- Wintershall Deas Börsengang auf unbestimmte Zeit verschoben
- Deutsche Bank soll globale Koordination der IPO übernehmen
- Wintershall in kontroverse fossile Geschäfte involviert
Wintershall Deas für den Herbst 2021 geplanter Börsengang in Frankfurt wurde aufgrund schlechter Marktprognosen für Öl und Gas erneut verschoben. [1] Das Unternehmen will damit neues Kapital für die Expansion seiner fossilen Geschäfte einnehmen. Für die Koordinierung des Börsendebuts sind die Deutsche Bank, Morgan Stanley und Goldman Sachs im Gespräch. [2] Eine heute von der Umweltschutzorganisation urgewald veröffentlichte Studie zeigt auf, welches hohe Risiko Wintershalls fossile Expansionspläne sowohl für das Klima als auch für potenzielle Aktionär*innen darstellen.
Sonja Meister, Energie-Campaignerin bei urgewald, sagt:
„Wintershall Deas Versuch, durch einen Börsengang Kapital für seine Öl- und Gas-Expansion zu erhalten, scheitert erneut an schlechten Marktprognosen. Deutschlands größtes Öl- und Gas-Unternehmen verfolgt ein veraltetes Geschäftsmodell, das die Klimakrise verschärfen wird. Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, können wir uns weitere Investitionen in fossile Brennstoffe nicht mehr leisten. Finanziers sollten dringend Abstand vom Kauf von Wintershalls Aktien nehmen, wenn sie ihr Geld nicht in zukünftige Investitionsruinen stecken wollen.”
Laut des aktuellen Berichts zur Klimaneutralität der International Energy Agency (IEA) ist die Erschließung neuer Öl- und Gas-Reserven nach 2021 nicht mit dem Ziel kompatibel, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. [3] Der Sturz des Öl-Preises im vergangenen Jahr versetzte Wintershall einen schweren Schlag und verschlechterte die Bilanz des Mutterkonzerns BASF. [4] Statt aus fossilen Brennstoffen auszusteigen und in erneuerbare Energien zu investieren, zementiert Wintershall Dea sein fossiles Geschäftsmodell. Die Firma versucht nicht einmal, sich ambitionierte Klimaziele zu setzen: Keine der vagen Versprechen wie CO2-Zertifikate oder unterirdische CO2-Einlagerung werden helfen, den Emissions-Ausstoß des Unternehmens in naher Zukunft bedeutend zu reduzieren.
Im Frühjahr 2020 kündigte Wintershall an, seine Öl- und Gas-Produktion bis 2023 von 600.000 Barrel Öl-Äquivalent pro Tag auf 750.000 – 800.000 Öl-Äquivalent pro Tag erhöhen zu wollen. Dies entspricht ungefähr einer Produktionssteigerung von 30% in zwei Jahren.
Wintershall ist an einer Reihe von kontroversen Projekten beteiligt. Das Unternehmen spielt eine tragende Rolle in der Ausweitung der Fracking-Industrie in Argentinien, vor allem in der Vaca Muerta-Region. Dort verursacht das Fracking unter anderem Wasserknappheit, Luftverschmutzung, giftige Abfallstoffe und Erdbeben. Wintershall ist zudem ein wichtiger Finanzier von Nord Stream 2. Die Pipeline würde die Import-Kapazität fossilen Gases für den ohnehin bereits übersättigten europäischen Markt deutlich erhöhen. [5] Ein Großteil von Wintershalls Expansion findet in risikoreichen Tiefsee-Bohrprojekten statt. So forscht Wintershall beispielsweise in der arktischen Barentssee und vor der Küste Patagoniens nahe der Antarktis nach neuen Ölfeldern.
“Wintershall hat offensichtlich nicht vor, sein Geschäftsmodell mit der Klimawissenschaft in Einklang zu bringen. Während die Welt mit tödlichen Hitzewellen und anderen Folgen der Klimakrise kämpft, plant Wintershall seine fossilen Geschäfte sogar noch erheblich weiter auszubauen. Wintershalls Geschäftsmodell ist nicht zukunftsfähig. Leider hat dies nicht nur für die Finanziers des Konzerns gravierende Folgen, sondern für uns alle,” sagt Sonja Meister.
Die Studie ist unter dem folgenden Link verfügbar: https://urgewald.org/shop/wintershall-dea
Notizen:
[1] https://www.basf.com/global/en/media/news-releases/2021/06/p-21-236.html?WT.mc_id=P_236e
[2] https://www.reuters.com/article/us-basf-wintershall-ipo-idINKCN1S11VI
[3] https://www.iea.org/reports/net-zero-by-2050
[4] https://report.basf.com/2020/en/managements-report/basf-group-business-year/results-of-operations/net-income-from-shareholdings-financial-result-and-income-after-taxes.html
[5] https://urgewald.org/nordstream2-report
Kontakt:
Jacey Bingler, Leiterin internationale Kommunikation
jacey[at]urgewald.org
Sonja Meister, Energie-Campaignerin
sonja[at]urgewald.org