Rede von Christian Artner-Schedler

Sehr geehrte Frau Dr. Bartölke,
sehr geehrte Damen und Herren des Vorstandes und des Aufsichtsrates,

mein Name ist Christian Artner-Schedler. Ich arbeite seit über 30 Jahren als Friedensreferent für die internationale katholische Friedensbewegung pax christi Augsburg als einem Teil der deutschen Friedensbewegung.

Im folgendem möchte ich den Gegenantrag zu Punkt 3 der Tagesordnung begründen, in welchem die Nichtentlastung der Mitglieder des Vorstandes beantragt wird.

Ich möchte Sie einladen meinen Ausführungen und Anfragen offen und ehrlich Gehör zu schenken. Vielen Dank für Ihre Bereitschaft dazu.

Wie Sie, Herr Hofbauer, für den Vorstand ausgeführt haben, hat Renk ein großes Potential an guten und qualifizierten Mitarbeiterinnen und  Mitarbeitern. Das ist für jedes Unternehmen von großer Bedeutung.  Ich bin mir sicher, dass diese in der großen Mehrheit lieber Produkte herstellen, die das Leben reicher und lebenswerter machen, anstatt die Fähigkeit für das Töten durch Waffen weiter zu entwickeln. In der Friedensstadt Augsburg sollten zivile, nützliche, sozial verträgliche und der Menschheit dienende Produkte hergestellt und weltweit exportiert werden. Da haben Sie meine volle Unterstützung. Die Sicherung der Arbeitsplätze mit zukunftsweisender, innovativer, ziviler Produktion ist auch für kritische Aktionäre ein wichtiges Anliegen.

Ich wiederhole mich: die Produktion von Gütern kann nicht ausschließlich der Gewinnmaximierung und wirtschaftlichen Aspekten genügen, sondern muss sich immer auch ethischen Fragestellungen unterziehen.

Was und wofür produziert das Unternehmen Renk? Arbeitgeber und Arbeitnehmer*innen müssen sich unweigerlich der Frage stellen: Dient es dem Gemeinwohl, dem Frieden, der Gerechtigkeit? Verbessert es unsere und anderer Lebenssituation? Neben der überzeugenden zivilen Produktion ist Renk leider  in nicht unerheblichem Umfang im Rüstungsbereich aktiv. Im Gegenantrag habe ich darauf hingewiesen.

Getriebe von Renk werden neben dem bekannten Leopard 2, dem Schützenpanzer Puma u.a. für den israelischen Kampfpanzer Merkava IV (Renk-Getriebe RK 325),  auch für den in der Türkei produzierten Panzer Altay, hergestellt. Klar definierte Konfliktgebiete.

Israel steht in ständiger bewaffneter Auseinandersetzung, derzeit verstärkt wieder einmal um Gaza.

Die Türkei befindet sich aktuell in einer grausamen kriegerischen Auseinandersetzung gegen das kurdische Volk und kämpft mit deutschen Panzern mit Getrieben der Firma Renk in einem völkerrechtswidrigen Krieg in Nordsyrien wie z.B. in Afrin. Das bedeutet Tod und Vertreibung tausender Zivilisten.

Die Kampfpanzer mit Renkgetriebe werden also auch von Regierungen eingesetzt, die Menschenrechte nicht einhalten und Kriege führen. Die Produktion von Militärgütern und der wahrlich nicht restriktive Export tragen somit dazu bei, dass Menschen getötet, Städte und Dörfer zerstört werden.

Herr Hofbauer, Sie sagten mir in den letzten Versammlungen, Renk würde mit ihren Rüstungsgeschäften immer im Rahmen der Legalität handeln. Ich mag Ihnen das glauben. Aber entschuldigen Sie, das ist für eine belastbare ethische Argumentation doch zu kurz gedacht. Legalität bedeutet doch nicht automatisch und unbefragt ethische Legitimität. Bei solch einer Argumentation können Sie doch nicht wirklich stehen bleiben. Wer Rüstungsgüter in Kriegsgebiete liefert, weiß, dass damit schwere Menschenrechtsverletzungen verübt werden. Er trägt als Produzent dafür Mitverantwortung und macht sich damit mitschuldigt.

Ich spreche hier alle Anwesenden an: Schieben Sie diese Sichtweise nicht leichtfertig ab, erklären sie diese nicht einfach für  illusionär, sondern lassen Sie diese wirklich an sich heran, davon berühren und haben Sie den Mut und die Kraft im Sinne der Menschlichkeit zu handeln – zugegeben nicht dem mainstream folgend.

Auch der Papst hat sich wiederholt in aller Klarheit gegen Rüstungsproduktion und  Rüstungsexporte, noch dazu in Krisen- und Kriegsgebiete ausgesprochen und Rüstungsunternehmen als „Händler des Todes“  in einem Wirtschaftssystem “das tötet“, bezeichnet. Will Renk tatsächlich ein Händler des Todes sein?

Als Aktionär bei Renk möchte ich dies in aller Klarheit benennen und mich nicht damit abfinden, dass durch Rüstungsgüter – made in der Friedenstadt Augsburg – Tod und Vertreibung  ermöglicht wird. Der Spruch „ Wer Waffen sät, wird Flüchtlinge ernten“ bleibt richtig Auch da endet unsere Verantwortung für menschliches Handeln nicht. Gesinnungsethik und Verantwortungsethik ist nicht zu trennen.

Zum Abschluss drei Fragen:

Herr Hofbauer, Sie haben vormals versichert, dass Renk versucht die zivile Produktion zu bevorzugen, wie Sie es nannten.

1.Welche Schritte haben Sie seit der letzten Hauptversammlung konkret eingeleitet, um den militärischen Produktionsbereich zurückzufahren, um damit verstärkt mit Ihren Mitarbeiter*innen und dem dort vorhandenem know how  zivile Produktion im Geschäftsbereich Fahrzeuggetriebe zu entwickeln?

(Hofbauer: Der Bereich Fahrzeuggetriebe wird nicht abgebaut. Der Großteil der F&E-Aktivitäten geht jedoch in zivile Produkte.)

  1. Präsentiert sich Renk bei diversen Rüstungsmessen wie z.B. aktuell bei der Militärmesse ITEC in Stuttgart im Mai, wo Krieg simuliert und das Töten trainiert wird? Wenn ja, auf welchen noch?

(Hofbauer: Die Messebeteiligungen von Renk sind auf der Internetseite aufgelistet.)

  1. Ist Renk Mitglied ( wie z.B. Daimler) beim UN Global Compact, der größten und wichtigsten Initiative für verantwortungsvolle Unternehmensführung zum Nutzen aller Menschen? In den ersten zwei Punkten der 10 Prinzipien des Global Compact heißt es:
  • Unternehmen sollen den Schutz der internationalen Menschenrechte unterstützen und achten.
  • Unternehmen sollen sicherstellen, dass sie sich nicht an Menschenrechtsverletzungen mitschuldig machen.

Werden Sie dort Mitglied und handeln Sie glaubwürdig nach diesen Prinzipien.

(Hofbauer: Es werden Getriebe produziert und keine Waffen. Wir stellen gute Produkte her für unsere Soldaten. Die US Coast Guide liefern einen positiven Beitrag zur Bekämpfung von Verbrechen.)

Eine lohnende Selbstverpflichtung für Renk, die zum konkreten Handeln einlädt.

Ich darf um Beantwortung bitten und danke Ihnen alle  für Ihre Aufmerksamkeit.

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