Die Veranstaltung zum Fall „Volkswagen und die brasilianische Militärdiktatur“ stieß mit über 4.600 Teilnehmenden auf großes Interesse in Brasilien und Deutschland
Pedro Campos von der Universidade Federal Rural do Rio de Janeiro gab einen Überblick über das Verhältnis der Unternehmen zur brasilianischen Militärdiktatur,
Christian Russau vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre berichtete über den Widerhall in Deutschland und die Entwicklungen des Falls der Komplizenschaft von VW do Brasil mit der Militärdiktatur. Dabei umriss er die Forderungen nach Entschuldigung, individueller und kollektiver Entschädigung der brasilianischen und deutschen Zivilgesellschaft und wie VW noch immer versucht, die historische Erinnerung und Verantwortung zu beschönigen.
Padre Ricardo Resende von der Universidade Federal Rio de Janeiro war in den 1980er Jahren bei der Landpastorale CPT und hat damals den Fall der VW-Farm Cristalino in Amazonien aufgedeckt, wo Arbeiter in sklavenarbeitsähnlichen Zwangsverhältnissen gehalten wurden.
Eduardo Schnoor, Forscher und Autor, sprach über die engen Verbindungen von deutschen Unternehmen in Brasilien und Nazis, teils in erschreckender Kontinuität von den 1930er bis in die 1970er Jahre
Padre Julio Lancelotti, der heute eine der größten Sammlungen von Lebensmittelspenden während Corona in São Paulo organisiert, gab einen Rückblick über den Widerstand der Befreiungstheologen in der katholischen Kirche gegen die brasilianische Militärdiktatur.
Die Staatsanwältin Eugênia Gonzaga, die der Comissão Especial sobre Mortos e Desaparecidos Político vorstand, sprach über transitional justice und die anhaltende Schwierigkeit, Täter und kollaborierende Unternehmen endlich haftbar zu machen.
Dra. Rosa Cardosa, Menschenrechtsanwältin seit Jahrzehnten, die viele der politischen Gefangenen während der Militärdiktatur juristisch verteidigt hat und Vorsitzende des Bereichs Historische Unternehmensverantwortung der Nationalen Wahrheitskommission Brasiliens war, sprach über ihren historischen und anhaltenden Kampf für die Menschenrechte und über die dringende Notwendigkeit einer transitional justice, die die Unternehmen für ihr Handeln damals endlich zur Rechenschaft ziehe.
Moderation: Sebastião Neto, IIEP
Die Veranstaltung fand auf Portugiesisch statt und konnte live verfolgt werden, entweder über Facebook oder über Youtube.
Wegen Überlänge und technischer Begrenzung der Kanalnutzung durch Zoom mussten wir nach 2 Stunden den Simultankanal für die deutsche Übersetzung leider schließen.