Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
sehr geehrter Vorstand, sehr geehrter Aufsichtsrat der Südzucker AG,
ich bin Felix Quartier, 16 Jahre alt und Schüler.
Viele von Ihnen fragen sich sicherlich, ob ich an einem Donnerstagvormittag nicht in der Schule sein sollte. Zu Recht, denn auch ich würde mich heute lieber mit der Hess’schen Normalenform rumschlagen als hier heute zu sprechen. Wenn ich nicht wüsste, dass wir uns in der größten Krise der Menschheitsgeschichte befinden. Denn dessen Ausgang entscheidet über meine Zukunft, unser aller Zukunft.
Die Klimakatastrophe rückt in greifbare Nähe und wir haben nur noch ungefähr 12 Jahre, um sie zu verhindern. In dieser Zeit werde ich ganz sicher nicht tatenlos zusehen, wie kurzfristige Profitinteressen und das Präsentieren von schönen Zahlen auf Jahreshauptversammlungen über das Leben von Menschen gesetzt wird. Und über meine Zukunft – die Zukunft ihrer Kinder – die Zukunft Ihrer Enkel. Und deswegen werde ich auch morgen nicht in die Schule gehen, sondern wie jeden Freitag streiken, um für genau diese Zukunft einzustehen. Gemeinsam mit über 2 Millionen jungen Menschen auf der Welt und 300.000 allein in Deutschland unter dem Namen Fridays for Future und wir werden immer mehr.
Die Begrenzung der Erderwärmung auf unter 1,5 Grad ist unverhandelbar, wenn meine Generation eine Zukunft haben möchte. Um dieses Ziel einzuhalten, muss Deutschland bis 2035 die Netto-Emissionen auf Null reduzieren. Außerdem müssen wir bis dahin bereits vollständig auf erneuerbare Energien umgestiegen sein. Das sagen nicht nur wir, dass sagen auch zehntausende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich hinter uns stellen. Deshalb die Frage: Bekennen Sie sich zu dem 1,5 Grad Ziel und zu den dafür benötigten Emissionssenkungen? Und wird sich diesbezüglich Südzucker für eine generelle CO2-Bepreisung einsetzen?
Beim Verhindern der Klimakatastrophe ist nicht nur die Politik gefragt. Auch Südzucker hat als großes Unternehmen eine große Verantwortung für diesen Planeten. Auf den ersten Blick scheinen Sie dieser ja auch gerecht werden zu wollen. Direkt im zweiten Satz ihres Kurzprofils und in ihrer Strategie schreiben sie „Unser Ziel ist es (unter anderem), unserer ökologischen und sozialen Verantwortung gerecht zu werden“. Gerade werden Sie dieser Verantwortung nicht gerecht. In den letzten 5 Jahren hat sich der immer noch verschwindend geringe Anteil an erneuerbaren Energien nicht merkbar erhöht. Stattdessen verbrennen Sie weiter zu einem Großteil fossile Brennstoffe, mit denen Sie die Klimakatastrophe weiter vorantreiben. Auch die Menge an CO2, die für Ihre Produkte ausgestoßen wird, hat sich kaum verringert. Deswegen die Frage:
Bis wann steigt Südzucker vollständig auf erneuerbare Energien um? Wie wollen Sie garantieren, dass Südzucker seinen Anteil an der Einhaltung des 1,5 Grad Ziels beisteuert?
Für uns als Fridays for Future ist nicht nur das Einhalten des Pariser Klimaabkommens und damit das Garantieren der Menschenrechte in Zukunft wichtig, wir wollen sie auch schon heute.
Dafür hat Südzucker eine entsprechenden „Supplier Code of Conduct“, den Zulieferer unterschreiben müssen womit sie erklären, Menschenrechte einzuhalten. Auf Seite 46 berichtet Südzucker, dass im letzten Jahr an 51 bzw. 58 Standorten zusätzlich entsprechende Audits durchgeführt wurden. Zu den Ergebnissen wird immer geschwiegen, deswegen folgende Fragen:
Sind Umwelt- und Menschenrechtsverstöße in den Audits festgestellt worden und wenn ja, wie viele und was genau? Würde Südzucker alle Audits bzw. die Ergebnisse der Audits veröffentlichen, zumindest den Aktionären zugänglich machen? Verlässt sich Südzucker bei der Wahrnehmung der eigenen menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten nur auf externe Dienstleister? Wie steht der Vorstand zu einer gesetzlichen Regulierung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten in Unternehmen für Deutschland, Europa und auf UN-Ebene?
Zum Abschluss möchte ich noch einen Appell an Sie alle richten. Denn Ich denke auch Sie wollen Ihren Kindern keinen kaputten Planeten überlassen. Keinen Planeten, der von Versorgungsengpässen und Katastrophen dominiert wird. Deswegen bitte Ich Sie alle hier: Wehren Sie sich! Nutzen Sie Ihren Einfluss und leiten Sie jetzt mit uns die Wende ein! Denn es ist nötiger als je zuvor, Ihre Kinder werden es Ihnen danken.
Vielen Dank.