Henry Mathews Preis für die Initiative Lieferkettengesetz

Werden deutsche Konzerne ihrer Verantwortung gerecht?
Jahrestagung am Samstag, 16. September, in Köln

  • Beschwerde wegen Zwangsarbeitsrisiken in der VW-Lieferkette
  • Gefährden virtuelle Hauptversammlungen die Konzernkritik?


Pressemitteilung vom 14.09.2023

Auf seiner Jahrestagung am Samstag in Köln verleiht der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre seinen konzernkritischen Henry Mathews Preis an die Initiative Lieferkettengesetz. Die jahrelange beharrliche Kampagnenarbeit der Initiative hat letztlich mit dazu geführt, dass der Deutsche Bundestag gegen starken Widerstand aus der Wirtschaft ein Lieferkettengesetz verabschiedet hat, das am 1. Januar in Kraft trat.

Armin Paasch, Experte für Verantwortliches Wirtschaften und Menschenrechte beim katholischen Hilfswerk Misereor, wird den Preis für die Initiative entgegennehmen. „Das in Kraft getretene Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz leitet in Deutschland den überfälligen Paradigmenwechsel von der rein freiwilligen Unternehmensverantwortung zu verbindlichen menschenrechtlichen und umweltbezogenen Unternehmenspflichten ein“, kommentiert Paasch und fordert: „Jetzt brauchen wir ein EU-Lieferkettengesetz, dass die Chancen der Betroffenen auf Schadensersatz vor hiesigen Zivilgerichten erhöht und die ökologischen Aspekte deutlich stärker erfasst.“

Nach der Preisverleihung werden Haiyuer Kuerban, Leiter des Berliner Büros des Weltkongresses der Uiguren (WUC), und Miriam Saage-Maaß, Legal Director European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR), über die Zwangsarbeitsrisiken in der VW-Lieferkette in Ostturkistan, China sprechen. Das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) hat Beschwerde gegen VW, BMW und Mercedes Benz beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) eingereicht. Die Beschwerde wird vom WUC und vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre unterstützt.

„Niemand, der in der uigurischen Region operiert, kann uigurische Zwangsarbeit ausschließen. Volkswagen muss sich aus der Region zurückziehen, um nicht zum Profiteur des Genozids an den Uiguren zu werden“, fordert Kuerban.

„Ein Bericht der Sheffield Hallam University und NomoGaia belegt, dass potentiell in der gesamten Lieferkette der Automobilindustrie in dieser Region uigurische Zwangsarbeit eingesetzt wird“, so Saage-Maaß. „Laut diesem Bericht pflegen die drei Automobilhersteller Lieferbeziehungen zu Unternehmen, die möglicherweise in Zwangsarbeit verwickelt sind.“

In der abschließenden Diskussionsrunde geht es darum, ob eine wirksame Konzernkritik durch das Format virtueller Hauptversammlung in Gefahr ist. Dabei werden Gisela Burckhardt, Vorstandsvorsitzende FEMNET, Anna Lena Samborski, Campaignern bei urgewald zu deutschen Finanzinstituten, Prof. Dr. Niklas Höhne, New Climate Institute
und ein Mitglied der Initiative Rheinmetall Entwaffnen ihre Erfahrungen austauschen und ihre Einschätzung abgeben.

Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre verleiht den Henry Mathews Preis seit 2007, um den zivilgesellschaftlichen Widerstand gegen rücksichtslose Konzernmacht zu stärken.

Ort und Zeit: Die Jahrestagung des Dachverbands findet am Samstag, den 16.09.2023, von 12 – 16 Uhr in der Melanchthon-Akademie, Kartäuserwall 24B, 50678 Köln statt.

Programm: https://www.kritischeaktionaere.de/jahrestagung-2023/werden-deutsche-konzerne-ihrer-verantwortung-gerecht/

Falls Sie online an der Jahrestagung teilnehmen möchten, schicken wir Ihnen gern die Zugangsdaten.

Kontakt: Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, Tilman Massa und Markus Dufner, Tel. 0221/5995647, Mobil-Tel. 0173 – 713 52 37, dachverband@kritischeaktionaere.de

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