Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,
die ersten Hauptversammlungen stehen im Februar an. Uns interessieren zwei Fragen. Erstens: Wie führen die Konzerne ihre Hauptversammlung durch: virtuell oder in Präsenz?
Thyssenkrupp, Siemens und Siemens Energy haben sich für reine Online-Veranstaltungen entschieden. Nur Aurubis lädt seine Aktionär*innen zur Hauptversammlung nach Hamburg ein. Nach diesen Aktionärsversammlungen werden wir eine Zwischenbilanz ziehen und bewerten, ob Aktionärsrechte bei virtuellen Hauptversammlungen im neuen Format ausreichend berücksichtigt werden oder unter die Räder kommen.
Zweitens: Wie gut sind Deutschlands Konzerne auf das Lieferkettengesetz vorbereitet, das zu Jahresbeginn in Kraft getreten ist? Was tun sie, um ihren menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten gerecht zu werden? Glaubt man einer Umfrage des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME), ist ein großer Teil der Unternehmen mit mehr als 3.000 Beschäftigten – für sie gilt das Gesetz – noch nicht gut auf die Herausforderungen vorbereitet. Insbesondere kleinere Unternehmen haben laut der Studie von BME und Integrity Next kaum einen Überblick über Risiken bei ihren unmittelbaren Zulieferern. Wir wollen herausfinden, wie es bei Aurubis und Co. aussieht.
Und natürlich geht es in unserem Newsletter auch um Lützerath: das Dorf, in dem Aktivist*innen lange Widerstand gegen RWE und die konzernfreundliche NRW-Landesregierung geleistet haben. Auch wenn Lützerath nun geräumt und zerstört ist, besteht noch die Chance, dass die Braunkohle darunter im (fruchtbaren Löß-)Boden bleibt.
Gerade im Rohstoffsektor gibt es immer wieder Menschenrechtsverletzungen durch Konzerne: illegale Landnahme, tödliche Unfälle durch mangelnde Sicherheitsstandards, Gesundheitsgefährdung und Entzug der Lebensgrundlage durch Umweltzerstörung. Am 1. Januar 2023 ist in Deutschland das Lieferkettengesetz in Kraft getreten, mit dem wir von den Konzernen die Einhaltung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten einfordern können. Europas größter Kupferkonzern, die Aurubis AG mit Sitz in Hamburg, bezieht den Großteil ihres Kupferkonzentrats aus Ländern wie Peru, Chile und Brasilien. Gemeinsam mit der Kampagne Bergbau Peru und anderen Organisationen wird der Dachverband bei der Hauptversammlung der Aurubis AG am 16. Februar den Kupferkonzern auf den Prüfstand stellen.
Referentinnen:
Ariana Kana Magaño von der indigenen Gemeinschaft Huisa in Espinar/Peru lebt nahe der Mine Espinar, die vom Bergbaukonzern Glencore-Xstrata betrieben wird. Sie berichtet über die Umweltzerstörung und die Wasserverschmutzung durch die Mine und ihre Erfahrungen mit Glencore.
Vanessa Schaeffer, Beraterin zur Klimagerechtigkeit, Bergbau und Menschenrechte in Peru bei der Erzdiözese Freiburg, analysiert, ob das deutsche Lieferkettengesetz für den Anden-Staat und seine Bevölkerung Verbesserungen bringen wird.
Begrüßung und Moderation: Joachim Ziefle (Melanchthon-Akademie Köln) sowie Markus Dufner und Tilman Massa (Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre)
Die Veranstaltung findet auf Deutsch und Spanisch statt. Für eine Übersetzung ist gesorgt.
Derzeit suchen wir eine*n Freiwillige*n (m/w/d) für die Geschäftsstelle des Dachverbands in Köln im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes für ein Jahr, frühestens ab Januar 2023 – Jetzt bewerben oder gerne an Interessierte weiterleiten!