Angehörige von Refat Süleyman fordern angemessenen Umgang mit Tod und Unfällen sowie Verbesserung der Arbeitsbedingungen

Der Tod von Refat Süleyman, einem 26-jährigen türkischstämmigen Bulgaren und zweifachen Familienvater, hat sich vergangenen Oktober gejährt. Seine Angehörigen warten weiterhin auf Gerechtigkeit und auf eine Reaktion seitens ThyssenKrupp Steel (TKS).

Ein Dossier in der Wochenzeitung „Die Zeit“ vom 03.08.2023 hatte aus dem Stand der Polizeiermittlungen zitiert, dass das Fehlen eines Geländers im Schlammbecken, in dem Refat Süleyman den Erstickungstod gefunden haben soll, eine „eklatante Verletzung gegen Arbeitssicherheitsvorschriften“ darstellt und seinen Tod mindestens begünstigt haben
dürfte.

Entgegen den eigenen Ankündigungen hat weiterhin niemand von TKS die Hinterbliebenen von Refat kontaktiert, geschweige denn ihnen Hilfe in ihrer v.a. aufgrund weiter ungeklärter Hinterbliebenenansprüche weiter schwierigen Lage angeboten. Auch wenn die genauen Umstände des Todes von Refat Süleyman bislang noch nicht endgültig aufgeklärt sind, besteht kein Zweifel daran, dass die schlechten Arbeitsbedingungen in den zahlreichen Subunternehmen von TKS massive Risiken und oft manifeste Schäden für die Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer:innen bedeuten.

Die vom Vorstand bei der vergangenen Hauptversammlung (HV) erwähnten Abläufe und Systeme zur Erfassung und Vermeidung von Betriebsunfällen scheinen der Problematik nicht gewachsen: Im Juni 2022 wurde der Verfahrensmechaniker Enes Ugurlu beim Umsturz eines Krans schwer verletzt und und musste monatelange Rehabilitierungsmaßnahmen durchlaufen. Im November wurde ein Elektriker von einer automatischen Anlage in einen Ofen gedrückt und erlag seinen Verbrennungen. Insgesamt kam es allein 2022 zu fünf tödlichen Unfällen und mehreren weiteren mit ernsthaften Verletzungen.

Die TKS Leitung hatte immer wieder behauptet, dass die Verantwortlichkeit und Betreuung für Todes- und Unfälle in der eigenen Belegschaft besser geregelt seien. Aktuelle Fälle widersprechen dieser Darstellung. Die Angehörigen von Enes Ugurlu konnten bis zuletzt keine Einigung mit TKS bezüglich Entschädigungsansprüchen erzielen und müssen diese aktuell vor Gericht erstreiten. Und es warten weitere Familien auf eine gerechte Entschädigung. Eine von diesen ist die Familie von Muhammed Ibrahim Özcan, dessen Vater nach 35 Jahren Arbeit im Hochofen von TKS Bruckhausen an einem Lungenkrebs starb, der laut ärztlichem Befund auf diese Arbeit und die unzureichenden Schutzmaßnahmen
zurückzuführen ist.

Entgegen den Antworten des Vorstands auf der letzten HV müssen wir somit feststellen, dass TKS auch den Familien und Hinterbliebenen von verletzten oder verstorbenen Arbeitern aus der eigenen Belegschaft nur schleppend und teilweise gar nicht Unterstützung oder Entschädigung bietet. Dies ist ein unhaltbarer Zustand und muss Konsequenzen für die betreffenden Abläufe nach sich ziehen, sowie für die Bewertung durch die HV und Tätigkeit zuständiger Aufsichtsbehörden außerhalb des Unternehmens.

Zur Bekräftigung dieser Forderungen rufen wir zum Protest vor dem Gebäude der
Hauptversammlung auf, und zwar am Freitag, 02.02.2024 ab 08.30 Uhr, vor dem
RuhrCongress, Stadionring 20, 44791 Bochum.

Die Familien Süleyman, Naydenov und Özcan, Stolipinovo in Europa e.V. im Namen aller
Geschädigten

Kontakt: Philipp Lottholz, philipp@lottholz.com, Tel.: 0151 16532613

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