirkt sich momentan extrem gering auf das System der Stromversorgung in Deutschland aus. Die Energieversorgung scheint gesichert zu sein. Dazu beigetragen hat auch, dass E.ON zeitig, wenn auch nicht freiwillig, aus dem Atomsektor ausgestiegen ist. Jedoch noch nicht in vollem Maße. Die E.ON SE hält weiterhin einen Anteil am Urananreichungsunternehmen Urenco und ist somit an der Produktion von angereichertem Uran, welches für den Betrieb von Kernkraftwerken eingesetzt werde kann, beteiligt. Dies geschieht auch auf deutschem Boden in der Urananreicherungsanlage in Gronau. Auch bei Anreicherungsverfahren spielen Transport und Lagerung von gesundheitsgefährdenden Stoffen eine nicht unerhebliche Rolle.
Thomas Deser hat bereits im Vorfeld eine Frage zur Rolle von Atomstrom im Geschäftsmodell von E.ON gestellt. Diese wurde in meinen Augen allerdings sehr knapp beantwortet. Daher stelle ich nun folgende detailliertere Nachfragen an Sie:
- Wieviel Uranmüll in Form von Uranhexafluorid (abgereichert) befindet sich aktuell im Freilager der Gronauer Urananreicherungsanlage?
- Wieviel abgereichertes UF6 wurde in der Vergangenheit von Gronau nach Russland exportiert und was soll zukünftig damit geschehen?
- Wieviel abgereichertes UF6 wurde in der Vergangenheit zur Dekonversion exportiert?
- Wohin wurde es exportiert und wo ist das aufgetrennte Uran / Fluor verblieben?
- Wieviel Atommüll ist bisher von Gronau zum Fasslager in Gorleben transportiert worden?
- Urenco gab jüngst in den Gronauer Nachrichten bekannt, dass in Gronau neue Büroräume errichtet und alte Zentrifugen ausgetauscht werden sollen. Zu welchem Zweck sollen neue Büroräume errichtet werden?
- Was geschieht mit den Zentrifugen, die ausgetauscht werden?
- Gibt es für den Standort Gronau laufende atomrechtliche Genehmigungsverfahren?
- Falls ja: Mit welchem Ziel?
- Sind für den Standort Gronau atomrechtliche oder sonstige Genehmigungsverfahren in der Planung / Vorbereitung?
- Falls ja: Mit welchem Ziel?
- Sind E.ON und/oder Urenco an der Entwicklung neuer Atomkraftwerke beteiligt?
- Sind E.ON und/oder Urenco konkret am Bau neuer AKW beteiligt?
Ich bin gespannt auf Ihre Antworten und danke für Ihre Aufmerksamkeit.