Fragen an die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA)

Virtuelle Hauptversammlung am 10. Juni 2021 / Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath beantwortete viele Fragen zum Thema Rüstung nicht.

  1. Im Hafen von Triest hat die HHLA eine Mehrheitsbeteiligung von 50,01 % am Multifunktionsterminal Piattaforma Logistica Triest (PLT). AngelaTitzrath, Vorstandsvorsitzende der HHLA, sprach im September 2020 von der strategischen Bedeutung dieser Investition. Triest biete sich an als Tor nach Süd- und Osteuropa*. Der Vorstandsvorsitzende der PLT, Francesco Parisi, freut sich, nun die Bahntochter Metrans von Triest aus mitnutzen zu können**. Denkt er dabei an einen Anschluss an die Modalverkehre Richtung Russland und China, Stichwort: Seidengleise?
    Antwort: Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit unseren italienischen Partnern und der motitivierten Belegschaft der HHLA PLT Italy zu einem bedeutenden südlichen Knotenpunkt innerhalb unseres Hafen-Intermodalnetzwerks auszubauen. Mit Blick auf das Intermodalnetzwerk sind für uns insbesondere die Verbindungen nach Ost- und Südosteuropa von Interesse. Für Herrn Parisi will und kann ich nicht sprechen.
  2. Angesichts der Konflikt- und Kriegsregion Ukraine und anderer Kampfgebiete fragen wir: Unterliegt die HHLA in Triest deutschen oder italienischen Gesetzen beim Umschlag/bei der Ein- und Ausfuhr von Kriegsgerät und Gefahrgütern?
    Antwort: Die HHLA nimmt ihre unternehmerische Verantwortung sehr ernst. Dies belegen Initiativen wie z.B. unsere Selbstverpflichtung, auf den Umschlag von Kernbrennstoffen zu verzichten. Wir haben kein Interesse an Insellösungen, die nur auf den HHLA-Terminals gelten. Dennoch müssen wir feststellen: HHLA ist ein Umschlag-Unternehmen. Sie ist weder Absender noch Empfänger noch Eigentümer der Fracht. Unsere Kunden entscheiden, was umgeschlagen wird. Zur Identifikation der Inhalte unserer Container müssen wir festhalten, dass wir in der Regel den konkreten Inhalt nicht kennen. Wir können lediglich erkennen, ob es sich um Gefahrgut handelt. Rüstungsgüter sind nicht automatisch Gefahrgüter. Zum Gefahrgut wird, was während der Lagerung und auch während des Transports zur Gefahr werden kann. Z.B. indem es leicht entzündlich ist, dazu zählen beispielsweise auch Airbags, oder Substanzen, die in der Medizin zum Einsatz kommen. Dem Umschlag von Gefahrgut tragen wir grundsätzlich durch hohe Sicherheitsstandards Rechnung, die deutlich über die gesetzlichen Auflagen hinausgehen. In Triest wurden im vergangenen Jahr im wesentlichen Schnittholz und Metalle als konventionelles Stückgut und somit eben keine Rüstungs- und Gefahrgüter verladen. Seit dem ersten Quartal 2021 werden auch Ro-Ro-Verkehre, also rollende Ladungen, dort abgefertigt. Theoretisch kann man am Terminal in Triest auch Waffen und Gefahrgut und Waffen umschlagen. Dabei unterliegt dieses Terminal dem italienischen Recht, das ähnlich strenge Vorgaben für den Export von Waffen vorsieht.

