Gegenantrag

Gegenantrag zum Tagesordnungspunkt 3: Entlastung des Vorstands für das Geschäftsjahr 2011

Die Mitglieder des Vorstands werden nicht entlastet.

Begründung

I. Die Hungerkrise wird durch Spekulation mit Nahrungsmitteln in verschiedenen Fonds der Allianz SE verschärft.

Die Preisexplosion für viele Grundnahrungsmittel hat in den letzten Jahren die Zahl der Hungernden um viele Millionen Menschen ansteigen lassen. Diverse Studien zeigen den Zusammenhang zwischen der Spekulation mit Nahrungsmitteln, Preisschwankungen und Hunger. Das Weltwirtschaftsforum hat erstmals in seinem Bericht Global Risks 2012 nicht nur Nahrungsmittelkrisen, sondern auch die extreme Preisvolatilität als eines der fünf globalen Risiken aufgeführt.

Nach Recherchen der Entwicklungsorganisation Oxfam hat die Allianz mit fünf Fonds (Allianz Commodities Strategy, Allianz RCM Commodities, PIMCO CommoditiesPLUSTM Short Strategy Fund, PIMCO CommoditiesPLUS™ Strategy Fund, CommodityRealReturn Strategy Fund) mehr als 6,2 Milliarden Euro in Wetten auf Nahrungsmittel investiert. Steigen deren Preise, steigen die Erträge der Fonds – und hungern mehr Menschen. In vielen Entwicklungsländern geben die Armen bis zu 80 % ihres Einkommens für Lebensmittel aus; Preissprünge ziehen dramatische Konsequenzen nach sich. Dadurch, dass an den sog. Warenterminbörsen Lebensmittel mehrfach gehandelt werden, verteuere sich die Ware mit jedem Handel, erklärt Wirtschaftswissenschaftler und Ex-Allianz-Aufsichtsrat Rudolf Hickel. Der Gewinn bleibe ausschließlich bei den Börsenhändlern und den Anlegern.

Friends of the Earth und Oxfam Deutschland haben im Januar und März 2012 den Allianz-Vorstandsvorsitzenden auf die Verletzung der Standards sozialer Unternehmensverantwortung durch die Fonds der Allianz und ihre Mitverantwortung für Verletzungen des grundlegenden Menschenrechts auf Nahrung durch die Fonds-Aktivitäten der Allianz hingewiesen. Andere europäische Finanzinstitute haben inzwischen ihre Spekulationsfonds im Nahrungsmittelbereich aufgegeben oder zumindest eine ernsthafte Prüfung derselben angekündigt.

Der Allianz-Vorstand hat bislang keine Konsequenzen aus den Hinweisen auf die durch die eigenen Rohstofffonds verstärkte weltweite Hungergefahr gezogen. Im Gegenteil, die Allianz ist der wichtigste deutsche Akteur in der Nahrungsmittelspekulation geworden. Der Allianz-Vorstand setzt damit nicht nur das Leben von armen Menschen in Entwicklungsländern aufs Spiel, sondern auch den guten Ruf eines großen Versicherungsunternehmens.

Die Allianz sollte im laufenden Jahr aus allen spekulativen Fonds, die auf die Preise von Nahrungsmittel wetten, aussteigen.

II. Die Allianz behauptet zwar, den Klimawandel als Geschäftsrisiko erkannt zu haben, aber sie ist trotzdem gleichzeitig massiv an Firmen beteiligt, die im Kohlesektor aktiv sind.

Kohle trägt entscheidend zum Klimawandel bei: Die Verbrennung von Steinkohle und besonders Braunkohle setzt mehr Kohlendioxid frei als irgendein anderer fossiler Energieträger. Kohlekraftwerke sind die größte Quelle menschlicher Kohlendioxidemissionen.

Obwohl diese Tatsachen Allgemeinwissen sind, hält die Allianz Aktien und Anteile von vielen Unternehmen, die sowohl im Kohlebergbau aktiv sind, als auch Kohlekraftwerke betreiben. Diese Investitionen belaufen sich laut einer Recherche des Forschungsinstituts Profundo von November 2011 auf 2,1 Milliarden Euro. Besonders aktiv ist die Allianz im chinesischen Kohlesektor, wo sie vor allem in chinesische Kohlestromproduzenten investiert. Neben den enormen Klimaauswirkungen sind die Umwelteffekte der Kohlekraftwerke bedeutend, denn die meisten Kohlekraftwerke verklappen die massiv anfallende Kohleasche einfach auf wenig geschützten Deponien unter freiem Himmel. Die Kohleasche enthält hohe Konzentrationen von Schwermetallen und anderen toxischen Stoffen wie Arsen, Blei, Selen und Quecksilber, die dann Luft, Böden und Grundwasser belasten.

Darüber hinaus investiert die Allianz in zahlreiche Kohlebergbaufirmen, deren Aktivitäten zu Umwelt- und Menschenrechtsproblemen führen, wie Xstrata, deren kolumbianische Kohle für Vertreibung und Umweltzerstörung sorgt, Coal India, die zahlreiche Kohleminen ohne Umwelterlaubnis betreibt und ehemalige Waldgebiete, unter denen Kohle lagert, in Gegenden verwandelt, die durch toxische Gase, Brände und Bodenabsenkungen unbewohnbar werden und BHP Biliton, die in Zentralkalimantan auf Borneo, Kohle abbauen wollen. Die dafür benötigte Infrastruktur bedroht den Lebensraum der dort ansässigen Bevölkerung und zerstört die Wälder, die zu den artenreichsten dieser Erde und zur letzten Heimat der Orang-Utans zählen.

Investitionen in Firmen, die schwerwiegende Umwelt-, Menschenrechts- und Klimaauswirkungen haben, sind für ein Unternehmen, das sowohl Lebens- als auch Sachversicherungen vertreibt, unverantwortlich. Solche Investitionen gefährden nicht nur das Klima, sondern setzen wegen der zerstörerischen Auswirkungen des Klimawandels auch den langfristigen Wert des Versicherers aufs Spiel.

Der Gegenantrag wurde unter Beteiligung von Oxfam Deutschland e.V. und urgewald e.v. erstellt.

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