Mehr Steinkohle aus Kolumbien? Lieferkettenverantwortung jetzt!


Als Folge des andauernden, völkerrechtswidrigen und brutalen Überfalls Russlands auf die Ukraine hat die EU die zuvor hohen Steinkohle-Importe aus Russland gestoppt. Eine der Folgen: Die Steinkohle-Importe aus Kolumbien nach Deutschland haben sich 2022 mehr als verdoppelt, um die Energieversorgung zu sichern. Die Schäden und Folgen für die vom Tagebau betroffenen Gemeinden in Kolumbien sind immens.

Der größte Steinkohletagebau Lateinamerikas, Cerrejón, ist für massive Umweltschäden, Wassermangel, Rechtsverletzungen betroffener Gemeinden und miserable Arbeitsbedingungen verantwortlich. Auch deutsche Konzerne stehen in der Verantwortung.

Greylis Antonia Pinto Ustate

„Wir jungen Frauen in den Umsiedlungsgebieten arbeiten jeden Tag, um den Lebensunterhalt für unsere Familien zu verdienen und ein Leben in Würde zu führen. Wir zeigen auf, was mit uns als Kollektiv geschieht, damit andere uns dabei unterstützen, dass Glencore seinen Verpflichtungen nachkommt und auch die unterschiedlichen Auswirkungen auf die Generationen und Geschlechter berücksichtigt.“

Greylis Antonia Pinto Ustate
afrokolumbianische Aktivistin und Autorin, La Guajira, Kolumbien

Mein Kampf war, ist und bleibt die Verteidigung und der Schutz des Flusses Bruno vor Außenstehenden, die gekommen sind, um mein Territorium zu zerstören. Wenn sie den Fluss töten, töten sie uns, weil damit unsere Spiritualität stirbt.

Leobardo Alberto Sierra Frias
Traditionelle Autorität indigener Gemeinschaft El Rocío, Kolumbien

Carolina Matiz
Menschenrechtsorganisation
CINEP, Kolumbien
Tatiana Cuenca
Umweltschutzorganisation
Censat Agua Viva, Kolumbien

„Glencore hat in einer ohnehin wasserarmen Region den Bruno-Fluss umgeleitet und das wenige verbliebene Wasser verschmutzt. Nun will der Konzern auch noch mit einer Schiedsgerichtsklage die kolumbianische Regierung unter Druck setzen, um die Kohlemine zu erweitern. Wenn Investoren und Banker ihr Geld in Unternehmen anlegen, die Menschen- und Umweltrechte verletzen, machen sie sich zu Komplizen dieser Verbrechen.“


Deutsche Energiekonzerne und Fondsgesellschaften profitieren – wir ziehen sie zur Rechenschaft


Deutsche Energiekonzerne, aber auch Fondsgesellschaften wissen von den Zuständen in Kolumbien, da wir und unsere Partnerorganisationen seit Jahren darauf hinweisen. Nun stehen sie in der Verantwortung, dass andere unter den schlimmsten Folgen der verschleppten Energiewende und der weiter bestehenden Abhängigkeit Deutschlands von Steinkohle-Importen leiden müssen. Alle, die jahrelang von der billigen Steinkohle aus Kolumbien profitiert haben, müssen nun den Prozess für einen sozial-gerechten Kohleausstieg in Kolumbien aktiv unterstützen.

Unsere Forderungen an die involvierten deutschen Konzerne:

  • Kein Greenwashing: Umwelt- und Sozialstandards müssen auch in der Realität eingehalten werden.
  • Entschädigungen und gesicherte Zukunftsperspektiven für die betroffenen Gemeinden und Beschäftigten der Mine
  • Unterstützung der Pläne Kolumbiens, sich von der Export-Abhängigkeit fossiler Energien zu lösen
    und in erneuerbare Energien zu investieren

Unsere Forderungen an die deutsche Bundesregierung

  • Sorgfältige Kontrolle der Konzerne bei der Umsetzung des Lieferkettengesetzes
  • Achtung indigener Rechte u.a. entsprechend der
    ILO-Konvention 169, welche Deutschland ratifiziert hat, vor allem bei Auslandsgeschäften
  • Unterstützung verbindlicher Regeln für Konzerne zur Achtung von Menschenrechten, Klima- und Umweltschutz auf EU- und UN-Ebene

Auch deutsche Konzerne stehen in der Verantwortung

Unterredung mit Uniper-Vorstand
Wir sind auch über die Hauptversammlungen hinaus mit den Konzernen in Kontakt, um unsere Kritik und Forderungen deutlich zu machen. So haben wir uns bereits zusammen mit unseren Partnerorganisationen mit dem neuen Uniper-Vorstand getroffen und unsere Forderungen vorgelegt, wie Uniper nun konkret Verantwortung für die eigene Steinkohle-Lieferkette übernehmen sollte. Wir werden natürlich auch auf den kommenden Hauptversammlungen des verstaatlichten Konzerns konkrete Maßnahmen und Fortschritte einfordern.

EnBW: Große Lieferketten-Probleme
„Die Klimabilanz ist zu schlecht, der Umstieg auf Erneuerbare Energien geht zu langsam, die menschenrechtlichen Probleme in Ihren Lieferketten sind zu gravierend“, lautete die Kritik des Dachverbands an dem Energiekonzern auf der virtuellen Hauptversammlung am 3. Mai 2023. Wie alle anderen Aktionärsvereinigungen fordert der Dachverband, dass EnBW und andere Unternehmen 2024 wieder zum Format der Präsenz-Hauptversammlungen zurückkehren. Das würde sich günstig auf die Beteiligung der Aktionär*innen und den Dialog mit dem Konzern auswirken.

DWS: Greenwashing muss enden
Die DWS muss vor der eigenen Tür kehren: Solange die eigenen Skandale um Greenwashing und völlig überhöhte Bonus- und Abfindungszahlungen nicht überwunden werden, ist die DWS in ihren Dialogprozessen und Forderungen zum Klimaschutz gegenüber anderen Unternehmen unglaubwürdig. Das gilt auch für das Eintreten für Aktionärsrechte: Während die DWS bei anderen Konzernen die Wahl des virtuellen Formats kritisiert, traut sich die DWS-Führungsriege selbst nicht, ihren Aktionärinnen auf einer Präsenz-Hauptversammlung Rede und Antwort zu stehen.

Mit Ihrer Hilfe machen wir Druck – ob auf virtuellen Hauptversammlungen oder in Präsenz

Auf den Hauptversammlungen 2024 werden wir die Konzerne mit unseren Forderungen konfrontieren. Wie schon 2023 werden vermutlich wieder viele Hauptversammlungen virtuell stattfinden. In diesem Format ist ein ernsthafter Dialog mit Konzernvorständen und ein Austausch mit anderen Aktionärinnen und Aktionären kaum möglich.
Deshalb lautet unsere Forderung: Aktiengesellschaften sollen wieder zu Präsenz-Veranstaltungen zurückkehren und zugleich eine aktive Online-Teilnahme ermöglichen.

Zusätzlich pflegen wir unabhängig von den Hauptversammlungen einen intensiven Austausch mit den Konzernen, ob im öffentlichen oder nicht-öffentlichen Dialog. Unser Alleinstellungsmerkmal: Wir sind Aktionärsvereinigung und auch Umwelt- und Menschenrechtsorganisation. Mit Ihrer Unterstützung bleiben wir finanziell unabhängig und können gegenüber den Konzernen glaubwürdig für Menschenrechte und Klimaschutz eintreten.

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