Kritische Aktionäre verlangen Daten über Umweltbelastungen durch Werk Pirdop
Köln / Hamburg – Der größte Kupferproduzent Europas, die Aurubis AG, steht wegen Umweltfragen, fehlender Transparenz und dem Umgang mit Bürgerinitiativen, Umweltschützern, und Minderheitsaktionären in der Kritik. Bei der Hauptversammlung am Donnerstag in Hamburg wird der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre im Namen der bulgarischen Koalition für Nachhaltige Entwicklung (CSD) und der Bürgerinitiativen Zlatitza und Pirdop eine Klärung verlangen.
„Die Aurubis AG misst mit zweierlei Maß“, stellt Dachverbands-Vorstand Bernd Moritz fest. „Während die Aurubis sich in Deutschland an bestehende Umweltstandards hält, verzichtet sie bei der geplanten Werkserweiterung in Bulgarien auf eine Umweltverträglichkeitsprüfung.“ Unabhängig davon, ob juristisch eine Pflicht bestehe, so Moritz, könne eine Prüfung die Diskussion über bestehende Bedenken versachlichen.
„Auf dem Werksgelände in Pirdop gibt es mehrere Auffanganlagen für giftige Schlämme (Tailings)“, berichtet Ulf Georgiew. Er hat sich vor Ort ein Bild der Lage gemacht und arbeitet mit der CSD und Vertretern der Bürgerinitiativen Zlatitza und Pirdop zusammen. Laut WWF Bulgarien bergen diese Tailings-Anlagen die gleichen Umweltrisiken wie die Tailings-Anlage in dem ungarischen Ort Devecser, in dem sich 2010 der größte Umweltunfall mit Giftschlämmen ereignete. In Pirdop gab es 1989 eine Umweltkatastrophe, bei der der Tailings-Damm im Tal des Topolonitsa-Flusses aufgrund starker Regenfälle überlief. Die Umweltauswirkungen seien noch in 100 Kilometer Entfernung messbar gewesen. „Deshalb würden wir gerne Genaueres darüber wissen, wie die Wartung und Instandhaltung der Tailings-Anlagen und des Depots für Calcium- Arsen-Abwasserschlämme erfolgt“, erklärt Georgiew.
Fragen wirft auch der Bau einer Anlage zur Behandlung schwermetallhaltiger Abwässer auf. „Die Anlage, die das Schweizer Unternehmen Enviro Chemie für Aurubis Bulgaria herstellt, sollte Ende 2012 den Betrieb aufnehmen, doch ist sie immer noch nicht fertig gestellt“, so Georgiew.
Seit den Auseinandersetzungen um die Aurubis-Werkserweiterung macht den Umweltaktivisten in Bulgarien eine Medienkampagne, die gegen sie geführt wird, schwer zu schaffen. Moritz verlangt von Aurubis eine Klarstellung, ob der Konzern in der Vergangenheit Einfluss auf bulgarische Medien genommen hat. Auffällig sei, dass nur die bulgarischen Medien unsachlich über die Umweltschützer berichtet hatten, die bei einem Hamburg-Besuch am 22. und 23. März 2012 vertreten waren.
Außerdem will Moritz von Aurubis eine Zusicherung, dass die 3.500 Kleinaktionäre der Aurubis Bulgaria, einer 99,7%-igen Tochter der Aurubis AG, in ihren Aktionärsrechten nicht beschnitten werden. Könne dies nicht gewährleistet werden, solle man diesen Kleinaktionären Aktien des Mutterkonzerns zum Tausch anbieten.