„Angesichts jahrelanger Kohleimporte aus Kolumbien: Würde Mainova Entschädigung zahlen?“: Rede von Andrea Mora, Kampagne Free Bruno

Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Vorstand und Aufsichtsrat,

mein Name ist Andrea Mora und ich spreche im Namen der Kampagne Free Bruno. Eines der Hauptziele unserer Kampagne ist es, den Widerstand der ethnischen Gruppen in der Region La Guajira im Nordosten Kolumbiens gegen die Gewalt, die Vertreibung und die Kindersterblichkeit, die durch die Kohleabbau verursacht werden, sichtbar zu machen.

An dieser Stelle werden einige der Anwesenden sicher aufatmen, denn in den letzten Kommuniqués von Mainova ist von kolumbianischer Kohle keine Rede. Das Problem ist, dass die Vergangenheit uns einholt und Konsequenzen mit sich bringt.

Bei der Lektüre Ihres Jahresberichts, einschließlich der Worte Ihres Vertreters Dr. Alsheimer, sind einige Fragen aufgetaucht, die sich auf die Beweggründe für die Gründung unserer Kampagne stützen. Vier Fragen, von denen sich eine auf die Gegenwart, zwei auf die Zukunft und eine auf die Vergangenheit bezieht.

Wir stimmen sogar, fast komplett, mit folgenden Worten von Dr. Alsheimer überein: “Uns beschäftigen weiterhin immensen Risiken. Doch wo Schatten ist, da ist auch Licht. Eine moderne transformierte Energielandschaft bringt Chancen” Wir erlauben uns den Satz mit dem Wort “gerecht” zu ergänzen. …”eine moderne, transformierte und gerechte Energielandschaft bringt Chancen”. Damit “Chancen” kein “Desaster” für andere bedeuten.

In Ihrem Bericht stellen Sie klar, dass der Lieferant der Steinkohle für das HKW ist Jera Global Markets ist. Sie haben auch deutlich gemacht, dass Sie keine Kohle mehr aus Kolumbien kaufen, obwohl Jera sie im Angebot hat. Und eines ihrer Argumente für die Berufung auf Jera ist, dass Jera Mitglied der Bettercoal Initiative ist.

Einige der in Kolumbien aktiven Better-Coal Mitglieder sind Cerrejón (Glencore), Prodeco und Drummond. Gegen dieser drei Unternehmen wurde und wird vor den obersten kolumbianischen Gerichten und Menschenrechtsgerichtshöfen geklagt, weil sie in Menschenrechts- und Umweltverletzungen verwickelt sind. Wir sprechen sogar von Verbindungen zum Paramilitarismus, wobei ich die Anwesenden nicht damit quälen will, diese Form der Gewalt zu erklären. Unsere erste Frage lautet also: Warum ist die Heuchelei von Bettercoal eine Garantie, in die Sie als Unternehmen ihr Vertrauen setzen?

Lassen Sie uns nun einen Schritt in die Zukunft machen und über Steinkohle reden und sauberen Wasserstoff nachdenken.
Was Steinkohle betrifft, falls Sie in der Zukunft wieder Steinkohle aus Kolumbien beziehen würden, unter welchen Bedingungen würden Sie es machen?

Kolumbien ist, wie Bundeskanzler Olaf Scholz auf der Pressekonferenz am 16. Juni deutlich machte, zu einem der starken Partner Deutschlands bei der Versorgung mit Energie geworden.

Auch hier kommt die Region La Guajira ins Spiel. Aufgrund der Strahlung und der Windgeschwindigkeit wäre die Wasserstoffproduktion in dieser Region Kolumbiens am höchsten.

So, wie wir es in Ihrem Bericht gelesen haben, “Das Thema Menschenrechte ist relevant im Hinblick auf unsere Wertschöpfungskette, aber auch in Bezug auf unsere eigenen Geschäftsaktivitäten”.

Bedeutet dies, dass Sie im Falle des Erwerbs von Wasserstoff, der aus Kolumbien exportiert wird, und im Gegensatz zu dem Verfahren, das in den vergangenen Jahren beim Kauf von kolumbianischer Kohle durchgeführt wurde, dieses Mal den Handel mit Lieferanten blockieren würden, die in Klagen wegen Menschenrechtsverletzungen verwickelt sein könnten?

Bis März 2023 haben die lateinamerikanischen Staaten Forderungen in Höhe von 34 Milliarden Dollar. Klagen, die von multinationalen Unternehmen wie Glencore gegen den kolumbianischen Staat eingereicht wurden, nur weil dieser die Interessen der Bürgerinnen und Bürger wie die Gesundheit der Kinder in La Guajira verteidigt hat.

Die Verantwortung und der Bedarf an Energie sind ebenfalls global. Und die Länder des Südens, die weiterhin auf die eine oder andere Weise das ungezügelte Verbrauchstempo von Ländern wie Deutschland liefern, stehen in der Schuld, die Menschenrechte zu verteidigen.

Gehen wir also zur letzten Frage über und machen wir es ihnen leicht. In Anbetracht der Tatsache, dass Mainova jahrelang Kohle aus Kolumbien gekauft hat, dass jahrelang und bis heute das Leben von Menschen verletzt wurde, dass ganzen Dörfern die Ernährungssouveränität genommen wurde und sie ohne Wasser dastehen, und dass die Existenz anderer Visionen von Kultur und Entwicklung ignoriert wurde, um Städte wie Frankfurt mit Energie zu versorgen, würde Mainova eine Entschädigungszahlung an einige der betroffenen Gemeinden machen, zum Beispiel indem es hilft, den Bau des Frauenhauses im Dorf La Loma in Cesar mitfinanziert und das Projekt der nachhaltigen Landwirtschaft in La Guajira unterstützt?

Ich hoffe, wo Dr. Alsheimer so schön es gesagt hat, dass obwohl viele Faktoren sind, die aber alle entscheidend für das Gelingen der Energiewende sind, zeigen sie uns, dass es sich um eine Gemeinschaftsaufgabe handelt.

Ich danke Ihnen.

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