„Unternehmen brauchen von der Politik eine klare Ansage für schnelleren CO2-Ausstieg“

Markus Dufner (re.) forderte auch von HeidelbergCement mehr Anstrengungen für den Klimaschutz (Foto li.: Protest vor der Hauptversammlung 2018 des Baustoff-Konzerns)

Deutschlandfunk, Wirtschaft am Mittag, 24.09.2021: „Wo läuft es, wo hakt es? – Klimaschutz und Nachhaltigkeit bei deutschen Firmen“ / Markus Dufner fordert von Energie- und Baustoff-Branche mehr Anstrengungen für den Klimaschutz

Autor: Mischa Ehrhardt

Ein Pauschalurteil sei schwierig. Zu unterschiedlich seien die Bemühungen in den Unternehmen, als dass sie sich über einen Kamm scheren ließen, heißt es etwa beim Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.

„Es gibt manche, die mehr tun, und manche, die viel zu wenig tun“, sagt der Geschäftsführer des Dachverbands, Markus Dufner. „Wenn man jetzt die Energiebranche oder die Zementindustrie herausgreift, dann müsste man sagen, in diesen Branchen wird von den einschlägig bekannten Unternehmen deutlich zu wenig getan, und das Ziel der Klimaneutralität wird erst viel zu spät erreicht.“

In diese Hinsicht kritisch bewertet Dufner etwa den Baustoff-Hersteller HeidelbergCement oder auch den Energiekonzern RWE. Auf der anderen Seite aber gibt es kaum ein Unternehmen, das sich nicht zumindest in der Außendarstellung mit den Folgen der Klimakrise beschäftigt. Mitunter sei das Greenwashing, also mehr wohlklingende Rhetorik als ernstgemeintes Klimaengagement, bemängeln Klimaschützer etwa beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Moritz Lehmkuhl begegnet in seinem Alltag mehr und mehr Unternehmen, die es ernst meinen mit Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Lehmkuhl ist Gründer und Geschäftsführer von Climate Partner. Er und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beraten andere Unternehmen, wie sie sich klimafreundlicher aufstellen können. Ernsthaftes Engagement sieht er über alle Branchen hinweg. „Zwischendurch hätte ich gesagt, sehr viel im Bereich Konsumgüter, wo man natürlich Bezug zu Endkunden hat, aber in der Zwischenzeit sehen wir auch, dass Branchen, die man vorher überhaupt nicht im Blick hatte, sich auch sehr intensiv damit beschäftigen. Der deutsche Mittelstand, die hidden champions, dass die auch alle sagen, auch wenn wir keinen direkten Endkundenbezug haben, wir wollen unser Geschäftsmodell wirklich radial verändern.

Andere Unternehmen wissen zwar um die Notwendigkeit, klimaneutral produzieren zu müssen. Allerdings hielten sie sich derzeit noch zurück, weil verlässliche politische Rahmenbedingungen fehlten, meint der Leiter Klimaschutz im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, Karsten Neuhoff: „Wenn ich mir die Schwerindustrie anschaue, die Herstellung von Stahl, Zement und chemischen Kunststoffen, die sind verantwortlich für ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen. Und die müssen einfach grundlegend neue Produktionsprozesse angehen. Das ist den Unternehmen klar. Viele haben sich auch schon Projekte überlegt, wie sie das machen können. Aber um jetzt die großen Investitionsentscheidungen zu machen, warten sie auf den Rahmen der Politik, der ihnen das auch ermöglicht.

Das sieht auch der Kritische Aktionär Markus Dufner so, auch mit Blick beispielsweise auf den Energiekonzern RWE, der bis 2038 an der Verstromung von Braunkohle festhalten will. Von einer neuen Bundesregierung erhofft er sich in dieser Hinsicht klare und ambitionierte Ziele für solche Branchen und Unternehmen. „Der Lobbyismus gegenüber der Politik ist von Seiten der Unternehmen natürlich nicht zu unterschätzen. Von daher müssen wir jetzt auch hoffen, dass der Ausgang der Bundestagswahl da eine Änderung bringt. Dass eben den Unternehmen eine klare Ansage gemacht wird, dass das Ausstiegsszenario viel schneller sein muss, um die Klimaziele von Paris zu erreichen.“

https://www.deutschlandfunk.de/wirtschaft-am-mittag.765.de.html?drbm:date=2021-09-24

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