„Wir wollen Euch ermutigen, mit der Save Kendeng-Kampagne weiterzumachen“

Laudatio von Markus Dufner zur Verleihung des Henry-Mathews-Preises 2022 an Watch Indonesia! und das Netzwerk der Menschen, denen das Kendeng-Gebirge am Herzen liegt

Liebe Freundinnen und Freunde,

einmal im Jahr vergibt der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre den Henry-Mathews-Preis. Benannt ist der Preis nach unserem 2006 verstorbenen Vorstandsmitglied und Geschäftsführer Henry Mathews. Wir wollen damit die Arbeit von Organisationen und Menschen würdigen, die in besonderer Weise konzernkritisch tätig sind.

Liebe Gunarti, Gunretno, Christine, Anett, Josephine, Leona, Basilisa, Khai und alle Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

in diesem Jahr erhaltet Ihr den Henry-Mathews-Preis: die Nichtregierungsorganisation Watch Indonesia!, Gunarti von der Gemeinschaft der Sedulur Sikep (Samin) aus Indonesien und das „Netzwerk der Menschen, denen das Kendeng-Gebirgeam Herzen liegt“ (kurz JM-PPK – Jaringan Masyarakat Peduli Pegunungan Kendeng).

Wir schätzen Eure Arbeit, Euer Engagement und Euren Mut sehr. Wir bewundern Euer mutiges und beharrliches Engagement für die Menschenrechte und den Umweltschutz.

Gunarti, leider kannst du heute nicht online an unserer Jahrestagung teilnehmen. Dein Bruder Gunretno, der Gründungsmitglied des Netzwerks JM-PPK ist, wird Dich gleich beim Online-Vortrag vertreten.

Entscheidend war, dass es zur Gründung eines transnationalen Solidaritätsnetzwerks kam, der Kampagne „Save Kendeng“. Bereits  2016 nahm die indigene Gruppe der Samin Kontakt zur indonesische Aktivistin Suciwati auf. Die Samin berichteten Suciwati, dass das Unternehmen PT Indocement, eine Tochter des deutschen Konzerns HeidelbergCement, den Bau einer Zementfabrik in Zentraljava am Fuße des Kendeng-Gebirge plante. Suciwati, Witwe des Menschenrechtsverteidigers Munir, wandte sich an Watch Indonesia!. Der Eingriff würde die empfindliche Karstlandschaft im Norden der Insel Java zerstören und damit die für den Reisanbau notwendige Wasserversorgung gefährden.

Das „Netzwerk der Menschen, denen das Kendeng-Gebirge am Herzen liegt“ (JM-PPK), entsandte 2017 eine Reisbäuerin aus der Region. Gunarti reiste nach Deutschland und sprach auf der Aktionärsversammlung von HeidelbergCement. In einer eindrucksvollen Rede legte sie alle Gründe dar, die gegen das Projekt sprachen:
– die schwachen Umweltgesetze in Indonesien
– die mangelhafte Umweltverträglichkeitsprüfung
– die Verkleinerung eines geschützten Karstgebiets
– die unzureichende Einbeziehung der lokalen Bevölkerung
– die geringen Arbeitsplatz-Effekte und der nicht vorhandene Nutzen für die Bevölkerung.


Gunarti stellte fest: „Die Zementfabrik zerstört nicht nur unsere Lebensgrundlage, sondern auch unsere sozialen Beziehungen. … Die Versprechen von schnellem Geldlassen Menschen käuflich werden und zerreißen Familien.“ “ an den Vorstand und die Aktionär*innen von HeidelbergCement, keinen Kalk im Kendeng-Gebirge abzubauen.“

Abschließend appellierte Gunarti: „Darum bitte ich Sie als Aktionäre, ihre Herzen zu öffnen und nicht zuzulassen, dass mit ihrem Geld unser Leben zerstört wird.“

Liebe Preisträgerinnen und Preisträger, liebe Teilnehmende unserer Jahrestagung,
bei unserer 36-Jährigen konzernkritischen Arbeit war es uns immer sehr wichtig, dass Menschen und Gruppen, die von Konzernen bedroht oder geschädigt wurden, selber an Hauptversammlungen teilnehmen können. Dafür haben wir die Stimmrechte eingesetzt, die uns viele Kleinaktionär*innen übertragen.

Ich glaube, es ist keine Übertreibung festzustellen, dass die Stimmen aus Indonesien in Deutschland gehört werden. Auch dank der Unterstützung der Kampagne durch das Bündnis cemEND (das sich kürzlich in endCEMEND umbenannte), ist das Thema Zementindustrie und die Folgen für das globale Klima voll in der öffentlichen Diskussion angekommen. Viele Medien in Deutschland berichteten haben über Gunartis und auch über eine Einzementierungsaktion von Aktivist*innen in Heidelberg berichtet. In der Öffentlichkeit ist auch angekommen, dass HeidelbergCement unter den börsengelisteten Unternehmen nach RWE den zweithöchsten CO2-Ausstoß hat.

Bedingt durch die Corona-Pandemie und die seit 2020 nur noch virtuell durchgeführten Hauptversammlungen war die Möglichkeit, auf Hauptversammlungen zu sprechen, leider außer Kraft gesetzt. Vorher aufgezeichnete Videobotschaften an den Konzern und auch kurze Online-Ansprachen in der Hauptversammlung konnten nicht die Unmittelbarkeit und Wirkung entfalten wie eine Rede im Saal. Wir hoffen, dass 2023 wieder Hauptversammlungen in Präsenz stattfinden werden.

Liebe Gunarti, Gunretno und alle Mitarbeiter*innen von Watch Indonesia,
lasst mich abschließend Folgendes betonen:
Mit dem Henry Mathews-Preis wollen wir nicht nur Euer vorbildliches Engagement ehren. Wir wollen Euch zugleich ermutigen, trotz aller Gegenwehr von HeidelbergCement und von staatlicher Seite mit Eurer Kampagne „Save Kendeng!“ weiterzumachen.
Wir Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre sagen Euch zu, dass wir Euch in diesem Bemühen gerne im Rahmen unserer Möglichkeiten unterstützen.

Liebe Christine, liebe Anett, liebe Josie, leider könnt Ihr heute nicht mit auf der Bühne stehen und den Henry Mathews Preis entgegennehmen. Wir freuen uns aber, dass Ihr online an der Jahrestagung teilnehmt. Für Dich Christine, unsere besten Genesungswünsche!

Zur Preisübergabe darf ich als Vertreter für unseren Vorstand Christian Russau mit zu uns auf die Bühne bitten. Wir überreichen Euch die Henry-Mathews-Preis-Urkunde und diesen Korb als ein kleines Geschenk.

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  1. […] Laudatio zur Verleihung des Henry Mathews-Preises an Watch Indonesia! und JM-PPK […]

  2. […] Aktionäre sowie seinen Vorständen und Mitgliedern. Die Laudatio zum Preis hielt Markus Dufner (Link zur Laudatio der Verleihung des Henry Mathews-Preises an Watch Indonesia! und JM-PPK) und Basilisa Dengen nahm den Preis persönlich […]

  3. […] Aktionäre sowie seinen Vorständen und Mitgliedern. Die Laudatio zum Preis hielt Markus Dufner (Link zur Laudatio der Verleihung des Henry Mathews-Preises an Watch Indonesia! und JM-PPK) und Basilisa Dengen nahm den Preis persönlich […]

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