  3. Liegt der Hafen von Triest auch strategisch günstig für Militärtransporte zur US Main Operating Base in Aviano? Aviano untersteht hoheitlich dem italienischen Staat, wird aber von den USA als Militärflugplatz genutzt (auch in den Kriegen gegen Jugoslawien 1991/1992).
    – keine Antwort –

  4. Von Genua, Livorno und Neapel aus werden Waffen nach Israel geliefert***. Da es in diesen Häfen zu Protesten seitens der Hafenarbeiter kommt, weil die Waffen gegen Palästinenser eingesetzt werden, fragen wir: Sind solche Transporte auch von Triest aus möglich?
    – keine Antwort –

  5. Können Waffen, anderes Kriegsgerät und Gefahrgüter für andere Mittelmeeranrainerstaaten am Multifunktionsterminal PLT umgeschlagen werden? Z.B. für die Türkei, Libanon, Ägypten, Libyen, Tunesien, Algerien, Marokko, Griechenland, Albanien?
    – keine Antwort –

  6. Die Reederei Hapag Lloyd will sich am Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven/Reederei Maersk zu 30% beteiligen und steht dazu in  Verhandlungen mit der Bremer Logistics Group (BLG) und Eurogate.****  Für die HHLA, so heißt es, würde das ab 2023 eine sehr große Umschlagseinbuße bedeuten. Wie wirkt sich der Schritt von Hapag-Lloyd für die Verhandlungen zum Joint Venture bzw. zur Kooperation von HHLA und Eurogate aus?
    Antwort: Tatsächlich liegt uns seitens Hapag Llyod bislang keine Information über eine ab 2023 beschlossene Veränderung der Dienstverteilung vor. Mit Blick auf die Verhandlungen mit BLG und Eurokai bitte ich abermals um Verständnis, dass wir uns zu laufenden Verhandlungen nicht näher äußern werden. 

  7. Unterstützt die HHLA die Forderung, die Schiffsgrößen in den Häfen zu begrenzen, wie es Wirtschaftssenator Westhagemann 2019 geäußert hat? Wenn ja, welche Grenzen sollten dann gesetzt werden?
    Antwort: Wir gehen davon aus, dass die Schiffsgrößenentwicklung sowohl aus Gründen der Wirtschaftlichkeit als auch der technischen Machbarkeit an ihre Grenzen stößt. Die Entwicklung bei den Schiffen wird sich nach unserer Einschätzung stärker auf umweltfreundliche Antriebe ausrichten. Denn wir gehen davon aus, dass viel Häfen in der Zukunft mehr Wert auf Klima- und Umweltschutz legen und das Nichteinhalten von Grenzen für die Luftreinhaltung mit zusätzlichen Gebühren sanktionieren werden.

  8. Die HHLA strebe als Konzern an, die Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen und wolle bis 2030 eine Halbierung der absoluten CO2-Emissionen erreichen – so antworteten Sie, Frau Titzrath, auf der letztjährigen Hauptversammlung auf unsere entsprechenden Fragen. Am Container-Terminal Hamburg-Altenwerder sei das der HHLA schon gelungen. Welche konkreten Verbesserungen auf dem Weg zur Klimaneutralität konnten an den übrigen Container-Terminals der HHLA im vergangenen Jahr verzeichnet werden?
    Antwort: Wir haben am CTB weitere elektrifizierte Lagerblöcke in Betrieb genommen und sowohl am CTB als auch am CTT weitere energiesparende [Hybrid Van ??] Carrier bestellt und am CTT bereits die ersten Geräte in Betrieb genommen.  Der CO2-Fußabruck dieser neuen Geräte liegt mehr als 30 % unter dem der älteren Geräte. An beiden Terminals wurden umfangreiche Projekte zur Umstellung auf LED-Beleuchtung gestartet und auch diverse kleinere Projekte zur Energieeffizienzsteigerung durchgeführt.

    * https://hhla.de/unternehmen/news/detailansicht/hhla-investiert-im-adria-hafen-triest
    ** ebda
    *** weaponwatch.net
    **** https://www.weser-kurier.de/bremen/wirtschaft/hhla-hamburgs-hafenlogistiker-wollen-kein-joint-venture-mit-eurogate-doc7fjunrw23g876g6tc8h
    **** https://www.bild.de/regional/hamburg/hamburg-aktuell/wilhelmshaven-statt-hamburg-hapag-lloyd-geht-fremd-76537322.bild.html

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