„Beim Klimaschutz ist die Konkurrenz weiter“: Rede von Jonas Neiber

Sehr geehrte Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats, sehr geehrte Aktionär*innen,

mein Name ist Jonas Neiber und ich spreche hier heute für den Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.

Die Hannover Rück scheint sich dem Problem des Klimawandels angenommen zu haben. Zahlreiche Ausschlussmaßnahmen für Kohle, Öl und Gasgeschäfte wurden in den letzten Jahren beschlossen und sollen in den kommenden Jahren umgesetzt werden. In der ScoreCard der Kampagne „Insure Our Future“, die 30 führende Erst- und Rückversicherungsunternehmen analysiert und ihre Politiken hinsichtlich der Versicherung von und Investitionen in Kohle, Öl und Gas bewertet, landet die Hannover Rück auf dem 08. Platz im Bereich Kohle und auf dem 9. Im Bereich Öl und Gas. Somit belegt sie zwar einen Platz vor den direkten Konkurrenten der Münchener Rück (sowohl im Kohle-, als auch im Öl und Gas Bereich), bleibt aber weit hinter dem großen Versicherungskonzern Allianz, welcher sich den 1. Platz im Kohlegeschäft, bzw. den 4. Platz im Öl und Gas Geschäft sichern konnte, zurück.

Zudem rutschte die Hannover Rück im Vergleich zu 2020 in besagtem Ranking von Platz 3 auf Platz 8 ab.

  • Wie ist dieser Platzverlust zu erklären?
  • Haben Sie den Ausschluss von fossilen Projekten aus ihrem Portfolio schleifen lassen, oder war die Konkurrenz schlicht besser?

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Kompensation eigener CO2 Emissionen. Laut Ihrer Website kompensieren Sie nicht vermeidbare Emissionen unter anderem mit dem Kauf von Zertifikaten aus dem Rimba-Raya-Projekt in Borneo. Besagtes Projekt wird von Verra zertifiziert. In einem Artikel der Zeit aus dem Januar dieses Jahres, wird Verra vorgeworfen, Projekte zu zertifizieren, die auf stark übertriebenen Grundannahmen basieren und real weniger zur CO2-Einsparung beitragen, als versprochen.

  • Wie stellen Sie sicher, dass die von Ihnen erworbenen Zertifikate tatsächlich zur CO2-Einsparung beitragen?
  • Wie viele Zertifikate wurden vom Rimba-Raya-Projekt erworben?
  • Werden Sie auch in Zukunft Projekte unterstützen, die von Verra zertifiziert sind?

Da aus Ihrem Geschäftsbericht und aus ihrer Rede Herr Henchoz hervorgeht, dass sie große Sorgfaltspflicht an den Tag legen, wenn es um ESG-Kriterien geht, habe ich außerdem ein paar Fragen zur geplanten europäischen Corporate Sustainability Due Diligence Directive (kurz CSDDD). Die CSDDD soll Unternehmen dazu verpflichten, ihre Lieferketten mit Menschenrechts- und Umweltkriterien in Einklang zu bringen. Unklar ist noch, ob und wie stark die CSDDD für Unternehmen aus dem Finanzsektor gelten soll.

  • Befürworten Sie den Einbezug des Versicherungs- und Finanzsektors in die geplante CSDDD?
  • Welche Erfahrungen haben Sie mit der Umsetzung menschenrechtlicher Sorgfalt gemacht? Bspw. In Form von Ausschlüssen von Projekten, durch die Menschenrechte verletzt werden.

Der Rat hat als Kompromiss eines Streits unter den Mitgliedstaaten die Position beschlossen, dass die einzelnen Mitgliedstaaten über den Einbezug von Finanzakteuren bestimmen sollen.

  • Welche Herausforderungen sehen Sie bei unterschiedlichen Anforderungen an den Finanzsektor in verschiedenen Mitgliedstaaten?

Außerdem möchte ich die Gelegenheit nutzen, um auf unseren Gegenantrag aufmerksam zu machen. Wir beantragen, den Vorstand für des vergangene Geschäftsjahr nicht zu entlasten. Wir begründen dies damit, dass der Vorstand weiterhin zu wenig in Sachen Klimaschutz unternimmt. Ausgeführt hat dies im Detail bereits Anna Lena Samborski von Urgewald, weshalb ich hier nicht näher darauf eingehen werde. Die Aktionäre bitte ich, sich unserem Gegenantrag anzuschließen und unter TOP 3 mit Nein zu stimmen.

Vielen Dank.

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